Sonntag, 16. Dezember 2012

Wenn der Storch ...

... dem Wolf das Fell gerbt ...

kann es sich eigentlich nur um eine Fabel handeln.

Fabeln bieten im Rahmen ihrer kleinen Geschichten vielfach Lehrrreiches für Kinder und auch für Erwachsene. Bekannt sind sie seit antiken Zeiten. Immer wieder umgestaltet und neu erzählt haben sie sich bis in heutige Lesebücher der allgemeinbildenden Schulen gerettet.


DAS FABELBUCH
Eine Auswahl der schönsten Fabeln für die Jugend bearbeitet und mit Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung herausgegeben von Karl Becker
Mit sechs schwarze Textbildern von E. Hanetzog, sowie sechs farbigen Bildern von Ernst Zimmer
mit eingebunden: 100 Fabeln für Kinder von Wilhelm Hey. Nebst einem ernsthaften Anhange
Verlag Jugendhort (Walter Bloch Nachf.) | Berlin W. 35 [s.a.]
gebunden -- 128 u. 108 S., ill.
Ach so, der Hinweis "neue Rechtschreibung" bezieht sich natürlich nicht auf die jüngste Verunstaltung der Rechtschreibung sondern auf die Regelungen von 1901. Das Buch dürfte demzufolge vermutlich irgendwann im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts veröffentlicht worden sein.
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Auf der Lüneburger Heide ...

... In dem wunderschönen Land 
Ging ich auf und ging ich unter 
Allerlei am Weg ich fand ... 

Hermann Löns (1866-1914) fand in seiner Ideallandschaft nicht nur dieses Lied, dessen erste Strophe ich eben zitierte - er fand dort auch einen "Wehrwolf", der allerdings nichts mit dem 'Haustier' der Horror- und Gruselfans zu tun hat; bei dem Wehrwolf von Löns handelt es sich vielmehr um den Titel eines 1910 veröffentlichten Romans aus der Feder von Hermann Löns, der vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt ist. Das Buch wurde zu einem Bestseller. 
Später instrumentalisierten die Nationalsozialisten den Titel - wehrhaft wie die Bauern der Heide, so wollten sich die Deutschen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in einem neuen Wehrwolf gegen die Feinde von aussen wehren und diese wieder aus Deutschland herauswerfen. - Ergebnis war, dass der Roman von Löns indiziert wurde.

Heutzutage kann man den Roman als historischen Roman vor einem regionalen Hintergrund lesen, wenn man bereit ist, über manches Gefasel hinwegzusehen. Sätze wie
"Im Anfange war es wüst und leer in der Haide. [...] Da kamen eines Abends andere Menschen zugereist, die blanke Gesichter und gelbes Haar hatten; mit Pferd und Wagen, Kind und Kegel kamen sie an, und mit Hunden und Federvieh.
Es gefiel ihnen gut in der Haide, denn sie kamen daher, wo das Eis noch bis in den Mai auf den Pümpen stand und im Oktober schon wieder Schnee fiel.
Ein jeder suchte sich seinen Platz und baute sich darauf ein breites Haus mit spitzem Dach, das mit Reet und Plaggen hedeckt war und am Giebel ein paar bunte Pferdeköpfe aus Holz aufwies." (S. 1)
erinnern (wohl bewusst) an die biblische Schöpfungsgeschichte, sind aber zumindest für mich nur schwer erträglich.

Hermann LÖNS
Der Wehrwolf
Eine Bauernchronik
Eugen Diederichs | Jena 352. bis 361. Tausend 1930
Leinen mit geprägtem Deckelbild [von F.H. Ernst Schneidler] -- 242 S.
 Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlage!

Wer ruhig im Sessel reisen will, ...

... der nimmt ein Reisebuch zur Hand. So könnte man dieses Posting überschreiben.

Reiseliteratur ist ein altes Genres. Wir müssen nicht bis zu Odysseus oder Herodot zurückgehen, um dies zu belegen. Als die weissen Flecken auf den Landkarten Ende des 19. Jahrhunderts so langsam verschwanden, schwand auch die Möglichkeit über bislang völlig unbekannte Gegenden zu berichten.

Ferdinand Emmerich (1858-1930) gehörte zu den Autoren, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch über eigene Erlebnisse in fremden exotischen Ländern berichten konnten. Seit den 1880er Jahren hatte er viele entlegene Winkel der Erde durchstreift und schrieb dann später darüber. Die umfangreichste Fassung seiner "Weltreisen und Forscher-Abenteuer" erschien in den 1920er Jahren bei Fr. Seybold's Verlagsbuchhandlung in München und Leipzig in 12 Bänden.

