Sonntag, 10. Februar 2019

TriMag 0010


Im Namen des Staates Texas

Texanische Themen im Westernroman der Bundesrepublik Deutschland

Im Namen des Staates Texas war einer von zahlreichen deutschsprachigen Westernromanen überschrieben, die die Bezeichnung Texas schon im Titel führten. [1] In ihm erzählt der Autor Jackson Cole - hinter dem Pseudonym verbarg sich ein amerikanischer Schriftsteller und möglicherweise zudem auch ein bislang unbekannter deutscher Autor - von den Erlebnissen des Texas-Rangers Bill Alamo. Das Heft erschien 1962 als zweiter Titel der Reihe Der neue Moewig-Western und wurde damals für 70 Pfenning verkauft.
Die Hauptfigur Bill Alamo war zuvor schon in anderen Heftreihen des Münchener Verlages aufgetreten; in Im Namen des Staates Texas hatte sie ihren ersten Auftritt innerhalb der neuen Reihe. Ihm sollten sich in den Jahren bis 1965 zahlreiche weitere anschließen. In den Heften bis zur Nummer 65 erschienen abwechselnd Abenteuer von Bill Alamo, dem Texas-Ranger und Zurdo, dem schwarzen Maskenreiter, von Heft 66 bis Heft 138 trat Bill Alamo durchgängig als Hauptfigur der Hefte auf.
Mit Bill Alamo und den Texas-Rangern sind wir schon mitten im Thema. Es geht um Texas, um die Darstellung eines Staates im Süden der Vereinigten Staaten im deutschsprachigen Westernroman der Bundesrepublik Deutschland. Texas als Handlungsort abenteuerlicher Unterhaltungsromane war den deutschen Lesern nicht fremd. Schon seit dem 19. Jahrhundert hatten eine Reihe von Autoren ihre fiktionalen Helden dort ihre Abenteuer erleben lassen, es waren etliche Reiseberichte über den Staat Texas veröffentlicht worden und zudem hatten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche deutsche Auswanderer in diesem Staat eine neue Heimat gefunden. Somit waren durchaus Informationen über den Staat vorhanden und es bestanden außerdem teilweise auch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Nachfahren der deutschen Einwanderer. [2]
Doch dies dürfte kaum ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß zahlreiche Verleger und Autoren der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Westernromane mit Titelzeilen versahen in denen der Name des Staates Texas vorkam, in denen Menschen aus Texas eine Rolle spielten oder in denen die Geschichte von Texas thematisiert wurde. Ist aber jeder dieser Texte ein „Texas-Western“? Verhältnismäßig einfach zu bejahen, ist diese Frage für diejenige Texte, die sich in fiktionaler Form mit Ereignissen aus der politischen Geschichte von Texas beschäftigen. In diese Kategorie gehören z.B. die Romane in denen die Kämpfe zwischen Texanern/Amerikanern und Mexikanern um die alte Mission Alamo eine Rolle spielen. Bei anderen Themen ist eine Antwort weitaus schwieriger, denn ein Text in dem z.B. die Befriedung einer Stadt durch einen Marshal, ein Weidekrieg oder ein Viehtrieb im Zentrum der Handlung stehen kann, aber muß nicht vor texanischem Hintergrund angesiedelt sein und auch Texas-Ranger gehen in zumindest einigen Romanen ihren Aufgaben außerhalb der Staatsgrenzen von Texas nach.
Bevor ich mich einigen ausgewählten Texten zuwende, erscheint es notwendig, einen Überblick über die in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichten fiktionalen Texte zu unserem Thema zu geben. Zu nennen sind insbesondere Leihbücher und Romanhefte. Taschenbücher spielten eine weniger bedeutende Rolle. Es erschien keine spezielle Taschenbuchreihe die den Begriff Texas im Titel führte, und bei den veröffentlichten Einzeltexten handelte es sich vielfach auch um Übersetzungen bzw. Neuausgaben von Leihbüchern oder Romanheften. In den fünfziger und auch noch in den frühen sechziger Jahren spielten die für kommerzielle Leihbibliotheken hergestellten Leihbücher eine wichtigere Rolle. Unter den mehr als 7000 veröffentlichten Westernleihbüchern fanden sich zahlreiche Romane mit Titeln wie Drei aus Texas, Texaner-Blut, Tom kommt aus Texas (Herbert André),  Sieben Texaner (Ben Tucker), Ein Tramp aus Texas (G.F. Barner), Der Mann aus Texas (George Berings) oder Texaner-Song (Jim Allison). Neben solchen monographischen Texten erschienen auch spezielle Buchreihen. Erwähnt seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit die Reihen Der Texaner (mindestens zwei Bände), Texas Bill (mindestens 21 Bände), Texas Jack (mindestens acht Bände) , Texas Kid (vier Bände), Texas-Ranger Kid Hollister (mindestens 14 Bände), Der Texas-Reiter (mindestens 58 Bände) und Texas-Tiger (mindestens 11 Bände). Bedeutsamer noch als die Leihbücher für die Verbreitung bestimmter Images vom Wilden Westen waren und sind die Westernromanhefte von denen seit dem Zweiten Weltkrieg zwischen 35000 und 40000 Ausgaben veröffentlicht worden sind (Neuausgaben älterer Titel inbegriffen). Zur Zeit erscheinen regelmäßig mehr als zehn verschiedene Reihen in den Verlagen Bastei und Kelter. Die Reihe Texas-Western von der bis heute fast 1300 Hefte veröffentlicht worden sind, führt wie auch zahlreiche frühere Reihen den Begriff Texas in ihrem Titel. Zu diesen früheren Reihen gehörten drei verschiedene Ausgaben von Der Texaner von Tumleh Elton, Der Texas-Reiter, Texas-Trapper, Texas-Wild-West oder Tiger-Tex - Ranger im Sonderauftrag. [3]. Abgesehen davon nennen zahlreiche Romanhefte auch in den Titeln der Einzelhefte den Begriff Texas.
Tabelle 1: Nennung ausgewählter geographischer Bezeichnungen in den Titelzeilen von Wildwestromanheften[4]
Staat /geographische Bezeichnung
Zahl der Romanhefte
Alamo
44
Arizona
103
Colorado
54
Kalifornien
7
Kansas/Arkansas
56
Mexiko
70
Montana
108
Nevada
77
Texas
375
Wyoming
54

