Montag, 23. September 2019

TriMag 0011


Romanheft

ABENTEUER · MÄNNER · MOTOREN · TECHNIK
PKWs, Rennwagen, Trucks, Motorräder und Fahrräder als Themen des Romanhefts

Technik fasziniert oftmals. Im 20. Jahrhundert konnten wir alle eine rasante Entwicklung mitverfolgen. Zu Beginn des Jahrhunderts - damals als Kaiser Wilhelm II. Deutschland seinen eigenen Worten zufolge "herrlichen Zeiten" entgegenführen wollte, krochen die ersten 'Benzinkutschen' in sehr gemütlichem Tempo über die damals bestenfalls mit Kopfsteinpflaster versehenen Strassen der Städte und Dörfer. Im Ersten Weltkrieg erlebten motorbetriebene Fahrzeuge ihre militärischen Einsätze. Neue Fahrzeugtypen entstanden, wurden immer wieder weiterentwickelt und vervollkommnet und boten den technikbegeisterten Zeitgenossen, Möglichkkeiten zu staunen und eventuell Wünsche zu entwickeln, die solche Fahrzeuge erfüllen konnten. Die Entwicklung von Fahrzeugen ist nur die eine Seite, ihr Einsatz etwas anderes. Fahrräder, Motorräder und Personenkraftwagen wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Massentransportmitteln. Zunächst konnten sich nur wenige die neuen Fahrzeuge leisten, heutzutage besitzt fast jede Familie mehrere PKWs und häufig auch andere Fahrzeuge (Fahrräder, Motorroller, Motorräder). Ein Ergebnis dieser ungebremsten Entwicklung ist die chronische Verstopfung unserer Strassen, ein anderes die Belastung der Umwelt. -


Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg war das Thema Technik auch im Bereich der unterhaltenden Literatur angekommen. Einige willkürlich herausgegriffene Titel unterstreichen dies: So schrieb Heinz Bernd in der Romanreihe Kleine Kriminalbücher des Dresdener Mignon-Verlages den Titel Das Verbrechen im Auto (Bd. 138) oder wir erfahren etwas über Das flammende Auto (Romanreihe: Jack Nelson vom Tric Trac Tric, Bd. 20).

Es blieb allerdings m.W. den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg vorbehalten Serien auf dem Romanheftmarkt zu plazieren, in denen Autos oder Motorräder handlungsbestimmend waren. In den Spannenden Geschichten des Rufer-Verlages wurden etliche Hefte veröffentlicht in denen Heinz Helfgen von seiner Weltreise mit dem Fahrrad berichtete. In den 1950er Jahren erschien dann auch eine kurzlebige eigenständige Reihe Mit dem Fahrrad um die Welt in nur drei Heften im Sport- und Jugend Verlag in Hamburg mit Berichten von dieser Reise des Globetrotters.


1954 erschien dann auch die erste richtige 'Autoserie'. Obwohl ein eigener PKW für die meisten damals noch ein Wunschtraum war - Fahrräder, Mopeds, Motorroller (die berühmte 'Vespa') beherrschten die Strassen - sind die 1950er Jahre das Jahrzehnt in dem zahlreiche Tüftler und Kleinserienhersteller mit teilweise heute kurios anmutenden Kleinst- und Kleinwagen-Konstruktionen versuchten auf dem immerhin schon expandierenden PKW-Markt Fuss zu fassen. Die Vorkriegsentwicklung des VW-Käfers bedeutete schon Luxus und die Sportwagenentwicklungen von Porsche lagen für die meisten damaligen Zeitgenossen jenseits ihrer finanziellen Möglichkeiten.

So verwundert es nicht, dass ein VW-Käfer das Titelbild des ersten Heftes der Reihe Gib Gas! Die spannende Autoreihe ziert, die das Neue Verlagshaus für Volksliteratur in Bad Pyrmont ab 1954 veröffentlichte. Die insgesamt 17 erschienenen Hefte, führten ihre Leser aber nicht nur auf die deutschen Autobahnen, sondern auch in ferne, exotische Länder, sie berichteten teilweise von länger zurückliegenden Episoden aus der Geschichte der Automobile oder erzählten von den Erfolgen und auch Unfällen damals bekannter Autorennfahrer. Allerdings scheint die Reihe beim Publikum nicht übermässig erfolgreich gewesen zu sein; das letzte Heft erschien in einem anderen Verlag (Arthur Moewig) und mit Band 17 wurde die Romanheftreihe eingestellt.


