Samstag, 19. Januar 2013

'Fortschrittliches' aus der UdSSR

Der VERLAG FÜR FREMDSPRACHIGE LITERATUR in Moskau veröffentlichte schon bald nach der Russischen Revolution  im Jahr 1917 erste Schriften - in deutscher Sprache - , die die neue Staatsform bejubelten bzw. die nach Meinung der damaligen Machthaber in der Sowjetunion 'fortschrittliches' Gedankengut beinhalteten und/oder die Taten sozialistischer Vorzeigemenschen dokumentierten. Darüber hinaus erschienen dort sozialistische Klassiker, aber z.B. auch Titel aus dem klassischen Literaturkanon, sofern diese den Anforderungen der Herausgeber genügten.

Nikolai Ostrowskis Die Sturmgeborenen wurde 1947 in diesem Verlag veröffentlicht und erschien später noch mehrfach in anderer Form. Auch dieser Roman genügt den eben skizzierten Anforderungen an das editorische Programm des Verlags. Die letzten Sätze des Romans belegen dies:
"'Geh zum Teufel, du Biest! Wir werden kämpfen bis zum letzten Atemzug. Es lebe die Kommune!'" (S. 224)
Über den Vertrieb der Werke kann ich nur Vermutungen äussern. Sie wurden wohl überwiegend für den Export produziert und sollten im deutschen Sprachraum für die Ideale der Sowjetunion werben, möglicherweise wurden sie aber auch in der Sowjetunion selbst vertrieben. Die DNB verzeichnet bis 1965 mehr als 600 Veröffentlichungen dieses Moskauer Verlages.


Nikolai OSTROWSKI
Die Sturmgeborenen
Roman

Verlag für fremdspachige Literatur | Moskau 1947
Pappe -- ca. 13 x 20 cm -- 224 S.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen! 

Sonntag, 13. Januar 2013

"Hannibal ante portas"

Auch dieser Schreckensruf aus den Zeiten der Römischen Republik ist noch bestens aus den einst mit nicht besonders grosser Begeisterung genossenen Lateinstunden in Erinnerung.

Die Person des bekannten karthagischen Feldherrn und überhaupt die Zeit der Punischen Kriege fand ich dagegen durchaus spannend und interessant.

Ein Dr. K[arl] Oppel hat sich um 1900 in einer 'Romantische[n] Erzählung für die reifere Jugend' mit dieser Thematik belletristisch beschäftigt.


OPPEL K. (Karl) Dr.
HANNIBALS SCHWERT 
Schicksale und Thaten des grössten Kriegshelden, der je gelebt. 
Romantische Erzählung für die reifere Jugendl. 
Mit 5 prachtvollen Farbendruckbildern [inkl. Deckelillustration] nach Aquarellen von Eduard KÄMPFFER

[= Illustrierte Deutsche Jugendbibliothek. I. Serie (für reifere Knaben), Band 2]
Süddeutsches Verlags-Institut | Stuttgart [s.a. (um 1900)]
Roter Orig.-Ln. Einband mit farbiger (montierter) Deckelillustration -- ca. 15x21 cm -- 192 S.


INHALT: 1. Kapitel: Der Schwur. 2. Lehrjahre. 3. Vor Sagunt. 4. In den Alpen. 5. Prankenschläge des Löwen. 6. Gefahren und Not. 7. Cannä und Capua. 8. Hannibal der Meister. 9. Letztes Ringen. 10. Nach Zama. 11. Der Löwe stirbt. 12. Der Vorhang fällt




Verlagswerbung (1)

Verlagswerbung (2)

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Schwedisches aus deutscher Sicht

Wilhelm JENSEN lebte von 1837 bis 1911 und trat vorwiegend mit historischen Romanen Novellen sowie als Lyriker ans Licht der Öffentlichkeit.


KARIN VON SCHWEDEN erschien erstmals 1872 als erster Band der dreibändigen Sammlung NORDLICHT. Laut der wikipedia handelt es sich um ein höchst erfolgreiches Werk, welches eine Auflage von mehr als 260000 Exemplaren erreichte.
Wilhelm JENSEN
Karin von Schweden
v. Hase & Koehler Verlag | Leipzig 180. -209. Tsd. 1941
Halbleinen -- ca 13 x 19 cm -- 222 S.
(farbig illustrierter Schutzumschlag von Oswald Weise, Leipzig)
Verlagswerbung
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!


Sport in populärer Unterhaltungsliteratur

Vor mir liegt ein Buch von Fred Petermann , welches im Untertitel als "Sportroman" bezeichnet wird, das sagt mir zunächst wenig, der Einbandzeichnung ist zu entnehmen, dass es sich mit dem Pferdesport beschäftigen dürfte. - Beim Nachdenken fällt mir ein, dass ich auch einen in den 1920er Jahren veröffentlichten Sportroman von Otfrid von Hanstein mit dem Titel DER ROTE RENNER kenne.