Texas nimmt hier mit großem Abstand die Spitzenposition ein, insgesamt gesehen beträgt der Anteil der Texte in deren Titelzeile der Begriff genannt wird mehr als 1,5 % aller ausgewerteten Hefte. Hieraus ergibt sich, daß zumindest was die Titel von Einzelheften/-büchern und Heft- bzw. Buchreihen innerhalb des Bereichs der deutschsprachigen Westernromane betrifft, der Name des Staates Texas eine merklich höhere Bedeutung aufweist, als dies für die Namen anderer amerikanischer Bundestaaten zutrifft. Dies führt zu der Hypothese, daß Texas in gewissem Ausmaß als zentral für die Westernthematik an für sich anzusehen ist. Somit ist es auch nicht verwunderlich, daß ein großer Teil der deutschen Westernautoren immer wieder seine Romane in Texas spielen ließ, bzw. in den Texten Hauptfiguren auftreten ließ, die aus Texas stammen.
John Gray - hinter dem Pseudonym verbirgt sich der bekannte Sachbuchautor Dietmar Kügler - greift in dem 1984 als erstem Band der Reihe John Gray Western veröffentlichtem Band In Texas wartet die Hölle ein zentrales Thema der texanischen Geschichte auf, den Freiheitskampf der amerikanischen Einwanderer in Texas gegen die Mexikaner in den 1830er Jahren. Er erzählt die Geschichte von Arbo Bannister, der 1835 mit seinem Sohn und einem Neger nach Texas kommt und dort in die Auseinandersetzungen mit den Mexikanern gerät. Nachdem er unverschuldet gezwungen wird, seine Heimat zu verlassen, sagt er zu seinem Sohn, der ihn fragt, wohin sie gehen würden: „In Texas ist viel Platz. Die Kolonien am Brazos sind schon ziemlich dicht besiedelt. Aber weiter im Süden und im Westen gibt es noch viel gutes Land“. [5] Die Szene ist typisch. Texas ist ein Ziel der Verfolgten, aber auch ein Land, welches Möglichkeiten einer Ansiedlung bietet und wo nicht danach gefragt wird woher und warum man kommt. Dies stellt auch ein Texaner in einer späteren Textpassage fest: „‘Es interessiert mich nicht, warum ihr von drüben weggegangen seid. Es kommen jeden Tag Männer von Louisiana und Arkansas. Jeder hat seine Gründe. Das zählt nicht mehr in Texas. Hier zählt nur, was ihr hier tut.’“ [6] Die Rechte der regierenden Mexikaner spielen bei der Entscheidung nach Texas zu gehen, keine Rolle, sie werden überhaupt nicht erwähnt. In einem Gespräch in einer Ansiedlung in Texas wird dies deutlich: „‘Ich habe nichts gegen Mexikaner’ antwortete sie. ‘Ich auch nicht’, sagte er. ‘Ich will nur keine mexikanischen Soldaten vor meiner Haustür haben. Und ich will nicht, daß ein halbverrückter mexikanischer Diktator bestimmen kann, was wir in Texas zu tun und zu lassen haben.’“ [7]
Abgesehen von solchen Aussagen führt Kügler weitere Gründe für den texanischen Freiheitskampf an, als er einen amerikanischen Siedler sagen läßt: „‘Wir hatten eine Farm am Brazos [...] Die Karankawa haben nicht viel davon übrig gelassen, als sie auf ihrem letzten Feldzug bis in die Städte vorgedrungen sind. Die Mexikaner haben nichts dagegen unternommen. Sie sind in den Presidios geblieben und haben zugesehen, wie unsere Leute ihnen die Rothäute vom Hals gehalten haben.’“ [8] Eine solche Aussage führt zu der Assoziation, daß diejenigen, die so reagieren wie die mexikanischen Soldaten, kein Recht mehr besitzen das Land zu regieren. „‘Damals hatte ich genug davon, Felder für die Mexikaner anzulegen und Steuern zu zahlen. Ich hatte genug davon, mir von Alcaldes, die nach Texas geschickt worden sind, weil sie in Mexiko niemand mehr haben wollte, Vorschriften machen zu lassen und dann zusehen zu müssen, wie die Armee sich verkriecht, wenn es uns an den Kragen geht. Wir kommen allein zurecht. Wir Texaner bauen dieses Land auf, es gehört uns. Wir brauchen keine Regierung in Mexico City. [...] Wir machen Schluß mit Mexiko’.“ [9] Hinzu kommt die Entrüstung der Texaner darüber, daß Stephen Austin in Mexiko verhaftet, wurde nur weil er darum gebeten habe, daß die Siedler eine eigene texanische Verwaltung einsetzen dürften. [10] Bannister stellt dem Texaner, der ihm diese Erläuterungen gegeben hat, die naive Frage: „‘Ich dachte Texas ist ein freies Land,’“ die prompt beantwortet wird: „‘Das wird es erst werden, wenn wir die mexikanische Armee rausgeworfen haben.’“ [11]
Wie dies vor sich gehen soll, erleben Bannister und seine Begleiter mit, die durch einen Zufall in die Auseinandersetzungen verwickelt worden sind. Ein Texaner kommentiert den Guerillakampf: „‘den Mexikanern geht langsam die Luft aus. Am Ende gwinnt der, der den besseren Nachschub hat. Die Presidios haben nicht mal regelmäßige Verbindungen nach San Antonio, geschweige denn nach Monterey, Mexiko ist verdammt weit weg, während wir uns auf jeder Farm verkriechen können, wenn wir unsere Pferde füttern wollen oder ein Bett brauchen.’“ [12]
Allerdings sind die Mexikaner noch nicht endgültig geschlagen. Sie versuchen, ein Presidio wiederzubesetzen, aus dem sie kurz zuvor vertrieben wurden. Die Verteidiger verschanzen sich in einem Gebäude: „Hinter der Mauer des Presidios standen die Texaner, in Leder gehüllt, bärtig, langhaarig, Männer mit Biberfellmützen und großen Sombreros. Sie hatten ihre Kentucky Rifles angelegt und schossen nun gleichzeitig.“ [13] Der Kampf gegen die mexikanische Übermacht wirkt wie eine Vorwegnahme des Kampfes von John Wayne - pardon Davy Crockett - gegen die Soldaten Santa Annas am Alamo. Im Gegensatz zu den „Helden vom Alamo“ werden Bannister und seine Gefährten von einer anderen Texanergruppe gerettet, die der vor dem Angriff aus dem Presidio entkommene Sohn Bannisters herbeigeholt hat.
In einem Gespräch nach diesem Kampf wird der Stolz der Texaner auf ihre Eigenständigkeit deutlich, als der Anführer der Befreiungstruppe sagt: „‘Gut, daß du ehrlich bist, Bannister. Ich kann Kerle nicht ausstehen, die über die Grenze reiten und so tun, als hätten sie den Kampf gegen die Mexikaner erfunden. Manche von uns sind seit mehr als zehn Jahren hier und wissen noch genau, wie alles angefangen hat. Wie nehmen gern Hilfe aus den alten Staaten an, aber wir lassen uns nicht belehren.“ [14] Bannister denkt über die Lage und seine eigene Verstrickung in die Geschehnisse nach: „Er war nur wenige Tage in Texas, wußte fast nichts über die Verhältnisse hier, und doch war die Sache der Texaner bereits seine Sache, und er dachte gar nicht ernsthaft daran sich ihr zu entziehen. Was hätte er auch sonst tun sollen. Man brauchte ein Ziel, irgend etwas, was dem Leben Sinn gab.“ [15]
Die Ereignisse, die Bannister und seine Begleiter miterlebt haben, werden auch dem mexikanischen Gouverneur bekannt. In einem Gespräch mit seinem militärischen Befehlshaber hält er resignierend und zugleich vorausschauend fest: „Man kann mit militärischen Mitteln für eine bestimmte Zeit für Ruhe sorgen- Mann kann aber nicht auf Dauer mit Gewalt für Ruhe sorgen, es sei denn, man rottet das ganze Volk aus. Ich spüre seit geraumer Zeit, daß wir in Texas vor einer Umwälzung stehen. Es sind nicht allein die Sicherheitsausschüsse, die den Grenztruppen zu schaffen machen. Es sind die einfachen Leute, die Siedler, die friedlich auf ihren Parzellen sitzen und ihre Felder beackern, die uns zunehmend ablehnen. [...] Merken Sie sich meine Worte: Hier entsteht ein neuer Menschenschlag, ein neues Volk, wenn Sie so wollen. Wir haben diese Leute seit über zehn Jahren ins Land gelassen, weil unsere eigenen Kolonisten unfähig waren, sich in Texas zu behaupten. Jetzt schreiben wir das Jahr achtzehnhundertfünfunddreißig, und die amerikanischen Kolonisten sind die stärkste Volksgruppe im Land. Sie stellen Ansprüche an unsere Verwaltung, die wir gar nicht erfüllen können, weil kein Geld dafür vorhanden ist. Sie wollen Schulen für ihre Kinder, feste Straßen, ein besseres Gerichtswesen - im Grunde alle sehr vernünftige Forderungen. Und sehen Sie sich unsere eigenen Leute an, Coronel: Ihre Soldaten sind oftmals auf Ehrenwort entlassene Strafgefangene, die sich in Texas bewähren sollen. Die ärmsten, dümmsten und faulsten Vertreter Mexikos werden als Kolonisten nach Mexiko geschickt, weil sie im Süden niemand haben will.. Sollen die amerikanischen Siedler unter diesen Umständen Respekt vor uns haben? Nein, Coronel: In Texas sind von seiten unserer Regierung entscheidende Fehler gemacht worden, die jetzt nicht mehr in Ordnung gebracht werden können.“ [16]
Indem Kügler hier geschickt den mexikanischen Gouverneur José Felix Trespalacios die Position der amerikanischen Siedler vertreten läßt, unterstreicht er, daß es sich beim Kampf der Amerikaner nicht nur um einen Aufstand einiger Unzufriedener handelt, sondern um einen gerechtfertigten Kampf. Zudem rücken - ohne, daß dies im Text explizit ausgedrückt wird - Positionen der Monroe-Doktrin in den Vordergrund der Argumentation, die besagen, daß es das Recht und die Pflicht der Nordamerikaner sei, ihre Staatsform auch in den Regionen des amerikanischen Doppelkontinents zu verbreiten, in denen die einheimischen Regierungen nicht dazu in der Lage seien, ihre Aufgaben zu erfüllen. Im weiteren Verlauf der Unterredung zwischen Gouverneur und Militärbefehlshaber wird deutlich, daß der Gouverneur kaum noch an eine friedliche Lösung des Konfliktes glaubt und zudem auch nicht davon ausgeht, daß es den Mexikanern gelingen wird, Texas zu halten. Der Offizier pflichtet ihm bei und unterstreicht die Aussagen seines Vorgesetzten noch dadurch, daß er ausführlich die Unterstützung der Aufständischen von seiten der Vereinigten Staaten anspricht.
Nachdem er in diesem Exkurs die politische Lage in Texas eingehend dargestellt hat, schildert Kügler die weiteren Erlebnisse Bannisters. Dieser erfährt, wie er sich Siedlungsland verschaffen kann, und daß wohl in Zukunft - nach der Vertreibung der Mexikaner - sehr viele neue Einwanderer nach Texas strömen werden, so daß auch in Texas das freie Land knapp werden dürfte. [17]
Wenig später - er hat inzwischen im Auftrag der Aufständischen einen Waffentransport erfolgreich durchgeführt - wird Bannister Zeuge wie Samuel Houston zum Oberkommandierenden der neuen texanischen Armee gewählt wird. „Bannister sah einen großen, breitschultrigen Mann mit kantigem Schädel vor die Versammlung treten. Sein Augen sprühten vor Temperament. Sein Gesicht schimmerte rötlich. Der Backenbart verliegh das Aussehen eines Löwen. ‘Ich nehme die Wahl an!’ Seine Stimmer dröhnte. Er breitete die kräftigen Arme aus. Ich schwöre, daß ich dem Volk von Texas dienen werde. Wir werden gemeinsam die Freiheit erkämpfen. Wir werden wie freie Männer handeln und leben und uns keiner fernen Regierung beugen, die uns unterdrücken will. Wir lassen uns nicht zwingen, Mexikaner zu werden. Wir haben aus der texanischen Wildnis echtes Siedlungsland gemacht. Das Land gehört dem, der es bebaut. Das ist immer so gewesen. Texas gehört uns. Uns allein!“ [18]
Die Parolen, die Kügler Sam Houston in den Mund legt, sind zwar mitreißend, sachlich gesehen sind sie allerdings falsch. Mit der Ansiedlung in Texas und dem Eid auf die Regierung wurden die offiziellen amerikanischen Siedler zu mexikanischen Bürgern und Land hat nur selten dem wirklich gehört, der den Pflug über die Schollen führte. Für das amerikanische Selbstverständnis ist allerdings gerade die letzte Aussage bezeichnend, sie findet sich z.B. in den Grundlagen des Heimstättengesetzes von 1862 aber auch in der Siedlermenatilät an der Frontier immer wieder.
Ein texanischer Siedler faßt die Lage nach der Wahl Houstons zusammen: „Samuel Houston ist der beste Mann, den wir kriegen konnten. Er wird es den Mexikanern zeigen. Er war General der Miliz drüben in den Staaten und sogar zwei Jahre Gouverneur von Tennessee. Präsident Jackson ist sein Freund. Houston ist ein Mann aus Eisen. Stephen Austin ist auch gut, aber der ist zu weich für die Aufgaben, die wir vor uns haben. Die Mexikaner haben ihre Armee in Marsch gesetzt. In Goliad hat es letzte Woche einen Kampf gegeben. Die Mexikaner sind geschlagen worden. Wir belagern jetzt den Alamo. Dort sind die meisten Truppen stationiert. Es kann nur noch ein paar Tage dauern, dann geben die Mexikaner auf. Wenn das Jahr zu Ende ist. gehört Texas uns.“[19] Im nächsten Jahr - Bannister hat inzwischen eine Farm aufgebaut auf der er mit seinen Begleitern lebt - spitzen sich die Ereignisse zu: „General Santa Anna persönlich hat sich an die Spitze seiner Armee gesetzt und marschiert auf den Rio Grande zu. Man spricht von sechstausend oder achttausend Mann, die er bei sich hat. Wir sind im Moment nur ein paar hundert. Im Alamo haben sich hundertfünfzig Mann verschanzt, während unsere Abgeordneten schon abgehauen sind, um sich in Sicherheit zu bringen und Houston alles zusammentrommelt, was ein Gewehr tragen kann.“[20]
Küglers Roman endet damit, daß Bannister sich den Freiwilligen anschließt, die zusammem mit Houston Texas verteidigen wollen. Der Autor, der auch im zweiten Roman dieser Heftromanreihe Die Männer vom Alamo den Gründungsmythos von Texas aus Sicht anderer Protagonisten aufgreift, hat mit In Texas wartet die Hölle einen Wildwestroman geschrieben, der ausführlicher als die üblichen Western den historischen Hintergrund der Jahre 1835 und 1836 miteinbezieht. Obwohl er kaum Episoden schildert, die historisch sind, gelingt es ihm die Situation der Zeit anschaulich zu skizzieren und so auch die Beweggründe nachvollziehbar zu machen, die für den texanischen Befreiungskampf verantwortlich waren.
In Jackson Coles Roman Jim Hatfield, Ranger oder Renegat?, der als Band 818 der Reihe Rodeo Western des Zauberkreis Verlages veröffentlicht wurde, [21] steht mit den Texas-Rangern, eine texanische Eliteeinheit der Polizei im Zentrum der Handlung, deren Taten zumindest im Bereich der populären Westernkultur zum Mythos geworden sind. Jim Hatfield, die Titelfigur des Romanheftes, der auch in einer Reihe anderer Hefte des gleichen Autors auftrat, ist einer von ihnen.Über seine Vergangenheit heißt es: „‘Es ist schon eine Reihe von Jahren her. Hatfield hatte eben sein Ingenieurstudium beendet, da wurde sein Vater von Viehdieben erschossen. Der Junge wollte die Kerle selber zur Strecke bringen. McDowell [der Führer der Texas-Ranger-Truppe] hielt ihn davon ab, indem er ihn überzeugte, daß es besser für ihn wäre, wenn er als Texas Ranger Jagd auf die Schufte machte. Ingenieur könne er dann immer noch werden. Und bis Hatfield den letzten Mörder erwischt hatte wollte er nichtes mehr anderes als Texas Ranger sein. Er hatte jeden der Mörder als Einzelgänger gestellt, das brachte ihm den Namen ‘Einsamer Wolf’ ein. Heute ist es so, daß das hartgesottenste Banditenrudel das Gruseln bekommt, wenn es vom ‘Einsamen Wolf’ nur reden hört. Hatfield ist der bekannteste und geachtetste Ranger von allen.’“ [22] Es verwundert kaum, daß es nach einer solchen Vorstellung dem Helden nur wenig Mühe bereitet, seine Gegner, einen halbverrückten General, einen mexikanischen Banditen und einen üblen Zeitungsmann und Politiker zu überwinden. Letzterer versucht mit bewußter Diskriminierung und böswilligen Artikeln, den Ranger in ein schlechtes Licht zu rücken. Er möchte so einen Vorwand finden, um die Truppe der Texas Ranger, die seinen verbrecherischen Machenschaften im Wege steht, auflösen zu können. Doch Jim Hatfield findet Hilfe bei der Nichte des Generals, der er einmal das umwerfende Kompliment „Mit Ihnen könnte man Rinder durch Hölle und Hochwasser treiben“ [23] macht und bei dem jungen Mexikaner Doroteo Arango, der später unter dem Namen Pancho Villa bekannt werden sollte. Zudem unterstützen ihn auch diejenigen Texaner, die nicht auf die böswilligen Verleumdungen in der Presse hereinfallen.
Interessant erscheint zum einen die Konzeption der Hauptfigur als ‘einsamer Rächer’, der aber dennoch in seinem eigenen Sinn im Rahmen einer Polizeitruppe tätig sein kann, und nicht wie der berühmtere „Lone Ranger“, außerhalb des Gesetzes agieren muß. Zum anderen wird der Hauptgegner Hatfields als Verbrecher im weißen Kragen dargestellt, dem, obwohl er sich die Hilfe von Banditen für seine Pläne sichert, daran gelegen ist, die öffentliche Meinung auf seine Seite zu ziehen, um so seine Ziele auf zumindest vordergründig legalem Weg durchsetzen zu können. Seinen Verbündeten versucht Page diesen subtileren Plan klarzumachen: „Tötet Hatfield und irgendein anderer Sternträger wird seinen Platz einnehmen. [...] Und außerdem ist die öffentliche Meinung launisch wie ein Sommerwind. Hatfield als Opfer und Märtyrer der Pflichterfüllung hochstilisiert, könnte die öffentliche Meinung wieder zugunsten der Rangers umschlagen lassen, was wir unter gar keinen Umständen herbeiführen wollten. Aber wenn man Hatfield - den lebenden Hatfield - kompromittiert, beweist, daß er mit gesetzlosen Halunken unter einer Decke steckt - das würde uns mächtig weit voranbringen. Hatfield ist geradezu ein Symbol für die Texas Rangers. Wenn man nun beweist, daß gerade dieser Mann ein Schurke ist, wird er immer noch ein Symbol sein - ein Symbol für die Korruption der Rangers.’“ [24]
Mit einem ähnlich gewieften Gegner muß sich Bill Corner, der Held der Buch- und Romanheftreihe Der Texas-Reiter in dem Roman Reiter des Rechtes auseinandersetzen, der in den frühen 1950er Jahren in der Verlagsbuchhandlung Ludwig Liebel in Nürnberg erschien. Sir Archibald Henderson, der Leiter der Oil-Corporation of North-Texas, läßt aufgrund gesetzlicher Vollmachten im Gebiet von Sunfort-City Probebohrungen durchführen, um festzustellen, ob sich in der Gegend förderungswürdige Ölvorkommen befinden. Gegen diese Probebohrungen, die alleinigen Ausbeutungsrechte der Ölförderungsgesellschaft und gegen die von ihnen als viel zu niedrig empfundenen Kaufangebote der Oil Corporation wehren sich die Rancher der Gegend und ihre Cowboys. Schon vor der Ankunft in Sunfort-City finden der Texas-Reiter und seine beiden Begleiter einen sterbenden Rancher, der Mike Bait - die rechte Hand Hendersons - der Tat beschuldigt. Als Corner diesen daraufhin festnimmt, erhält Bait von seinem Chef ein Alibi und muß wieder freigelassen werden. Henderson selbst wird als dandyhaft gekleidet, mit teurem Anzug, silberner Reitgerte und einem unpassenden Stolz auf seinen „altenglischen Adelstitel“ eingeführt. Als er darauf besteht, daß ihn Corner mit diesem Titel anredet, kontert dieser wenig später: „‘Für euch bin ich Colonel Corner’, unterbach ihn Bill und grinste unverschämt. ‘Obwohl ich erst seit ein paar Monaten Colonel bin, so kann ich doch verdammt stolz darauf sein, denn zuvor mußten einige recht dunkle Gentlemen ihre unsauberen Geschäfte aufgeben, weil ein plötzlicher Todesfall ihnen die Chance verdarb, oder sei es, weil sie auf Staatskosten in hübsche ausbruchssichere Hotels einquartiert wurden.’“[25] Auch während der folgenden Ereignisse muß Corner mehrere Niederlagen einstecken. Trotz seiner Sympathien für die Rancher und Cowboys zwingt ihne sein Auftrag, die ordnungsgemäße Durchführung der Probebohrungen zu ermöglichen, da Henderson alle gesetzlich notwendigen Vollmachten vorweisen kann. Zudem muß Corner dafür sorgen, daß Henderson die Ranch des Ermordeten übernehmen kann, weil er einen notariell beglaubigten Kaufvertrag vorweisen kann. Immer stärker gerät der ’Texas-Reiter’ in einen Konflikt. Er dient dem Gesetz und setzt es durch, erkennt aber, daß das, was er tut, nicht dem Recht entspricht. Corner verläßt daraufhin Sunfort-City und kündigt seinen Job als Ranger, da er nicht gegen sein Gewissen handeln kann. Nach seiner Rückkehr nach Sunfort-City versucht er, in Zusammenarbeit mit den ‘Reitern des Rechtes’ einer Selbsthilfeorganisation der Cowboys, Henderson zu überführen.
Wie es dem Schema der Unterhaltungsliteratur entspricht, gelingt dies letztendlich und der falsche englische Adelige Henderson und seine Handlanger werden ins Gefängnis eingeliefert. Henderson war allerdings nur die ausführende Instanz vor Ort. Hinter den betrügerischen Geschäften mit den Probebohrungen und den Ausbeutungsrechten steckte ein reicher und einflußreicher Geldgeber, der auf nicht ganz legale Weise noch mehr Geld verdienen wollte.
Der Leiter der Texas-Ranger-Truppe erläutert dies Bill Corner: „‘Die Sache ist ein viel zu fettes Geschäft für ihn, als daß er sich durch Sentiments von Recht und Unrecht dazu bewegen ließe, die einmal eingeschlagene Richtung zu ändern. Im Gegenteil, er richtete sofort eine Beschwerde an unseren Präsidenten. Ich bekam postwendend eins auf den Deckel und den Befehl, mich nicht in Dinge zu mischen , die mich nichts angingen.’“ [26] Erst nach der Verhaftung von Henderson und unter dem drohenden Blick der Cowboys sieht sich der „ältere, wohlbeleibte“ Baskersen, dem der „Schweiß von der Glatze“ [27] rann, gezwungen, die Rancher angemessen an der Ausbeutung der Ölvorkommen zu beteiligen. Dank des Einsatzes des ‘Texas-Reiters’ kommt es so in gewissem Sinne zu einem ‘Happyend’, welches allerdings den schalen Nachgeschmack hinterläßt, daß der eigentliche Drahtzieher und Hintermann der verbrecherischer Ereignisse in Sunfort-City ungeschoren davonkommt.
Der anoym bleibende Autor der Buchreihe zeigt uns mit Bill Corner einen ähnlich integren Texas-Ranger wie es Jackson Cole mit Jim Hatfield tat. Auch ihre anderen fiktionalen Berufskollegen, ob sie nun Bill Alamo oder Ric Yerby hießen, standen immer auf der Seite des Gesetzes aber auch auf der eines dem Gesetz übergeordneten Rechtes, welches ihre Handlungen bestimmte und es ihnen ermöglichte, ihre Gegner zu überwinden, ob es sich nun um „White Collar-Banditen“ wie Baskersen, Henderson oder Page oder um primitive Revolverhelden wie Mike Bait und den mexikanischen Banditen Pedro Cartina handelte. Die Autoren der deutschsprachigen Western der Nachkriegsjahre beschwören somit in ihren Texten über die Texas-Ranger den Mythos edler Polizisten, die sich ihrer Aufgabe bewußt sind, die Gesellschaft des Wilden Westens vor allen möglichen Bedrohungen zu schützen. Das es sich bei diesen Rangern zudem um Männer handelt, deren Aussehen sie allein schon für eine Heldenrolle prädestiniert, braucht eigentlich nicht besonders hervorgehoben zu werden. [28]
Greifen wir zu einem weiteren belletristischen Werk über Texas. Im Jahr 1974 veröffentlichte H.J. Stammel, der u.a. unter dem Pseudonym Robert Ullman zu den erfolgreichsten deutschen Westernautoren überhaupt gehörte, unter seinem wirklichen Namen das Buch Die Stunde des Cowboys. Es unterscheidet sich von seinen zahlreichen anderen Romanen dadurch, daß Stammel hier in gewissem Sinne auf eine durchgestaltete fortlaufende Handlung verzichtet. Er erzählt Episoden aus dem Leben texanischer Cowboys im Panhandle, die während der Wintermonate ihren Job verloren haben und ihr Leben nur unter großen Schwierigkeiten fristen können. Teils ziehen sie mehr oder weniger als Bettler von einer Ranch zur anderen, teils versuchen sie gemeinsam in einer Hütte die langen Wintermonate mit Jagd aber auch mit Hilfe von Viehdiebstahl zu meistern. Stammel prangert dieses System mit eindringlichen Worten an und zeigt die entstehenden Probleme auf. Er schildert zudem die Pläne der Cowboys mit Hilfe eines Streiks im Frühjahr die Rancher in Zukunft dazu zu zwingen, sie auch in den kommenden Wintern zu beschäftigen. Neben den erzählenden Teilen integriert Stammel in sein Buch zahlreiche Zeitzeugnisse, Auszüge aus authentischen Schilderungen des Cowboylebens und druckt zudem textbegleitend Karten und Bilder ab. Insgesamt gesehen entsteht so ein anschauliches Bild des schweren Lebens der Cowboys. Stammel gelingt es, das Cowboydasein weitgehend seiner Romantik zu entkleiden. Die Texas-Cowboys in Die Stunde des Cowboys sind nicht mehr die Helden, wie sie uns in Tausenden von Romanheften, Fernsehfolgen und Filmen immer wieder vorgeführt wurden, sie sind hart arbeitende Männer, die allerdings ihre eigene Freiheit hoch einschätzen.
Ganz kann sich Stammel aber doch nicht von Klischeevorstellungen über die besonderen Fähigkeiten und Leistungen der Texas-Cowboys freimachen. Wenn er beschreibt, daß eine Gruppe von Cowboys im Winter eine Viehherde über einen langen Trail getrieben hat und das Erstaunen schildert, das diese Männer erregen, als sie an ihrem Ziel ankommen, dann kommt doch der Mythos der Besonderheit der Texas-Cowboys zum Vorschein: „‘Madre santisima!’ murmelte ein dunkelhäutiger Armeescout und bekreuzigte sich. ‘Tejanos - Texaner!’“ [29]
Von den Kämpfern gegen die mexikanischen Truppen Santa Annas über die das Recht durchsetzenden Texas Ranger bis zu den freien Cowboys der Open Range - ich konnte nur sehr wenige deutsche Westernromane über Texas vorstellen. So habe ich z.B. bewußt keinen der zahlreichen Texte über die Viehtrails und ich habe auch auf eine Vorstellung der in zahlreichen Romanen vorkommenden Auseinandersetzungen an der texanisch-mexikanischen Grenze, oder auf die in vielen Werken geschilderten Erlebnisse von Texanern in anderen Staaten und viele weitere Themenkomplexe verzichtet. Ich mußte die Ranchgeschichten, wie sie z.B. Al Wallon in seiner Serie Rio Concho thematisiert ebenso vernachlässigen wie Geschichten über die Gefangenschaft bei Indianern, die Thomas Jeier einmal in einem seiner Jugendbücher aufgegriffen hat. Somit müssen meine Ausführungen notwendigerweise fragmentarisch bleiben, sie belegen aber das im deutschsprachigen Western der vergangenen 40 Jahre immer wieder texanische Themen aufgegriffen sowie Texas als Handlungsort gewählt wurde. Die Autoren bemühten sich zumindest ab und und an auch den historischen Hintergrund in angemessener Weise zu berücksichtigen. Oftmals blieb „Texas“ als Reihen- oder Einzelhefttitel aber auch bloß ein Synomyn für den Wilden Westen an sich, wie dies z.B. für die Reihe Texas Western des Bastei Verlages zutrifft. Hier konnten z.B. Romane wie Blutrache in Montana von Rex Hayes (Nr. 347) oder Sein rauher Ritt nach Mexiko von Bill Murphy (Nr. 402) erscheinen, deren Titel schon besagen, daß sie nicht in Texas spielen.