Der hier gezeigte achte Band (die Sternchen am Buchrücken zeigen die Bandnummern) führt nach Südamerika, wo der Ich-Erzähler in zahlreiche Abenteuer verwickelt wird. Inwieweit das alles so authenisch war, wie Emmerich postuliert sei einmal dahingestellt. Seine Darstellungen bleiben allerdings immer spannend und kurzweilig, wenn sie gelegentlich auch den Vorurteilen der Zeit verhaftet sind.

Ferdinand EMMERICH
Durch die Pampas von Argentinien
Fr. Seybold's Verlagsbuchhandlung | München - Leipzig 1923
Leinen -- ca. 19 x 13 cm -- 256 S.
[= Ferdinand Emmerich Weltreisen und Forscher-Abenteuer, Band 8]
vermutlich Ausschnitt aus dem Schutzumschlag, wurde
von einem Vorbesitzer auf dem Schmutztitel eingeklebt.

Südamerika - genauer gesagt die unwirtlichen Gegend um Kap Horn - ist auch Schauplatz der 1946 veröffentlichten Ausgabe von KREUZFAHRTEN DES GRAUENS des Norwegers Erling Tambs (1888-1967).

Tambs wollte ab 1928 zusammen mit seiner Frau Julie um die Welt segeln. Hierüber schrieb er "packende Erlebnisberichte" (wikipedia), die in jerweils mehreren Ausgaben auch in deutscher Spache veröffentlicht wurden. So folgten auf den Titel HOCHZEITSWREISE - ABER WIE! (1934) die KREUZFAHRTEN DES GRAUENS (1939) ... ein Schelm der Übles dabei denkt ...

Erling TAMBS
Kreuzfahrten des Grauens
Mit 38 Abbildungen
Eberhard Brockhaus Verlag | Wiesbaden 1946
Halbleinen -- ca. 19,3 x 13 cm -- 240 S.
Trotz der exotischen Giraffen auf dem Einband hat Albrecht Erich Günthers 'TOTEM. Tier und Mensch im Lebenszusammenhang' NICHTS mit Reiseliteratur zu tun.
Günther lebte von 1893-1942, sein populärwissenschaftliche Sachbuch erschien in den 1920er Jahren ohne genaue Jahresangabe. (Die DNB verzeichnet das 9.-11. Tausend für [1927]). Der Autor setzt sich in den drei Hauptkapitel auseinander mit den Themen:
  • Tier und Mensch im Naturzusammenhang
  • Tier und Mensch im Kulturzusammenhang
  • Tier und Mensch im Rahmen der Zivilisation

Albrecht Erich GÜNTHER
Totem. Tier und Mensch im Lebenszusammenhang
Deutsche Hausbücherei | Hamburg [s.a.]
gebunden -- 294 S., einige Abbildungen auf Tafeln
  Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlagen!




Samstag, 8. Dezember 2012

"Fabuliergenie" Dumas

Vor langer, langer Zeit - als in Deutschlands Westen die 'kapitalistische' Bundesrepublik sich scharf von den 'sozialistischen Schwestern und Brüdern' in der DDR abgrenzte, wollte man auch im Osten nicht auf die abenteuerlichen Fantasien des "Fabuliergenies" Alexandre Dumas verzichten - also gab es einige DDR-Ausgaben seiner Abenteuerklassiker, die zumindest vom Einband her durchaus gefallen können. Auch die Textfassungen sind akzeptabel und das Nachwort zu den Musketieren ist informativ -- enttäuschend ist leider das schlechte für den Druck verwandte Papier.

PoMeWe zeigt hier Ausgaben der 1960er Jahre von Rütten & Loening




Alexandre DUMAS
Der Graf von Monte Christo
[Roman in zwei Bänden]

Rütten & Loening | Berlin 4. Auflage 1966
2 Bände Leinen mit SchU -- 462 u. 496 S.
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Preuß
[O: LE COMTE DE MONTE-CHRISTO {kein Übersetzer angegeben}]




Alexandre DUMAS
Die drei Musketiere
[Roman. Mit einem Nachwort von Christine Wolter]

Rütten &Loening | Berlin 3. Auflage 1966
Leinen mit SchU -- 660 S.
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Preuß
O: LES TROIS MOUSQUETAIRES , dt. v. Herbert Bräuning]



Alexandre DUMAS
Zwanzig Jahre später
[Roman]

Rütten & Loening | Berlin 3. Auflage 1973
Leinen mit SchU -- 644 S.
Schutzumschlagentwurf: Peter Muzeniek/Gerhard Kruschel
O: VINGT ANS APRES, dt. v. Christine Hoeppener]

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Vorzeit tief 'gebräunt'

Eine Werbeanzeige für zwei Jugendbücher der 1930er Jahre, die damals populäre Geschichtsklitterungen in einer jugendgemässen Form präsentierten.