Fred PETERMANN
Der Derbyfavorit
Sportroman
Verlag: Georg Koenig | Berlin NO 43 -- [s.a. - 1930]
farbig geprägtes Leinen -- ca. 13 x 18,5 cm -- 268 S.
[aussen: Derbyfavorit]

Im gleichen Verlag erschien [1930] ein weiterer Sportroman aus der Feder Petermanns DER PS-NARR und zuvor war schon 1923 als DER MANN AUS DEM WESTEN ein "Wassersportroman" von ihm veröffentlicht worden. - Sport als Handlungsfeld belletristischer Werke findet man u.a. auch im Bereich der Kriminalromane. Spontan fallen mir hier Bücher von Frank GRUBER oder Dick FRANCIS sowie einige US-Pulp Magazines ein.

Kai Marcel SICKS hat sich in einer wissenschaftlichen Arbeit der Thematik der "Stadionromanzen" angenommen:

Kai Marcel SICKS, Stadionromanzen. Der Sportroman der Weimarer RepublikKönigshausen & Neumann | Würzburg 2008
brosch. -- 24 cm -- 259 S. -- ISBN: 978-3-8260-3745-0

"In der Weimarer Republik ist der Sportroman ein populäres literarisches Genre: Unter Titeln wie Tim der Torwart oder Ball im Netz erzählt er von den Anstrengungen junger Männer bei der Erklimmung des sportlichen Olymps, dem sozialen Aufstieg der Sportler in eine Welt des Luxus und ihren libidinösen Verwicklungen. Nur scheinbar sind die literarischen Sporterzählungen aber banal: Zwischen den Zeilen der Romane lassen sich vielmehr wissenschaftliche und publizistische Diskussionsthemen und Streitpunkte erkennen, die unterhaltungsliterarisch narrativiert und popularisiert werden. Der vorliegende Band zeigt, wie die Sportromane physiologisch-psychologische Konzepte der Willensstärke und Ermüdung, Debatten über das Verhältnis der Geschlechter und lebensreformerische wie protofaschistische Körperideale zusammenführen, und macht damit die sozialen Energien (Greenblatt) sichtbar, mit denen die Romane zwischen 1918 und 1933 aufgeladen sind." (Werbetext)

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen von Petermanns Buch!

Deutsche Ansichten über Amerika, Neger und Juden

Helmut STIER
Schnappschüsse aus USA
Erlebnisse auf einer Fahrt deutscher Jungen und Mädel nach den Vereinigten Staaten von Amerika
[s.n.] | [s.l.] um 1935
Engl. brosch. -- ca 19 x 13 cm -- 178 S., mit sw-Ill. des Verfassers
 Amerikabilder der Deutschen aufgrund von literarischen Äusserungen sind ein inziwschen häufig auch von wissenschaftlicher Seite behandeltes Thema - Dies ist verständlich, sind die Deutschen doch seit langem von Amerika gleichermassen begeistert, abgestossen, fasziniert oder enttäuscht ...


Gemeinsan ist den Publikationen, dass sie ihre Vorstellungen der USA transportieren aber auch dass sie zeittypische Vorurteile oder Ressentiments wiederspiegeln. STIERS Buch ist hier keine Ausnahme, die durchaus dekorativen Illustrationen (nach Zeichnungen des Verfassers) zeigen zumeist Städte und städtisches Leben), der Text - Erscheinungsjahr um 1935 - behandelt zumeist ähnliche Themen.

NEGER - (der Begriff ist heutzutage politisch albernweise ja nicht mehr korrekt) lt. STIER:
"Im Bus fahren wir durch Harlem, dem Lebensgebiet von dreihundertfünfzigtausend Negern. Dreck, Schmutz, Staub und zum Teil widerlicher Gestank in den Strassen [...] Auch die Amerikaner wissen, daß sie an der Frage der schwarzen Rasse nicht mehr gelangweilt oder uninteressiert vorübergehen können. Denn heute ist es nicht mehr so leicht, den Neger entweder durch Ablehnung oder Gewaltmaßnahmen unter der Fuchtel zu halten." (S. 26 f.)
JUDEN [GHETTO] - lt. STIER:
"Es ist das Gebiet des kleinen jüdischen Geschäftsmannes und Händlers, das wir erleben. Unsere Kameras verschwinden. Es gilt vorsichtig zu sein. [...] Auf offner Straße geht der Handel vor sich, genau so wie in den kleinen dreckigen Läden zu beiden Seiten. [...] Einigen sind wir aber scheinbar aufgefallen. Man weiß, daß wir Deutsche sind. Man reißt Witze. Auch Schimpfworte fallen.
Allein der kleine Händler hier ist weniger gefährlich. Der andere Jude, drüben in den Büros der Zeitungen und Banken, in den Direktionsgebäuden der großen Firmen - das ist der Feind! ...
Daß diese Rotte Korah von hier aus in  jeder möglichen Form gegen das neue Deutschland kämpft, ist selbstverständlich." (S. 28 ff.)
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage.