(Der Beitrag wurde unter dem Titel Texas im deutschen Westernroman des 20. Jahrhunderts abgedruckt in Studies in the Western, Vol. VI 1998. Für die WEB-Fassung wurden abgesehen von der Anpassung des Layouts keine Änderungen vorgenommen.)


[1] Beim folgenden Beitrag handelt es sich um die schriftliche Fassung eines Vortrages, den ich am 6. Juni 1998 während der Tagung „Texas im Western“ in Schloß Friedewald gehalten habe. Für die WEB-Fassung wurden Anmerkungen hinzugefügt, ansonsten wurde bewußt der Vortragsstil beibehalten.
[2] Vgl. in diesem Zusammenhang auch den Beitrag von Peter Noçon in dieser Ausgabe von Studies in the Western.
[3] Von den beiden erstgenannten Reihen erschienen auch Titel als Leihbücher.
[4] Für die Tabelle ausgewertet wurde meine Datenbank mit rund 24600 Einzeltiteln.
[5] John Gray In Texas ist die Hölle los (John Gray Western 1,) Rastatt 1984, S. 7),
[6] Ebd., S. 18.
[7] Ebd., S. 12.
[8] Ebd., S. 16.
[9] Ebd., S. 17.
[10] Vgl. ebd.
[11] Ebd.
[12] Ebd., S. 23.
[13] Ebd., S. 30.
[14] Ebd., S. 38.
[15] Ebd., S. 39.
[16] Ebd., S. 41.
[17] Vgl. ebd., S. 43.
[18] Vgl. ebd., S. 55.
[19] Ebd., S. 56.
[20] Ebd., S. 60.
[21]  Bei dem Roman handelt es sich möglicherweise um eine Übersetzung, obwohl dies im Romanheft selbst nicht angegeben wurde. Die „Jim-Hatfield-Figur“ tritt auch in amerikanischen Romanen des Autors Jackson Cole auf.
[22] Jackson Cole, Jim Hatfield, Ranger oder Renegat? (Rodeo-Western Nr. 818), Rastatt o.J., S. 3.
[23] Ebd., S. 8.
[24] Ebd., S. 17 f.
[25] Der Texas-Reiter, Reiter des Rechtes, Nürnberg o.J., S. 45.
[26] Ebd. S., 167.
[27] Ebd., S. 253 u. S. 254.
[28] So beschreibt Jackson Cole Jim Hatfield als große[n], breitschultrige[n] Texas Ranger mit [...] schwarzem Haar und [...] grüngrauen Augen, vgl. Jackson Cole, Jim Hatfield, Ranger oder Renegat?, a.a.O., S. 3.
[29] H.J. Stammel, Die Stunde des Cowboys. Stuttgart 1974, S. 281.