Anzeige aus: MÜLLER-HENNIG, Abenteuer um Saratow (1936)
 

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage! 

Von der Wolga

Erika Müller-Hennig
Abenteuer um Saratow
Junge Generation Verlag | Berlin 1936 [16.-22. Tsd.]

Leinen -- 139 S., Einbend u. Ill. von K. J. Blisch-Berlin



Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage! 

Bilder aus der Heide

Hermann LÖNS
Mein braunes Buch
Heidbilder

Adolf Sponholtz Verlag G.m.b.H. | Hannover  © 1912 [143.-147. Tsd.]
Leinen -- 221 S.



Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Unterhaltungsroman der 1920er Jahre

Ludwig [Ernst] Wolff (geb. 1876) schrieb in den 1920er Jahren etliche erfolgreiche Unterhaltungsromane und betätigte sich auch als Filmregisseur. Später emigrierte er in die Vereinigten Staaten wo er wohl nach 1958 verstorben ist.

21.-25. Tsd. 1924
Ludwig WOLFF
Garragan

Im Verlag Ullstein | Berlin 1924 [21.-25. Tsd. 1924]
Halbleinen -- 319 S.

Die bislang letzte mir bekannte Ausgabe des Buches wurde 1966 bei Melchert in Hamburg veröffentlicht (D.L.V. Taschenbuch, Band 54)


Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Ein Novellenzyklus von Gottfried Keller

Geschichten mit Indianern verbindet man geheimhin nicht mit dem Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller. In der Novelle DIE BERLOCKEN treten aber die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents dennoch auf.
Dies belegt neben dem Text selbst, Rudolf Linauers Illustration zu einer 1936 veröffentlichten Ausgabe des Textes.

Abbildung nach S. 254

Gottfried Keller
Das Sinngedicht
Eine Geschichte. Einmalige Ausgabe

Deutsche Hausbücherei | Hamburg
farbig ill. Pappe -- 289 S., ill. v. Rudolf Linauer -- Einbandentwurf von Bans Bohn
[= Band 4 der 17. Jahresreihe]

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Deutschtümelndes aus der Ostmark

Nachdem die Nationalsozialisten Österreich 1938 als 'Ostmark' "heim ins Reich" geholt hatten, erlebte auch dort Literatur mit nationalistischen Inhalten die wohlwollende Billigung der Regierenden.

So gabs im Deutschen Verlag für Jugend und Volk aus Wien eine 'Junge Ostmarkreihe' von der wir heute den 7. Band präsentieren können. Als Verfasser wird der 1899 geborene Anton Haasbauer genannt, der auch als Beauftragter für die kulturellen Fragen in Österreich tätig war.


Anton HAASBAUER -- Der Ruf der Heimat
Deutscher Verlag für Jugend und Volk Gesellschaft m.b.H. | Wien 1941
Hln. m. SchU. (Hans Hofmann) -- ca. 17,7 x 12,8 cm -- 171 S., ill. v. L. Nicoladoni
[= Die junge Ostmarkreihe, Band 7]
{Es handelt sich um eine Anthologie mit Texten verschiedner Autoren.}


Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!




Altsteinzeitliches

1878 erschien die erste Ausgabe dieses klassischen Jugendromans von David Friedrich Weinland (1829-1915). Der Autor verarbeitete hier damals aktuelle Forschungserkenntnis zum Paläolithikum in einer spannenden abenteuerlichen Geschichte mit 'wissenschaftlichen' Anmerkungen, die zahlreiche Auflagen erlebte.


Dr.  D[avid] F[riedrich] Weinland
Rulaman
Erzählung aus der Zeit des Höhlenmenschen und des Höhlenbären. Der Jugend und ihren Freunden gewidmet
Otto Spamer | Leipzig - Sechste durchgesehene Auflage mit vermehrten Anmerkungen 1906
farbig geprägtes Leinen -- ca. 21,8 x 15 cm --280 S., mit 48 Textabbildungen nach Zeichnungen von H. Leutemann

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!