Dennoch blieb das Thema 'ABENTEUER · MÄNNER · MOTOREN · TECHNIK' weiterhin aktuell. Die 'Macher' bei Moewig griffen es auf und warfen noch 1955 die Reihe PS · Auto- und Motorrad-Geschichten aus aller Welt auf den Markt. Bis 1956 erschienen in dieser Reihe 34 Romane mit einer der Vorgängerserie vergleichbaren Themen- und Handlungsstruktur, wobei bei PS · Auto- und Motorrad-Geschichten aus aller Welt das technische Element etwas stärker akzentuiert wurde.Danach wurde es wieder ruhiger. Die Deutschen lasen in den folgenden Jahrzehnten weniger über Autos oder Motorräder - sie kauften sie. Der Individualverkehr nahm kontinuierlich zu, Fahrten mit Autos waren im Prinzip keine Abenteuer mehr, sie wurden alltäglich. Man fuhr mit dem PKW zur Arbeit, man benutzte ihn zur Urlaubsreise und auch Auto- oder Motorradrennen hatten nur eine eingeschränkte Popularität. Hinzu kamen erste Warnungen vor Umweltbelastungen durch Abgase oder steigende Benzinpreise, die teilweise in den 1970er Jahren auch zu einem "Sonntagsfahrverbot" geführt hatten.
Motorräder wurden allerdings von alltäglichen Transportmitteln (z.B. für den Weg zur Arbeit) weitgehend zu Freizeit- und Sportfahrzeugen und die aus den USA herüberschwappende Begeisterung für Trucker und ihr angeblich freies und abenteuerreiches Leben steigerte die Popularität dieses Berufes und brachte eine Begeisterung für chromblitzende 'Giganten der Highways' und die sogenannten Trucker-Songs mit sich.

Vielleicht führte dies auch dazu, dass der Kölner Wolfgang Marken Verlag 1982 erneut einen Versuch unternahm unsere Thematik in Form einer Romanheftreihe den Lesern nahe zu bringen. Immerhin brachte es die Trucker-Reihe 320 PS-Jim auf mehr als 100 Ausgaben, die bis 1986 in vierzehntäglichem Turnus veröffentlicht wurden.
Gleichfalls bei Wolfgang Marken gab es ab 1984 eine Reihe über die Erlebnisse von Motorradfahrern. Zwei Teufelskerle erlebten - wie der Untertitel besagt - 'Abenteuer auf heissen Öfen', allerdings nur 22mal, dann war dieser Versuch einer neuen Romanheftreihe wieder gescheitert.

Frei nach dem Motto 'Aller guten Dinge sind drei' - blieb der Wolfgang Marken Verlag der Thematik treu und schickte erneut Trucker auf die Piste. In Turbo-King waren 'Fernfahrer unterwegs' zu insgesamt 21 Abenteuern, die 1986 beendet wurden.

Die Versuche des Kölner Verlages das Thema ''ABENTEUER · MÄNNER · MOTOREN · TECHNIK' zu popularisieren und daraus Profit zu ziehen, dürften auch im geographisch nit weit entfernten Bergisch-Gladbach bemerkt worden sein. Hier schickt die bekannte 'Spedition' des Bastei-Verlages 1986 mit dem Trucker-King ein eigenes 'Gefährt' ins Rennen um die Publikumsgunst. Als Verfasser der Reihe wurde zunächst der Name Steve Cooper genannt, ein Verlagspseudonym, hinter dem sich zahlreiche Autoren verbargen. Später wurden verschiedene Verfassernamen genannt. Trucker-King war bislang die letzte Romanheftreihe, die sich mit den Erlebnisse von Truckern und ihren Fahrzeigen beschäftigte - sie war allerdings auch die mit Abstand kommerziell erfolgreichste Reihe dieses Subgenres des Abenteuerromans - immerhin erschien bis 1996 250 Titel, in denen einmal sogar Jerry Cotton einen Gastauftritt absolvieren durfte (Bd. 90).

Mit 'ABENTEUER · MÄNNER · MOTOREN · TECHNIK' griffen die 'Macher' der populären Unterhaltungsliteratur ein Thema auf, welches m.E. irgendwo in der Luft lag, allerdings kommerziell langfristig nicht besonders erfolgreich war. Erstmals wurde es in 1950er Jahren zur Inspiration für eigenständige Serien, denen in 1980er Jahren eine zweite Gruppe von Reihen folgte, in denen nun allerdings das Trucker-/Fernfahrer-Thema weitaus stärker in den Vordergrund und auch in die Titelzeilengerückt wurde.

Informationen, Titellisten und Abbildungen zu den einzelnen Romanheftreihen durch Anklicken der Titel in der folgenden Übersicht.

Übersicht der Romanheftreihen:

Zeitraum Nr. Titel Verlag
ca. 1954 1 - 3 Mit dem Fahrrad um die Welt Sport- und Jugend Verlag | Hamburg
1954-55 1 - 17 Gib Gas! Die spannende Autoreihe Neues Verlagshaus für Volksliteratur | Bad Pyrmont
1955-56
1 - 34 PS · Auto- und Motorrad-Geschichten aus aller Welt Arthur Moewig Verlag | München
1982-86  1 - 106 320 PS-Jim · Cowboys der Highways Wolfgang Marken-Verlag | Köln
1984-85 1 - 22 Zwei Teufelskerle Wolfgang Marken-Verlag | Köln
1985-86 1 - 21 Turbo-King Wolfgang Marken-Verlag | Köln
1986-96 1 - 250 Trucker-King Bastei-Verlag | Bergisch-Gladbach

Karl Jürgen Roth 

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf der website TRIVIALITAS veröffentlicht. - Der erneute Abdruck ist weitgehend unverändert.

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