Karl Jürgen Roth

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Vor mehr als 16 Jahren gab's auf der alten (nicht mehr online zugänglichen) Wildwester-website eine Rubrik mit Zitaten. Es wäre zu schade, wenn diese Zitate völlig in Vergessenheit geraten, darum hier eine Wiederauflage.

Januar 2003 

Ernest Haycox schrieb 1941 in Die Goldschlucht (Alder Gulch) über die Pflichten der "Guten und Gerechten", wobei natürlich die Frage auftaucht: Wer kann/darf bestimmen was "gut und gerecht" ist? 

"'Die Guten und Gerechten stehen am Anfang immer allein. Sie müssen immer leiden, am Anfang. Aber dann, wenn sie den Weg zeigen, folgen ihnen die anderen. Den rechten Weg zeigen, das ist die Pflicht der Guten und Gerechten.' 'Du willst also deines Bruders Hüter sein?' 'Natürlich', sagte Pfouts. 'Du nicht?' 'Nein', sagte Pierce grob. 'Ich bin mein eigener Hüter.' Pfouts lächelte milde. 'Mein Junge, du bist zu hart. Manche sehen die Wahrheit, manche sehen sie nicht. Die Starken müssen ihre Stärke den Schwachen leihen, sonst wird es keine Gerechtigkeit geben. Und die, welche die Wahrheit sehen, müssen die Blinden sehen lehren, sonst wird es keine Wahrheit geben.' 'Kein Mann', sagte Pierce, 'hat mir je in der Not beigestanden. Kein Gesetz hat sich je darum bemüht, mich zu beschützen. Ich kenne nur ein Gesetz, und das habe ich mir selber schaffen müssen. Kennst du es? Hilf dir selbst und bleib am Leben.'" 

[Ernest HAYCOX, Die Goldschlucht. Wilhelm Heyne Verlag, München 1969, 110-111]

Die Abbildung zeigt eine spätere Taschenbuchausgabe bei Dell - No. 317 aus dem Jahr 1949



Samstag, 9. Februar 2019

TriMag 0009



Es handelt sich hier um eine ältere, sehr selektive Übersicht der Sekundärliteratur zum Bereich Western. Neuere nach 2005 erschienene Veröffentlichungen fehlen vollständig, die meisten Titel sind nur antiquarisch noch erhältlich {09-02-2019}.

Zum Weiterlesen

Die folgenden bibliografischen Hinweise stellen keine vollständige Bibliografie der deutschsprachigen Sekundärliteratur zum Thema dar. Primärliteratur wird hier nicht berücksichtigt, fremdsprachige Sekundärliteratur wird nur in Ausnahmefällen erwähnt. Die Hinweise sollen dazu dienen, denjenigen, die sich eingehender informieren wollen, eine erste Arbeitsgrundlage zu bieten. Sie sind alphabetisch nach Verfassern geordnet innerhalb der Sachgebiete:
Autoren, Bibliografien, Bücher, Comics/Kunst, Didaktisches - Western im Schulunterricht, Fernsehen, Filme, Romanhefte, Verschiedenes, Zeitschriften/Periodika.




AUTOREN
  • BARBA, Preston Albert: Friedrich Armand Strubberg. – In: German American Annals 10.1912/11/1913, S. 175-225, 3-63, 115-142; auch als: The Life and Works of Friedrich Armand Strubberg [New York] 1913 (Americana Germanica Monograph Series 16) [in englischer Sprache]
    >>> Alte, aber nach wie vor zentrale Arbeit zu Armand <<<

  • GRAEWERT, Theodor: Otto Ruppius und der Amerikaroman im 19. Jahrhundert. Diss. Jena 1935
    >>> Ruppius, einer der Klassiker des deutschen Amerikaromans im 19. Jahrhundert, ist weitgehend vergessen, und es gibt m.W. auch keine neuere Monographie zu diesem Autor. <<<

  • GRAF, Andreas: Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825-1905). Berlin 1991
    >>> Der erste Teil der wichtigen Arbeit von Graf beschäftigt sich mit der Biografie Möllhausens. <<<

  • GRAF, Andreas: Abenteuer und Geheimnis. Die Romane Balduin Möllhausens. Freiburg 1993 (= Rombach Wissenschaft – Reihe Litterae 18)
    >>> Im zweiten Teil von Grafs Ausführungen zu Möllhausen stehen die literarischen Werke im Mittelpunkt der Darstellung. <<<

  • OSTWALD, Thomas: Friedrich Gerstäcker. Leben und Werk. 2. korr. u. erg. Aufl. Braunschweig 1977
    >>> Eine populärwissenschaftliche, lesenswerte Biographie über Gerstäcker <<<

  • PLETICHA, Heinrich (Hg.): Abenteuer Lexikon. Alles über Motive, Inhalte und Autoren alter und neuer Abenteuerbücher. Würzburg 1978
    >>> Ursprünglich für jugendliche Leser konzipiertes Nachschlagewerk, aber auf jeden Fall eine anregende Lektüre. <<<

  • PLETICHA, Heinrich / AUGUSTIN, Siegfried (Hg.): Lexikon der Abenteuer- und Reiseliteratur. Von Afrika bis Winnetou. Stuttgart – Wien – Bern 1999
    >>> Solides, knappes Nachschlagewerk zu den wichtigsten Aspekten des Genres. <<<

  • SCHEGK, Friedrich / WIMMER, Heinrich (Hg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur [Loseblattsammlung], Meitingen 1988 ff
    >>> DAS zentrale Nachschlagewerk, sehr ausführlich und insgesamt kompetent, trotz einiger schwächerer Beiträge. <<<

  • SEHM, Gunter G.: Armand. Biographie und Bibliographie. Wien 1972
    >>> Leider kaum bekannt, aber dennoch ein guter Überblick. <<<

  • SIEVERLING, Rainer: Die Abenteuerromane Gustave Aimards. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Trivialliteratur im 19. Jahrhundert. Diss. Freiburg 1982
    >>> Solide Arbeit zu dem französischer Abenteuerliteraturklassiker. <<<

  • STEELE, Joan: Captain Mayne Reid. Boston 1978 (= Twayne’s English Authors Series 229) [in englischer Sprache]
    >>> Zu Mayne Reid fehlen brauchbare deutschspachige Informationen, daher hier das wichtigste neuere englischsprachige Werk. <<<

  • UEDING, Gert (Hg.): Karl-May-Handbuch. Stuttgart 1987
    >>> Das inzwischen in erweiterter Neuauflage vorliegende Handbuch, bietet einen ersten umfassenden Einblick in das Oeuvre Karl Mays. <<<

BIBLIOGRAFIEN
  • ROTH, Karl Jürgen: Westernromanhefte im deutschen Sprachraum 1900-2000. Eine Bibliografie. [Loseblattsammlung, Grundwerk; 1. Ergänzunglieferung] Siegen 2000, 2001
    [fortgeführt als CD-Rom: DWB - Old Reddys Westernwelten]
    >>> Kein Kommentar - da mein eignes Produkt <<<

  • STEMMER, Michael: Western Movie Composers. A Selected, Annotated Listing of 2006 Genre Films, Shown in Germany. Berlin 1995
    >>> Die fleißige Kompilation hält, was sie verspricht. <<<

  • WANJEK, Peter: Der deutsche Heftroman. Ein Handbuch der zwischen 1900 und 1945 im Deutschen Reich erschienen[en] Romanhefte. [Wilfersdorf 1993]
    >>> Erste und bislang einzigste Bibliografie zu den alten deutschen Groschenheften. <<<

BÜCHER
  • EGGER, Irmgard: Lederstrumpf – ein deutsches Jugendbuch. Untersuchung zu den Bedingungen und Strukturen literarischer Transformation. Wien 1991 (= Dissertationen der Universität Wien 225)
    >>> Umfangreiche Arbeit zu James Fenimore Coopers "Lederstrumpf" mit gründlicher Bibliographie <<<

  • MORWEISER, Klaus: Untersuchungen zum New Western unter besonderer Berücksichtigung der Gattungsproblematik, Thematik und Motivik in Michael Blakes DANCES WITH WOLVES. Regensburg 1997 (= Theorie und Forschung 489 – Literaturwissenschaften 28)
    >>> Sinnvoll als Sekundärwerk zu "Dances with Wolves" - aber was ist bitte der New Western? - Dies kann auch Morweiser m.E. nicht eindeutig klären! <<<

  • SCHMIDTKE, Werner G.: Alte Reiter. Als der Western noch Wildwestroman hieß. – In: Magazin für Abenteuer-, Reise und Unterhaltungsliteratur Nr. 32 (4. Quartal) 1981, 36-56
    >>> Überblick zu den deutschen Westernleihbuchhelden der 1930er Jahre. <<<

  • SEHM, Gunter G.: Der ethnographische Reise- und Abenteuerroman des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Gattungsbestimmung. Wien 1972 [Diss. Hamburg 1974] (Studien zur Trivialliteratur 3)
    >>> Neben Steinbrinks Arbeit (s.u.) zentral für das 19. Jahrhundert und seine Abenteuerphantasien. <<<

  • STEINBRINK, Bernd: Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Studien zu einer vernachlässigten Gattung. Tübingen 1983 (= Studien zur deutschen Literatur 72)
    >>> Der wichtigste Überblick zu diesem Teilbereich der Abenteuerliteratur. <<<

  • WEIGAND, Jörg: Träume auf dickem Papier. Das Leihbuch nach 1945 – ein Stück Buchgeschichte. Baden-Baden 1995
    >>> Kenntnisreich, gut lesbar und unverzichtbar. <<<

COMICS / KUNST
  • AINSWORTH, Ed: The Cowboy in Art. Bonanza Books, New York 1968 [in englischer Sprache]
    >>> Guter Überblick mit viel Bildmaterial in SW, in dem aber - logischerweise - die jüngeren Künstler fehlen. <<<

  • FREDANI, Graziano (Hrsg.): Le Frontiere di carta. Piccola storia del western a fumetti. Milano 1998 [Allegato a Tex Gigante n. 455; in italienischer Sprache]
    >>> Ein schmales, wichtiges Bändchen, toll illustriert, zum Thema Westerncomics international, mit Schwerpunkt auf der italienischen Produktion. <<<

  • HAMANN, Volker: Reddition. Zeitschrift für Graphische Literatur, Nr. 38 [Schwerpunktthema: Europäische Westerncomics]. Barmstedt [August] 2002
    >>> Aufsätze zu europäischen Westerncomicreihen natürlich aus dem frankobelgischen Raum! <<<

  • HORN, Maurice: Comics of the American West. Winchester Press, New York 1977 [in englischer Sprache]
    >>> Nach wie vor das Standardwerk zum Thema, hier hat fast jeder andere Autor gründlich nachgelesen. <<<

  • KNIGGE, Andreas C. (Hrsg.): Comic Jahrbuch 1990.. Hamburg 1990. [enthält auf den S. 8-89 ein Dossier zum Thema Western-Comics mit acht Einzelbeiträgen]
    >>> Zahlreiche informative Beiträge, in denen gelegentlich die Lektüre von Horns Werk zu spüren ist! <<<

  • PIZZOLI, Daniel: Ein Yankee namens Blueberry : J.-M. Charlier; Jean Giraud; eine Monographie. 1. Aufl. - Ehapa Comic Collection, Stuttgart 1997.
    >>> Blueberry forever - insbesondere auch für seine hartgesottenen Fans.<<<

  • SCHLEITER, Klaus D. (Hrsg.): Blueberry und der europäische Western-Comic. Berlin 2003 [= ZACK-Dossier 1]
    >>> Wieder einmal werden die Fans der frankobelgischen Western besonders gut bedient - die Freunde anderer europäischer Western bleiben auf der Strecke. <<<

DIDAKTISCHES - Western im Schulunterricht
  • AMMANN, George / BODMER, Dani / HERENSPERGER, Ruedi: Western. Klett und Balmer Verlag, Zug 1983 (ISBN 3-264-80047-0) [Zürcher Beiträge zur Medienpädagogik. Unterrichtsvorschläge für das 7. - 10. Schuljahr]
    >>>Arbeitsvorschläge + Materialien + Schülerarbeitsblätter = EMPFEHLENSWERT<<<

  • GRAF, Günter: Stundenblätter: Der Wildwestroman. Eine exemplarische Analyse für die Klassen 8/9/10. Klett Stuttgart 1981 [Stundenblätter für das Fach Deutsch]

  • WALDMANN, Günter: Literatur zur Unterhaltung [2 Bände]. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1980
    [Bd. 1: Unterrichtsmodelle zur Analyse und Eigenproduktion von Trivialliteratur (ISBN 3 499 17351 4)
    Bd. 2: Texte, Gegentexte und Materialien zum produktiven Lesen (ISBN 3 499 17352 2)]
    >>> Im ersten Band ein Kapitel mit vielen Hintergrundinformationen und Arbeitsvorschlägen - im zweiten Band ein umfangreicher Materialienteil. <<<

FERNSEHEN
  • HEMBUS, Joe: Western von gestern. München 1978
    >>> Hembus verarbeitete die klassischen amerikanischen Serials in einer legendären Fernsehserie - hier das Begleitbuch. <<<

FILME
  • BRUCKNER, Ulrich P.: Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Berlin 2002
    >>> Ausführlich, gründlich, erschöpfend - aber umständlich zu benutzen! <<<

  • BRUCKNER, Ulrich P.: Leichen plastern ihren Weg. Italo-Western-Lexikon. Koch-Media o.O. 2005
    >>> Handlicher, gut ausgestatteter Band mit knappen, aber soliden Informationen. - Leider nicht im Buchhandel, sondern nur als Bestandteil der DVD-Box "Sergio Sollima Italo-Western Box" erhältlich! <<<

  • DOPHEIDE, Arnd: Apachen im Film. Mythen und Realitäten und ihre politische Funktion. Hamburg 2004

  • DRUMMOND, Phillip: Zwölf Uhr mittags. Mythos und Geschichte eines Filmklassikers. Hamburg/Wien 2000
    >>> Ein Westernklassiker - schön, dass es dieses Grundlagenwerk zu Zinnemanns Film in deutsch gibt. <<<

  • GÖKTÜRK, Deniz: Neckar-Western statt Donau-Walzer. Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer im frühen Kino. – In: Kintopp. Jahrbuch zur Erforschung des frühen Films 2.1993, 117-142
    >>> Spannend zu lesen, was es im frühen 20. Jahrhundert alles im Kintopp gab! <<<

  • HABEL, Frank-Burkhard: Gojko Mitic, Mustangs, Marterpfähle. Die DEFA-Indianerfilme. Das große Buch für Fans. Berlin 1997
    >>> Freunde der DDR-Western kommen an Gojko Mitic und Habels Buch nicht vorbei. <<<

  • HANISCH, Michael: Western. Die Entwicklung eines Filmgenres. Berlin [DDR] 1986
    >>> Ein DDR-Produkt; trotz einiger ideologischer Schlenker lesens- und dank der guten Bebilderung auch sehr ansehenswert. <<<

  • HEMBUS, Benjamin und Joe: Das Western-Lexikon.1567 Filme von 1894 bis heute. München 1995 (= Heyne Filmbibliothek 32/207)
    >>> Nach wie vor der Klassiker der deutschen Sekundärliteratzur zum Thema. <<<

  • HERBIG, Michael Bully: Der Schuh des Manitu. Das Comedy Buch. Karl May-Verlag Bamberg 2001 (ISBN 37802 0900-4)
    >>> Begleitbuch zu Herbigs erfolgreichem Western-Spektakel. <<<

  • HILZ, Maria: Audie Murphy. Ein Bio- und Filmographie. Landshut 1994
    >>> Wer Murphy mag, wird gern zu dieser Monographie greifen. <<<

  • JIRSA, Waltraud: Triviales in Western und Heimatfilm. Zwei syntaktische Spielfilmanalysen: "Alamo" (USA 1960) und "Verliebte Ferien in Tirol" (Bundesrepublik Deutschland 1971). München 1979
    >>> Die Trivialitätsdiskussion der 1970er Jahre ist überholt - die beiden Filme haben nichts Gemeinsames - aber der Tonbandmitschnitt von "Alamo" ist gut! <<<

  • JOHNSTON, Jessica/WEBER, Reinhard: Randolph Scott. Eine Bio- und Filmografie. Landshut 2005
    >>> Die Biographie ist etwas anekdotenhaft - die Filmbesprechungen und die Bilder sind klasse - Uneingeschränkt zu empfehlen. <<<

  • KESSLER, Christian: Willkommen in der Hölle. Der Italo Western im Überblick o.O. 2002
    >>> Die Kommentare sind stark ironisch und wirken teils überzogen - aber: Lasst uns schmökern, Companeros!. <<<

  • KIEFER, Bernd / GROB, Norbert (Hrsg.): Filmgenres Western Stuttgart 2003
    >>> Rund 70 Filme, kompetent besprochen. <<<

  • KRANZPILLER, Peter u.a.: Stars der Kinoszene Bergatreute [ab 1995]
    >>> Broschürenreihe zu bekannten Stars, die häufig auch durch ihre Westernrollen populär wurden. Die Filmografien sind knapp aber informativ. Es folgt ein Überblick der Reihe.<<<
    • Bd. 1   Shirley Temple
    • Bd. 2   Gene Autry
    • Bd. 3   Audy Murphy
    • Bd. 4   Joel McCrea
    • Bd. 5   Jeff Chandler
    • Bd. 6   Tom Mix
    • Bd. 7   Glenn Ford
    • Bd. 8   Yvonne De Carlo
    • Bd. 9   Maureen O'Hara
    • Bd. 10   Victor Matures
    • Bd. 11   Allan Ladd
    • Bd. 12   Randolph Scott
    • Bd. 13   Hedy Lamarr
    • Bd. 14   Rory Calhoun
    • Bd. 15   Steve Cochran
    • Bd. 16   Robert Taylor
    • Bd. 17   Virginia Mayo
    • Bd. 18   Al "Fuzzy" St. John
    • Bd. 19   [?]
    • Bd. 20   Maria Montez
    • Bd. 21   Sterling Hayden
    • Bd. 22   George Montgomery
    • Bd. 23   Ava Gardner
    • Bd. 24   Dale Robertson
    • Bd. 25   Robert Ryan
    • Bd. 26   John Payne
    • Bd. 27   Rhonda Fleming
    • Bd. 28   Errol Flynn
    • Bd. 29   Dorothy Malone
    • Bd. 30   Harry Piel
    • Bd. 31   Debra Paget
    • Bd. 32   Tyrone Power
    • Bd. 33   Ken Maynard
    • Bd. 34   Van Heflin
    • Bd. 35   Danny Kaye
    • Bd. 36   Donna Reed
    • Bd. 37   James Stewart
    • Bd. 38   Jean Simmons
    • Bd. 39   Rod Cameron
    • Bd. 40   Jean Peters
    • Bd. 41   Ray Milland
    • Bd. 42   William Boyd
    • Sonderband 1   John Wayne. Die frühen Jahre
    • Sonderband 1A   John Wayne. Superstar

  • KRAUSS, Michael: Once Upon A Time In The West! 180 ausgewählte Italo- und Euro-Western Anzing 1998
    >>>Nettes Bändchen durch KESSLER und BRUCKNER überholt! <<<

  • LANGELLIER, John Phillip: General Custer. Historie und Film. [Landshut] 2002
    >>> Informatives zu dem wichtigen Standardthema des Western. <<<

  • LOEW, Dirk Christian: Die Kavalleriewestern John Fords. Frankfurt/Main Univ Diss. 2003 [Im Internet als elektronische Publikation kostenlos zugänglich: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=968555365
    >>> Drei Klassiker des Western und eine deutsche Monographie dazu - sehr erfreulich. <<<

  • OTTO, Stefan: Für eine Handvoll Dollar. Die Geburt des Italowestern. Stuttgart 1999
    >>> "Für eine Handvoll Euros" - kaufen und lesen. <<<

  • PEIPP, Matthias / SPRINGER, Bernhard: Edle Wilde, rote Teufel. Indianer im Film. München 1997 (= Heyne Filmbibliothek 32/242)
    >>> Für Indianerfans - ansonsten nicht viel Neues. <<<

  • PETZEL, Michael: Karl-May-Filmbuch. Stories und Bilder aus der deutschen Traumfabrik. Bamberg – Radebeul 1998
    >>>Ein Standardwerk zu den Karl May-Filmen. <<<

  • RENNSCHMID, Andrea (Hrsg.): Alamo. John Waynes Freiheitsepos. Landshut 1997
    >>> Zentral zu Waynes Film, informativ zu anderen Alamofilmen. <<<

  • SEESSLEN, Georg: Western. Geschichte und Mythologie des Westernfilms. Marburg 1995 (= Grundlagen des populären Films)
    >>>  Wer Seesslens Werk von 1979 kennt, erfährt nur wenig Neues. <<<

  • SEESSLEN, Georg; Roloff, Bernhard; Taube, Wolfgang: Die Kunst des Western. Materialien, Bildbeispiele, Dokumentation von 75 Jahren Western-Film. Schondorf / Ammersee 1979 (= Enzyklopädie des populären Films, Erg.-Bd. 2)
    >>> Großformatig und inzwischen ziemlich selten - bei akzeptablem Preis zugreifen. <<<

  • SESSSLEN, Georg ; Weill, Claudius: Western-Kino. Geschichte und Mythologie des Westernfilms. Reinbek bei Hamburg 1979 (= Grundlagen des populären Films 1)
    >>> Leicht erweitert 1995 erneut veröffentlicht - die Interpretationen sind eigenwillig, aber anregend. <<<

  • STUDIENKREIS FILM (Hg.): Um sie weht der Hauch des Todes: Der Italowestern – die Geschichte eines Genres. 2.,erweiterte Auflage. Bochum 1999
    >>> Sammlung kürzerer Aufsätze zum Thema, inklusive Filmographie. <<<

  • WEBER, Reinhard: Die Karl-May-Filme. 2. Aufl. [Landshut] 2002
    >>> Weiteres Standardwerk zu den Karl May-Filmen. <<<

  • WEIDINGER, Martin: Nationale Mythen - männliche Helden. Politik und Geschlecht im amerikanischen Western Campus Verlag, Frankfurt 2006 - ISBN: 3-593-38036-6 [= Politik der Geschlechterverhältnisse, Band 31]
    >>> Western und Politikwissenschaft! - Klappentext und Inhaltsverzeichnis klingen ganz interessant, aber ich habe das Buch bislang nicht gelesen. <<<

  • WOLFRUM, Uwe: Der Neo-Western (1985-1995). Zwischen Tradition und Revision. Alfeld/Leine 1996
    >>> Neo-Western klingt interessant, ist aber nur ein Wortkonstrukt, welches m.E. problematisch ist. <<<

ROMANHEFTE
  • DAVIDS, Jens-Ulrich: Das Wildwest-Romanheft in der Bundesrepublik. Ursprünge und Strukturen. 2., erweiterte Auflage Tübingen 1975
    >>> Einzige Monographie zum Thema. Strukturen ja, Ursprünge teilweise, Geschichte sehr fragmentarisch, bibliographischer Überblick Fehlanzeige <<<

  • GALLE, Heinz J.: Groschenhefte. Die Geschichte der deutschen Trivialliteratur. Frankfurt/M. Berlin 1988
    >>> Ganz nette Einführung. <<<

  • GALLE, Heinz J.: Volksbuecher und Heftromane. Ein Streifzug durch 100 Jahre Unterhaltungsliteratur. Passau 1999 (= Fantasia 116/117)
    >>> Umfangreiche Darstellung mit Schwerpunkt im Bereich der utopisch-phantastischen Romanheftreihen.<<<

  • GALLE, Heinz J.: Populäre Lesestoffe. Groschenhefte, Dime Novels und Penny Dreadfuls aus den Jahren 1850 bis 1950. Katalog zur Ausstellung. Köln 2002 (= Kleine Schriften der Stadt- und Universitätsbibliothek Köln 10)
    >>> Wer Galle (1999) kennt, braucht diesen Katalog nicht mehr lesen. <<<

  • SCHMIDTKE, Werner G.: Billy Jenkins – Ein wahrer Held. Wirklichkeit und Phantasie eines ungewöhnlichen Lebens. Braunschweig 1979 (= Texte zur Heftromangeschichte 2)
    >>> Monographie zu den Publikationen über den Trivialhelden. <<<

  • ZAREMBA, Michael: Billy Jenkins. Mensch und Legende. Husum 2000
    >>>  Die Biographie des Artisten Billy Jenkins, den die trivialen Hefte und Bücher unsterblich machten. <<<

VERSCHIEDENES
  • BAYERTZ, Kurt (Hrsg.): I'm the Law! Recht, Ethik und Ästhetik im Western. Frankfurt/Main 2004 (= Arnoldshainer Texte 124)

  • LEEFLANG, Thomas: Het Goede, Kwade en Slechte in het Wilde Westen. Utrecht/Antwerpen Het Spectrum 1978 [Inhoud: 1). Voorwoord. 2). Mythe en werkelijkheid. 3). They went thattaway! 4). De republiek van Herbert J. Yates. 5). Bonanza en Rawhide: please place commercial here! 6). Wham! Pam! Blam! Van Red Ryder tot Blueberry. 7). I GRANDI WESTERN ITALIANI. 8). Lijst van sterren, side-kicks en regisseurs. Met beknopte bibliografie. Rijk geillustreerd. 159 pag.]

  • BILLINGTON, Ray Allen: Land of Savagery. Land of Promise. The European Image of the American Frontier in the Nineteenth Century. New York 1981
    >>> Unverzichtbares Grundlagenwerk. <<<

  • FIEDLER, Leslie: Die Rückkehr des verschwundenen Amerikaners. Die Wiedergeburt des Indianers im Bewußtsein des Neuen Westens. Reinbek bei Hamburg 1986
    >>> Klassiker in günstiger Taschenbuchausgabe. <<<

  • HAIBLE, Barbara: Indianer im Dienste der NS-Ideologie. Untersuchungen zur Funktion von Jugendbüchern über nordamerikanische Indianer im Nationalsozialismus. [= POETICA - Schriften zur Literaturwissenschaft, Bd. 329]. Hamburg 1998

  • LUTZ, Hartmut: „Indianer“ und „Native Americans“. Zur sozial- und literarhistorischen Vermittlung eines Stereotyps. Hildesheim-Zürich-New York 1985

  • Plaul, Hainer: Illustrierte Geschichte der Trivialliteratur. Hildesheim, Zürich, New York 1983
    >>> Vorwiegend zur Trivialliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts. <<<

  • RÜNZLER, Dieter: Im Westen ist Amerika: Die Metamorphose des Cowboys vom Rinderhirten zum amerikanischen Helden. Wien 1995
    >>> Informativ, anregend, teilweise überzogene Interpretationen.<<<

  • SEESSLEN, Georg / KLING, Bernt: Unterhaltung. Lexikon zur populären Kultur. 2 Bde.. Reinbek bei Hamburg 1977 [in Bd. 1 ein ausführliches Kapitel zum Thema: Western]
    >>>Zwar teilweise überholt, aber nach wie vor lesenswert. <<<

  • WEIGAND, Jörg: Pseudonyme. Ein Lexikon: Decknamen der Autoren deutschsprachiger erzählender Literatur. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Baden-Baden 2000
    >>> Teuer, aber unverzichtbar für jede ernsthafte Forschung. <<<

ZEITSCHRIFTEN /PERIODIKA
  • Abenteuer-Magazin. München

  • Blätter für Volksliteratur. Graz [später: Wien] 1962 ff.

  • Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur . Braunschweig 197? – 1995

  • Mitteilungen der Karl May-Gesellschaft 1971 ff.

  • Der Romanheftsammler. Zürich 1996-2002

  • Country ideals. Hrsg. v. Rainer H. Schmeissner [Schriftenreihe]. Regensburg 1992 ff.
    >>> Thema: klassische Country Music, Jahrbücher zur Country Music, inzwischen 28 Bände erschienen. <<<

  • Studies in the Western. Münster 1992 ff.
    >>> Das wichtigste Periodikum zum Thema Western in Deutschland, teilweise in englischer Sprache! <<<

Zitat / Quote

Zitat / Quote

Vor mehr als 16 Jahren gab's auf der alten (nicht mehr online zugänglichen) Wildwester-website eine Rubrik mit Zitaten. Es wäre zu schade, wenn diese Zitate völlig in Vergessenheit geraten, darum hier eine Wiederauflage. Ich beginne mit:

November 2002


Treffend und knapp charakterisiert Frederick R. Bechdolt
in der ursprünglich 1926 veröffentlichten Kurzgeschichte Across the Rio Grande
seine Hauptfigur, als er eine andere Person sagen lässt:

"Seen him work. Seen him fight -
that time we run them Apaches
down into the Sierra Madre.
Seen him drink in Tombstone.
He suits me."


[Frederick R. BECHDOLT,Across the Rio Grande. - In: Leo MARGULIES (Ed.), Selected Western Stories, Popular Library, New York 1949 (No. 187), 17]


TriMag 0008


Zum Frauenbild im deutschsprachigen Amerikaroman des 19. Jahrhunderts

  
Die Frauen im deutschen Amerikaroman des 19. Jahrhunderts[1] sind nicht die Frauen, die wir aus der Lektüre von Westernromanen unserer Zeit kennen - genau so wenig, wie der deutsche Amerikaroman des vergangenen Jahrhunderts unbedingt ein Westernroman ist.[2] In ihm spielen auch andere Facetten des deutschen Amerikabildes eine Rolle, er schildert z.B. das Leben von Auswanderern und stellt die Probleme dar, die Ankunft, Ansiedlung oder Assimilation in einem neuen Heimatland mit sich bringen können.
Otto Ruppius, der selbst nach 1848 Deutschland verlassen hatte und etliche Jahre in den Vereinigten Staaten verbrachte, rückte in seinen zahlreichen Romanen und Erzählungen, das Leben von Einwanderern immer wieder in den Vordergrund. Handlungsorte dieser vielfach in besseren Gesellschaftsschichten spielenden Werke sind zumeist die großen Städte des Ostens.[3] Solche Texte sollen im Folgenden allerdings nicht berücksichtigt werden.
Es seien dagegen einige Romane und Erzählungen herausgegriffen, die von bekannten Autoren der Zeit verfasst, ausführlicher auf das Leben von Frauen eingehen. Zunächst aber einige Worte zu den Verfassern der Bücher.
Nach dem großen Erfolg der Lederstrumpf-Romane James Fenimore Coopers in Deutschland wählten auch deutschsprachige Autoren Nordamerika verstärkt als Handlungsort ihrer Romane. Auf Charles Sealsfield, der eigentlich Karl Postl hieß, folgte in der zweiten Hälfte der 1840er Jahre Friedrich Gerstäcker (1816-1872).[4] Gerstäcker war als Einundzwanzigjähriger an Bord eines Auswandererseglers nach Nordamerika gelangt und hatte in den folgenden Jahren vor allem das Gebiet am Mississippi und die Backwoods von Arkansas durchstreift. Bald nach seiner Rückkehr veröffentlichte er einen noch heute lesenswerten Reisebericht. Bald darauf erschienen in kurzem Abstand zahlreiche Erzählungen und Romane aus seiner Feder. Ihre Schauplätze sind - wie die Buchtitel "Die Regulatoren in Arkansas" und "Die Flußpiraten des Mississippi" belegen - oftmals die Gegenden, die Gerstäcker selbst kennengelernt hatte.
Auch Frédéric Armand Strubberg (1818-1885), der das Pseudonym Armand benutzte, hatte lange Jahre in Nordamerika verbracht und dabei u.a. das Leben in Texas kennengelernt. Seinem Reisebricht "Amerikanische Jagd- und Reiseabenteuer" folgten bald belletristische Texte, die ebenfalls eigene Erlebnisse des Autors verwerteten.[5]
Balduin Möllhausen (1825-1905) - der "deutsche Cooper", wie ihn sein amerikanischer Biograph Barba zu Beginn unseres Jahrhunderts nannte, war der dritte wichtige deutsche Schriftsteller, der sich vorwiegend nordamerikanischen Themen widmete.[6] Er hatte als Begleiter des Herzogs Paul Wilhelm von Württemberg und als Teilnehmer an verschiedenen amerikanischen Expeditionen die Prärien und den amerikanischen Südwesten gründlich kennengelernt, und schrieb nach der Veröffentlichung von zwei Reiseberichten Dutzende von Romanen und Erzählungen, in denen er auf seine Kenntnisse zurückgreifen konnte.
Die bis weit in die 1880er Jahre des 19. Jahrhunderts wichtigsten Autoren von Amerikaromanen kannten also aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen, die Verhältnisse, die sie in ihren Werken schilderten. Erst später - um die Wende zum 20. Jahrhundert - traten mit Karl May, Sophie Wörishöffer oder Franz Treller Autoren auf, die ihr Wissen aus Büchern geschöpft hatten und deren Werke vielfach auch für ein jugendliches Publikum bestimmt waren.

Doch lassen Sie mich nun zum eigentlichen Thema meines Vortrages kommen. Aus der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Texte können im Folgenden nur einige wenige herausgegriffen und etwas ausführlicher vorgestellt werden.
Bei ihrer Durchsicht zeigt sich, dass verschiedene Frauentypen mehrfach auftreten. Zu nennen wären, allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
            -           die Sklavinnen bzw. die Farbigen,
            -           die Indianerinnen
            -           die Siedlerfrauen in den Backwoods,
            -           die Frauen der "besseren Gesellschaft".
            -           die Frauen in Spielhallen und Vergnügungslokalen,
Das Schicksal von Sklavinnen bzw. von Farbigen war vor allem in Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg und während dieses Konfliktes ein Thema, welches Friedrich Gerstäcker und Armand mehrfach aufgriffen.
1847 veröffentlichte Friedrich Gerstäcker im ersten Band der "Mississippi-Bilder", die er bezeichnenderweise mit dem Untertitel "Licht- und Schattenseiten transatlantischen Lebens" versah, die Erzählung "Die Sklavin".[7] Er führt seine Leser nach Louisiana. Ein Sklavenhändler verlost ein junges Mädchen bei einem Würfelspiel. Hierbei fällt ein nervöser Mann auf, der bald darauf als Mischling erkannt wird. Später, als der neue Besitzer der Sklavin, diese in sein Haus bringen will, gelingt ihr mit Hilfe des jungen Mannes die Flucht. Beide werden verfolgt, der junge Mann kommt um, und das Mädchen stirbt einige Wochen später an gebrochenem Herzen. Deutlich wird, dass die weißen Kaufinteressenten, vor allem aufgrund des guten Aussehens des "schönen, jungen Negermädchens" an der Verlosung interessiert sind.[8] Gerstäcker beschreibt sie:
"Das kurze wollige Haar hatte ein Rabenschwärze, die Nase war ihrer äthiopischen Abkunft treu, breit gedrückt, aber klein und zierlich, und nur leicht aufgeworfen zeigte sich die kirschrothen, zwischen denen, wenn sie sprach, ein paar blendend weiße Reihen Zähne sichtbar wurden, die um so mehr gegen die sammetartige schwarze Haut und die dunklen glühenden Augen abstachen. Sie war nicht groß, aber schlank gewachsen, und ungemein zierlich gebaut."[9]
Obwohl nie explizit gesagt, stehen sexuelle Interessen hier klar im Hintergrund, wenn der spätere Gewinner der Sklavin von einer verteufelt hübschen kleinen Hexe spricht und feststellt, daß seine Frau scheel sehen wird, wenn er das Mädchen in sein Haus bringt.[10]
Gerstäckers Schilderung zeigt zudem, daß er seiner schwarzen Protagonistin Gefühle zubilligt und das System der Sklaverei ablehnt. Ähnliches lässt sich für Armands Roman "Semona, Oder: Schwarzes Blut" feststellen, wobei hier allerdings auffällt, dass Armands Heldenfiguren Semona und Buardo sich weitaus stärker europäischen Konventionen entsprechend verhalten.[11]
Sklaverei ist auch das Thema in Armands Erzählung "Die Quadrone".[12] Er erzählt die teilweise spannende, teilweise rührend sentimentale Geschichte des Mischlingsmädchens Leonta, wobei auch typische Klischees zum Tragen kommen. Leonta wird von ihrem verschuldeten weißen Vater an einen Sklavenhändler verkauft; auf dem Sklavenmarkt in New Orleans ersteht sie ein reicher Franzose. Er lässt sie frei und heiratet sie später. Der erotische Reiz des schönen Mischlingsmädchens kommt zumindest unterschwellig zum Tragen und wird durch die beigefügten Illustrationen unterstrichen.[13] Insgesamt gesehen diente diese Erzählung - wie auch der 1862 veröffentlichte Roman "Semona Oder: Schwarzes Blut" dazu, Stimmung gegen die in den Südstaaten verbreitete Sklaverei zu machen.
Die Quadrone "Jazede", die uns in Gerstäckers gleichnamiger Erzählung begegnet, gerät nach dem Tod ihres reichen Vaters in Schwierigkeiten. Der brutale Sheriff des Ortes will sie kaufen und sehen, "wie den zarten Händen die Hacke im Zucker- und Baumwollenfeld behagen wird",[14] da Jazede früher seine "entehrenden Anträge"[15] abgewiesen hat. Sie hatte sich in einen spanischen Schmuggler verliebt, der nun Alles aufbietet, um das geliebte Mädchen in Sicherheit zu bringen. Dies gelingt nach einer dramatischen Flucht auf dem Mississippi. Im Gegensatz zu Selinde in "Die Sklavin" ist die negroide Abkunft Jazedes nicht erkennbar. Gerstäcker erwähnt ihre hellbraunen, wallenden Haare, ihre dunkelblauen Augen und ihren weißen Teint.
In der 1854 in dem Sammelband "Aus zwei Welttheilen" publizierten Erzählung "Die Tochter der Ricarees" wird eine Indianerin als Negerabkömmling denunziert, und an einen Sklavenhändler ausgeliefert. Ein Kreole, der sich in das Mächen verliebt, und ihr Bruder ein indianischer Jäger, können sie nicht retten. Sie wird erstochen, von ihrem Bruder gerächt und der Kreole begeht aus Liebeskummer Selbstmord.[16] Selbstverständlich sieht auch die Indianerin gut aus und wird von ihrem späteren Mörder mit "lüsternem Blick" verfolgt.[17]
Gemeinsam ist den vorgestellten Erzählungen, die sich mit Frauen vor dem Hintergrund der Sklaverei beschäftigen, der erotische Reiz, der von allen vorgestellten Frauen ausgeht. Zudem sind die Frauen zumeist nicht aktiv, wenn man einmal von den Befreiungsversuchen der Indianerin absieht, sie sind vielmehr leidend und überlassen den Männern die handelnden Rollen. Ihre Arbeit spielt keine Rolle, die Indianerin lebt als Freundin der Tochter des Hauses auf einer großen Plantage und Jazede hat als wohlbehütete Tochter eines Baumwollpflanzers auch nie etwas getan. Erwähnenswert erscheint zudem, daß es sich bei den Männern, die Jazede und Leonta heiraten, um Ausländer handelt - "Gentlemen" aus den Südstaaten hatten vielleicht Verhältnisse mit Farbigen, heirateten sie aber nicht.
Indianerinnen spielen in Erzählungen und Romanen von Gerstäcker, Armand oder Möllhausen nur gelegentlich eine wichtige handlungstragende Rolle. Gerstäcker beschreibt die "Tochter der Ricarees":
"Es war eine Indianerin, die dunkle Bronzefarbe der Haut, das lebhaft funkelnde Auge, die schneeweißen Zähne und das ganze Wesen, die ganze Haltung des Mädchens kündete die Tochter der Wälder.[18]
Eine Indianerin, deren Aussehen durchaus Stereotypen verhaftet ist! Vor allem "die Tochter der Wälder" erweckt Assoziationen, die mit dem Bild einer "edlen Wilden" verbunden und uns seit den Zeiten von Rousseau vertraut sind. Solchen Vorstellungen widersprechen allerdings die Indianerinnen, die Gerstäcker 1867, während seiner letzten Amerikareise kennenlernte. "Es soll einige hübsche junge Indianerinnen geben, ich muß aber leider feststellen, daß mir keine davon zu Gesicht gekommen [...]", notiert er in der Skizze "Die Bewohner der westlichen Prärien"[19] und in "Eine Stunde in einem Lager der Sioux" heißt es:
"An dem Spiel betheiligten sich aber auch einige scheinbar nie gewaschene junge Damen von vierzehn bis sechzehn Jahren, in langen, ebenfalls nie gewaschenen Kattunkleidern [...] In ihrer nationalen Tracht, leicht geschürzt in den kleidsamen kurzen Röcken und weich gegerbten und mit kleinen bunten Perlen verzierten Fellen, und dann natürlich gewaschen, mit den langen wehenden Haaren und den schwarzen blitzenden Augen, müßten die jungen prächtig gewachsenen Dinger auch in der That bildhübsch ausgesehen haben, so aber waren es nur angehende junge Megären [...]"[20]
Gerstäcker stellt den real gesehenen Bildern seine Wunschvorstellungen gegenüber - Wunschvorstellungen, wie sie später das schöne Apachenmädchen in Karl Mays "Winnetou" kennzeichneten:
"Die jüngere war schön, sogar sehr schön. Europäisch gekleidet hätte sie gewiß in jedem Salon Bewunderung erregt. Sie trug ein langes hellblaues hemdartiges Gewand, das den Hals eng umschloß und an der Taille von einer Klapperschlangenhaut als Gürtel zusammengehalten wurde. Es war an ihr kein Schmuckgegenstand zu sehen [...] Ihr einziger Schmuck bestand aus ihrem langen, herrlichen Haar, das ihr in zwei starken bläulich-schwarzen Zöpfen, weit über die Hüften herabreichte. Das Haar erinnerte auch an das von Winnetou. [...] Sie hatte dieselbe Samtschwärze der Augen, die unter langen, schweren Wimpern halb verborgen lagen, wie Geheimnisse, die nicht ergründet werden sollen. Von indianisch vorstehenden Backenknochen war keine Spur. Die weich und warm gezeichneten vollen Wangen vereinigten sich unten in einem Kinn, dessen Grübchen bei einer Europäerin auf Schelmerei hätten schließen lassen. [...] als sie [...] den schöngeschnittenen Mund zu einem Lächeln öffnete, blitzen die Zähne wie reinstes Elfenbein zwischen den roten Lippen hervor. Die feingeflügete Nase hätte weit eher auf griechische als auf indianische Abstammung deuten können. Die Farbe ihrer Haut war einen helle Kupferbronze mit einem Silberhauch."[21]
Die mehrmalige Erwähnung Europas in Karls Mays Beschreibung belegt nicht zuletzt auch die Übertragung europäischer Schönheitsideale auf die beschriebene Indianerin. Die später geplante Heirat zwischen dem Ich-Erzähler und Nscho-tschi kommt allerdings nicht zustande, das Mädchen wird ermordet. Eine Heirat hätte wohl auch den europäischen Konventionen widersprochen und zudem eignet sich ein verheirateter Held weniger als zukünftiger Abenteurer.
Dennoch, eine solche Liebesgeschichte zwischen Indianerinnen und Weißen steht nicht singulär. Erinnert sei an Balduin Möllhausens Erzählung "Die Tochter des Häuptlings", eine Romanze zwischen einer Chippewa-Indianerin und einen kanadischen Trapper (in: Palmblätter und Schneeflocken, 1863) oder an Armands "An der Indianer-Grenze, oder Treuer Liebe Lohn" aus dem Jahr 1859.[22] Farnwald - ein junger Deutscher - in dem unschwer der Autor selbst wiederzuerkennen ist, verliebt sich in die schöne Lepan-Indianerin Owaja. Doch auch dieser Liebe zu einem rousseauschen Naturkind ist kein glückliches Ende beschieden - das Mädchen kommt wie Nscho-tschi um, und Farnwald wendet sich im weiteren Verlauf einer jungen wohlhabenden Weißen zu.[23] Auch Kionata, die Tochter eines Caddoe-Häuptlings, die ihre Stammesbrüder verlassen hat, um mit einem Weißen zu leben, wird ermordet. Armand erzählt davon in seinem Werk "Aus Armand's Frontierleben". Ähnlich ergeht es Kionatas Tochter Leonide, die am Vorabend ihrer Hochzeit mit dem Ich-Erzähler vom Blitz erschlagen wird.[24] "Die Mandanenwaise" in Balduin Möllhausens gleichnamigem Roman, stellt sich allerdings am Ende des Romans als Tochter eines Weißen heraus,[25] so dass hier eigentlich nicht von einer Liebesgeschichte zwischen einem Weißen und einer Indianerin gesprochen werden kann.
Weitaus seltener werden Liebesgeschichten zwischen einem Indianer und einer Weißen thematisiert. Zu erwähnen ist Armands Erzählung "Ein Wilder". Ein junges, weißes Mädchen wurde von Indianern entführt, kehrt aber dank der Hilfe eines Indianers, der sich in sie verliebte hatte, wieder zu ihrer Familie zurück. Der junge Indianer folgt ihr, bekehrt sich zum Christentum und heiratet schließlich Lydia.[26] Elemente der "captivity-tale" werden hier mit einer glücklichen endenden Romanze verbunden, wobei das geschilderte Verhalten des Indianers unwahrscheinlich erscheint.
Indianische Frauen treten auch in einige kürzeren Texten unbekannterer Autoren auf. In "Die Frau des indianischen Jägers" einer 1853 in der "Illustrierten Welt" abgedruckten Erzählung, warnt eine Indianerin eine Weiße, von der sie vor Jahren gesund gepflegt worden war, vor einem Überfall.[27] Ein Rettungsmotiv steht in "Die Adlerfeder" - 1858 in der "Gartenlaube" veröffentlicht - im Zentrum der Handlung. Hier warnt ein indianisches Mädchen einen amerikanischen Offi­zier, in den sie sich verliebt hat, vor einem Überfall der Winnebagos auf Fort Snelling.[28]
Verlassen wir nun die Indianerinnen und die in den kurz vorgestellten Erzählungen und Romanen dominierenden Romanzen und wenden uns den "Frauen in den 'Backwoods' oder Wäldern des Westens" zu, wie sie Friedrich Gerstäcker in einer Skizze aus dem Jahr 1845 nannte.[29] Es sind die Frauen der Siedler, die Gerstäcker selbst in Wäldern der Ozarks in Arkansas oder an einsamen Holzstapelplätzen am Mississippi kennengelernt hat. Er schildert ihre tägliche Arbeit, und stellt fest, daß sie, obgleich ihr Leben an der Frontier vielfach beschwerlich ist, ihren Gatten zumeist tüchtige arbeitseifrige und zupackende Gefährtinnen sind. Ihr Leben ist rauh und primitiv, Nachbarn wohnen zumeist weit weg und Ärzte sind kaum zu erreichen. Hinzu kommt oftmals Einsamkeit, wenn die Männer sich tagelang auf der Jagd befinden. In Notsituationen müssen die Frauen sich häufig eigenständig bewähren. Interessant sind in dieser Skizze - aber auch in anderen Erzählungen Gerstäckers - die zahlreichen Einzelheiten aus dem alltäglichen Leben. Seine Frauen in den Backwoods sind - wie er selbst sagt - die "thätige[n] Hausfrau[en], denen zwar die vielen Annehmlichkeiten der Zivilsation fehlen, die ansonsten aber zufrieden sind. Vergnügungen sind Klötzeroll- und Steppdeckenfeste ("husking-, quilting-, logrolling- and house-raising-frolics"[30]), bei denen sich Nachbarn zunächst zu gemeinsamen Arbeiten treffen und den Abend dann mit fröhlichen Tänzen verbringen, wobei vor allem die jüngeren Mädchen großen Wert auf ihre Toilette legen.
In einigen humoristischen Erzählungen schildert Gerstäcker die Beziehungen zwischen jungen Frauen und Männner. In "Curtis' Brautfahrt" versucht Curtis, eine passende Frau zu finden. An einem Wochentage beginnt er, ausstaffiert in seinem Sonntagsanzug, die Rundreise bei den Nachbarn, die heiratsfähige Töchter haben. Allerdings wird er aufgrund seiner zahlreichen Eigenarten und seines schon gesetzten Alters überall abgewiesen, und die jungen Mädchen machen sich einen Spaß daraus, ihn zu necken.[31] Besser geht es einem anderen jungen Mann in der Erzählung "In den Backwoods", der sich, nachdem er von weiblichem, heiratsfähigem Besuch erfahren hat, von einem Bekannten die Sonntagskleider aufs Feld bringen läßt. Im neuen Anzug macht er dann so einen guten Eindruck, daß der späteren Eheschließung nichts mehr im Wege steht.[32]
Auch andere Autoren, kennen die tüchtigen Siedlerfrauen, wie z.B. Balduin Möllhausen, der sie in seiner ansonsten tragischen Liebesgeschichte "Der Fallensteller" am Rande auftreten läßt.[33]
Einen ganz anderen Typ verkörpern die Frauen der "besseren" Gesellschaft:
"Elfriede von Rothenfels, aus einer der ersten aristokratischen Familien Deutschlands, war eine Dame im vollen Sinne des Worts, und noch dazu eine der liebenswürdigsten, wenn auch verwöhntesten, die sich möglicher Weise denken ließen"[34]
Sie unternimmt mit ihrem Gatten dem Baron von Rothenfels in Gerstäckers gleichnamiger Erzählung eine Hochzeitsreise auf dem Mississippi, um das wilde Nordamerika kennenzulernen. Ihr Mann verirrt sich unwegsamen Urwald, und sie verläßt den Schaufelraddampfer an einem Holzstapelplatz. Hier findet sie nicht das erwartete Hotel sondern nur eine primitive Unterkunft in der Hütte der Siedler. Die freundlichen Siedler verstehen ihre Sprache nicht und es kommt zu amüsanten Mißverständissen. Nach einer Übernachtung in der Hütte und dem glücklichen Wiedererscheinen ihres vom Urwald entsetzten Gatten fährt unser adeliges Paar mit Kammerdiener und Zofe schnellstens wieder nach Europa zurück.[35] Gerstäcker karikiert hier, wie auch in anderen Erzählungen, die europäischen Reisenden, die von romantischen Vorstellungen ausgehend den amerikanischen Westen kennenlernen wollen, und bei den ersten auftretenden (Pseudo-)Schwierigkeiten aufgeben und schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Ein ähnliches Luxusgeschöpf wie Elfriede von Rothenfels begegnet uns in "Die Tochter der Ricarees": Gabriele Beaufort, die Tochter eines reichen Pflanzers in Louisisiana. "Des Pflanzers holdes Kind, die reizendste Creolin Louisianas[...]", liegt träumend in ihrer Hängematte, eine Negersklavin fächelt ihr Kühle zu, und sie zerpflückt aus Langeweile Blütenblätter. Aktiv tritt sie in der Erzählung kaum hervor, setzt sich zwar etwas für ihre indianische Freundin ein, verschwindet aber dann bald aus der Handlung.[36]
Auch Kornelia Montejo und ihre Tochter Kleopatra in Armands Roman "Die alte spanische Urkunde" zeichnen sich dadurch aus, dass sie viel Geld für Mode, Nichtigkeiten und Bälle ausgeben. Vorwiegend sind sie an pekuniärem Besitz interessiert, und scheuen keine Intrigen, um sich die finanziellen Mittel für ihre Vergnügungen zu verschaffen. Allerdings bleibt Armands ganzer Roman, obwohl die Handlung an der Frontier in Texas angesiedelt ist, europäische Konventionen verhaftet. Kornelia und Kleopatra Montejo leben auf einer Plantage, eine Gesellschafterin und Klavierlehrerin wird eingestellt, und die ganze Geschichte könnte ohne große Änderungen auch in Europa spielen.
Die Gesellschafterin Sarah verkörpert einen in Nuancen anderen Frauentyp. Sie ist aufgrund von Widrigkeiten gezwungen, eine unter ihrem eigentlichen Stand und ihrer Bildung liegende Stellung anzunehmen, in der sie unauffällig und von Anfeindungen unbeirrt ihrer Tätigkeit nachgeht. Trotz einiger Verleumdungen gewinnt sie schließlich ihr Erbe und zudem einen geliebten Mann.[37]
Balduin Möllhausens "Mormonenmädchen", eine junge gebildete Schwedin, gerät in die Fänge intriganter Mormonen, die sie um ihr reiches Erbe bringen wollen, indem sie planen, das Mädchen mit einem Mormonen verheiraten. Ein aufrichtiger amerikanischer Marineoffizier kann dies nach zahlreichen Abenteuern in Utah verhindern.[38]
Ebenfalls aus besseren Kreisen stammt ein siebzehnjähriges, junges Mädchen mit "dunklen rabenschwarzen Locken und ebensolchen Augen und marmorbleichen und doch so zarten fast durchsichtigen Zügen," welches aufgrund der Spielleidenschaft ihres Vaters gezwungen ist, allabendlich in einem Spielsaloon Violine zu spielen. Gerstäcker erwähnt ihr Schicksal in "Eine Nacht in einer californischen Spielhölle".[39] Während diese junge Südländerin unverschuldet ins Milieu der Spielhallen geraten ist, ist "Die gute Frau" in Gerstäckers gleichnamiger, ebenfalls in Kalifonien angesiedelter Erzählung eindeutig negativ charakterisiert.
Sie verleugnet ihren Mann, lebt mit einem Spieler und Verbrecher zusammen, treibt sich in trinkend in Spielsaloons herum und bestiehlt schließlich noch diejenigen, die sie freundlich bei sich aufgenommen haben.[40]
Da ist Mutter Thick, die wohlbeleibte ehrbare Wirtin eines von "den Seen bis zum mexikanischen Golf und von Boston bis San Francisco wohlbekannten Boardinghause[s]" in Jefferson, der Hauptstadt des Staates Missouri von anderem Schlag. Resolut und fürsorglich kümmert sie sich um ihre Gäste und sorgt "mit behender Gewandtheit" dafür, dass es niemandem an etwas mangelt. Karl May führt seine Leser zu Beginn des Romans "Old Surehand II" in dieses Boardinghaus und macht sie mit der guten Dame bekannt, die "[...] ganz den Eindruck einer verständigen, freundlichen und besorgten Hausmutter [macht], deren Glück es ist, Zufriedenheit um sich zu sehen."[41]

In den vorstehenden Abschnitten wurden verschiedene Frauentypen kurz vorgestellt, die im deutschen Amerikaroman des 19. Jahrhunderts auftreten. Die Auswahl ist beileibe nicht vollständig, sie spannt aber einen breiten Bogen von den Indianerinnen bis zu den Damen der besseren Gesellschaft. Unter den Verfassern der Romane und Erzählungen musste gleichfalls ausgewählt werden. Wenn auch überwiegend bekannte Namen genannt gewurden, so sollten doch die zahlreichen anderen Autoren von Texten, die vor einem amerikanischen Hintergrund spielen, nicht vergessen werden. Hinzu kamen im vorigen Jahrhundert eine große Menge übersetzter Texte, z.B. von Thomas Mayne Reid, Gustave Aimard oder Gabriel Ferry. Die in ihnen auftretenden Frauengestalten unterscheiden sich zumeist kaum von denen, die in der Phantasie ihrer deutschsprachigen Kollegen entstanden.

(Der Beitrag erschien erstmals 1994 in Studies in the Western. Für die Online-Fassung wurde nur das Layout angepasst.)
  

[1] Ursprünglich handelt es sich bei diesem Beitrag um einen Vortrag, der am 25.6.1994 auf der 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Westerns in Iserlohn gehalten wurde. Die Vortragsform wurde bewusst beibehalten. Ergänzt wurden Fußnoten mit Quellen- und Literaturhinweisen.
[2] Von literaturwissenschaftlicher Seite her wurden die deutschsprachigen Texte des vorigen Jahrhunderts, die man als Western, bzw. Frühformen des Western bezeichnen könnte, zumeist in Zusammenhang mit der Abenteuerliteratur behandelt. Hier liegen einige Überblicksstudien vor; vgl. z.B. SEHM, Gunter G.: Der ethnographische Reise- und Abenteuerroman des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Gattungsbestimmung (Studien zu Trivialliteratur 3). Wien 1972 (Phil. Diss. Hamburg 1974) und STEINBRINK, Bernd: Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Studien zu einer vernachlässigten Gattung (Studien zu deutschen Literatur 72). Tübingen 1983
[3] zu Otto Ruppius, vgl. GRAEWERT, Theodor: Otto Ruppius und der Amerikaroman im 19. Jahrhundert. Phil. Diss. Jena 1935
[4] Eine moderne wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Leben und Werk von Friedrich Gerstäcker fehlt. Verwiesen sei darum auf: OSTWALD, Thomas: Friedrich Gerstäcker. Leben und Werk. Bibliogr. Anhang von Armin Stöckhert. 2. korr. u. erg. Aufl. Braunschweig 1977 sowie ROTH, Karl Jürgen: Friedrich Gerstäcker. Biographie / Bibliographie. - In: Schegk, Friedrich (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur. Meitingen Grundwerk Dezember 1988
[5] Leider fehlen auch zu Strubberg neuere Arbeiten, verwiesen sei auf: BARBA, Preston Albert: Friedrich Armand Strubberg. - In: German American Annals 10.1912/11.1913, S. 175-225, 3-63, 115-142 [auch als:] The Life and Works of Friedrich Armand Strubberg (Americana Germanica. Monograph Series 16) [New York] 1913 und SEHM, Gunter G.: Armand. Biographie und Bibliographie. Wien 1972
[6] Zu Möllhausen vgl.: BARBA, Preston A.: Balduin Möllhausen. The German Cooper (Americana Germanica 17. Publications of the University of Pennsylvannia) [New York] 1914; GRAF, Andreas: Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825-1905). Berlin 1991; DERS.: Abenteuer und Geheimnis. Die Romane Balduin Möllhausens (Rombach Wissenschaft - Reihe Litterae 18). Freiburg 1993 und SCHEGK, Friedrich: Balduin Möllhausen. Biographie / Bibliographie. - In: DERS. (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur. Meitingen 1988 ff.
[7] GERSTÄCKER, Friedrich: Die Sklavin. - In: DERS.: Mississippi, Licht- und Schattenseiten transatlantischen Lebens Bd. 1. Dresden und Leipzig 1847 [Reprint: Braunschweig 1985], S. 1-64
[8] Ebd., S. 14
[9] Ebd., S. 14
[10] Vgl. ebd., S. 23 f.
[11] STRUBBERG, Frédéric Armand: Semona, oder: Schwarzes Blut. Herausgegeben und mit einem Nachwort von K.J.Roth (Abenteuer-Archiv 1,1). Siegen 1988
[12] ARMAND (STRUBBERG, Frédéric Armand): Die Quadrone. Aus dem Leben. Herausgegeben und mit einem Nachwort von K.J.Roth (Abenteuer-Archiv 1,6). Siegen 1990
[13] Vgl. ebd, z.B. die Illustration von Gustav Bartsch auf S. 8
[14] GERSTÄCKER, Friedrich: Jazede. - In: DERS.: Mississippi-Bilder, Licht- und Schattenseiten transatlantischen Lebens Bd. 3. Dresden und Leipzig 1848 [Reprint: Braunschweig 1985], S. 1-74; hier S. 37
[15] Ebd. S. 49
[16] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Die Tochter der Ricarees. - In: DERS.: Aus zwei Welttheilen. Gesammelte Erzählungen Bd. 2. Leipzig 1854 [Reprint: Braunschweig 1984], S. 1-92
[17] Ebd. S. 4
[18] Ebd. S. 5 
[19] GERSTÄCKER, Friedrich: Die Bewohner der westlichen Prärien. Skizze. - In: Über Land und Meer, 10. Jg. 1868 (Bd. 18), S. 139-141; hier S. 139
[20] GERSTÄCKER, Friedrich: Eine Stunde in einem Lager der Sioux. - In: DERS.: Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften Bd. 1. Jena o.J. [Reprint: Braunschweig 1983], S. 657-663; hier S. 658
[21] MAY, Karl: Winnetou. Der rote Gentleman Bd. 1. München 1976, S. 173
[22] Vgl. MÖLLHAUSEN, Balduin: Die Tochter des Häuptlings. - In: DERS.: Palmblätter und Schneeflocken. Erzählungen aus dem fernen Westen. 2 Bde. Jena/Leipzig 1863; ARMAND (STRUBBERG, Frédéric Armand): An der Indianer-Grenze, oder Treuer Liebe Lohn. 4 Bde. Hannover 1859
[23] Vgl. ebd.
[24] Vgl. ARMAND (STRUBBERG, Frédéric Armand): Leonide. - In: DERS.: Aus Armand's Frontierleben. 3 Bde. Leipzig 1868; Bd. 1, Bd. 2 u. Bd. 3, S. 1-11
[25] Vgl. MÖLLHAUSEN, Balduin: Die Mandanenwaise. Erzählung. 4 Bde. Berlin 1865
[26] Vgl. ARMAND (STRUBBERG, Frédéric Armand): Ein Wilder. - In: DERS.: Aus Armand's Frontierleben. 3 Bde. Leipzig 1868, Bd. 3, S. 153-266
[27] Vgl. Die Frau des indianischen Jägers. - In: Die Illustrirte Welt 1. Jg. 1853, S. 10-11, 18-19
[28] Vgl. Gtz.: Die Adlerfeder. - In: Die Gartenlaube 6. Jg. 1858, S. 315-316
[29] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Die Frauen in den "Backwoods" oder Wäldern des Westens. - In: DERS.: Mississippi-Bilder, Licht- und Schattenseiten transatlantischen Lebens Bd. 3. Dresden und Leipzig 1848 [Reprint: Braunschweig 1985], S. 135-164. Die Skizze wurde schon 1845 in Das Ausland vorabgedruckt.
[30] Ebd. S. 145
[31] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Curtis Brautfahrt. - In: DERS.: Amerikanische Wald- und Strombilder. Erster Theil. Dresden und Leipzig 1849 [Reprint: Braunschweig o.J.], S. 131-184
[32] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: In den Backwoods. - In: DERS.: Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften Bd. 1. Jena o.J. [Reprint: Braunschweig 1983], S. 685-691
[33] Vgl. MÖLLHAUSEN, Balduin: Der Fallensteller. Herausgegeben und mit einem Nachwort von K.J.Roth (Abenteuer-Archiv 1,101). Siegen 1991
[34] GERSTÄCKER, Friedrich: Eine Hochzeitsreise. - In: DERS.: Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften Bd. 1. Jena o.J. [Reprint: Braunschweig 1983], S. 307-371; hier S. 310
[35] Vgl. ebd.
[36] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Die Tochter der Ricarees, a.a.O.; Zitat S. 3
[37] ARMAND (STRUBBERG, Frédéric Armand): Die alte spanische Urkunde. 2 Bde. Hannover 1872
[38] MÖLLHAUSEN, Balduin: Das Mormonenmädchen. Erzählung. 6 Bde. Jena/Leipzig 1864
[39] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Eine Nacht in einer Californischen Spielhölle. - In: DERS.: Californische Skizzen. Leipzig 1856, S. 196-248; Zitat S. 223
[40] Vgl. GERSTÄCKER, Friedrich: Eine Stunde in einem Lager der Sioux. - In: DERS.: Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften Bd. 1. Jena o.J. [Reprint: Braunschweig 1983], S. 372-420
[41] MAY, Karl: Old Surehand Bd. 2. München 1977, Zitate S. 6 u 7