Georg Schweinfurth in Afrika - und auf den Bücherregalen deutscher Jugendlicher

Georg Schweinfurth gehörte zu den bekannteren Afrikaforschern deutscher Provenienz. Während etlicher Reisen erforschte er Gebiete im Sudan, am Roten Meer und in Äquatorialafrika.

Wie allgemein üblich veröffentlichte er Aufsätze und Bücher, in denen er durchaus sehr anschaulich von den Erlebnissen und Begegnungen während dieser Expeditionen berichtete. Schon die Titel der Reiseberichte wie IM HERZEN VON AFRIKA versprechen zahlreiche Abenteuerschilderungen. Das Interesse an exotischer Ferne bedienten neben den eher offiziösen Reisewerken vor allem auch Auswahlausgaben wie das hier vorliegenden Pappbändchen aus dem Jahr 1920. Die vom eigentlichen Verfasser autorisierte Ausgabe erschien nach dem Verlust der deutschen Kolonien bei F. A. Brockhaus in Leizipg und ist mit zahlreichen aus dem Hauptwerk entlehnten schwarz-weiss Zeichnungen ansprechend illustriert. - Das Buch erhielt ein 'Hans ..." von seinen Eltern zum 14. Geburtstag.


Georg SCHWEINFURTH
Im Herzen von Afrika
F.A. Brockhaus | Leipzig 1920
Pappe -- ca. 13 x 19,3 cm -- 192 S.
[= Reisen und Abenteuer ..., Band 4]


Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Heldentod in Südafrika

Dulce et decorum est pro patria mori (Horaz) 

An diese aus Tagen längst vergangenen Lateinunterrichts herüberklingenden Worte fühlte ich mich erinnert, als ich den Einband und die Titelseite des Buches DER BOERENKRIEG sah.


Dieser Konflikt zwischen der englischen Kolonialmacht und den burischen Siedlern in Südafrika ist heutzutage hierzulande so vergessen wie die Worte von Horaz. Damals war das anders. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. hatte mit seiner Unterstützung - vor allem in Form markiger Sprüche - für die Buren, die Engländer verärgert und in Deutschland zumindest Aufmerksamkeit erregt. Publizistisch wurde dies natürlich ausgeschlachtet. Neben mehr oder weniger wissenschaftlichen Studien zum Krieg erschienen auch etliche populäre Darstellungen, oftmals für ein jugendliches Publikum (oder für das Volk) gedacht.

Zu ihnen gehörte Schorlemers DER BOERENKRIEG.


Das Buch ist mit 6 naiven Farbtafeln zumeist martialischer Kampfdarstellungen illustriert. Es erschien ohne Jahresangabe in einem eher für preiswerte Bücher bekannten Verlag.

"Es dürfte wohl kaum einen deutschen Knaben geben, der nicht mit warmer Sympathie die Bestrebungen der Boeren begleitete, der nich hochklopfenden Herzens das Ringen dieses freiheitsliebenden Volkes gegen die Uebermacht eines eroberungslüsternen Nachbarn verfolgte. Und wo immer auf Plätzen und Straßen, in Wald und Feld draußen frische deutsche Jungen in fröhlichem Spiele sich tummeln, da wird gewiß gar bald eine Schlacht zwischen Boeren und Engländer im Gange sein, vorausgesetzt, daß es gelingt, das nötige Kontingent für Alt-England zusammenzubringen." (Aus dem Vorwort)
Farbtafel, nach S. 32

Farbtafel, nach S. 64

Farbtafel, nach S.96
Farbtafel, nach S. 128

Farbtafel, nach S. 160

Hubert Freihert von SCHORLEMER (Bearbeiter)
Der Boerenkrieg
Geschichte des Feldzuges der Transvaal und Orange-Freistaat-Boeren mit England im Jahre 1899/1900

Verlag von Max Fischer | Dresden [s.a. - um 1900]
Leinen mit montiertem Deckelbild -- ca. 15,5 x 21,5 cm -- 192 S., farb. ill.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Eine LOST RACE-Geschichte aus dem australischen OUTBACK

Der Zweite Weltkrieg war glücklicherweise beendet, und 1947 konnten sich die Autoren abenteuerlicher Bücher durchaus auch wieder anderen Themen widmen.
Die LOST RACE-Geschichten, also Abenteuer-Phantasien, die zumeist von einer alten verschollenen Hochkultur irgendwo in einer entlegenen Ecke der Welt erzählen, waren ein Thema, welches spätestens seit Romanen wie SHE oder KING SOLOMONS TREASURES von Sir Henry Rider Haggard, seit dem au8sgehenden 19. Jahrhundert zahlreiche Freunde gefunden hatte.
David GAMMON - über den ich nichts gefunden habe - verlegte seine Geschichte GEGEN DIE GOLDEN GÖTTER in unwirtliche Regionen Australien.

Auf dem Titelbild der einzigen deutschen Ausgabe des Buches (1949 erschienen) sieht man ein Boot,welches langsam einen Fluss heraufzieht, am Ufer lauern drei nicht unbedingt Vertrauen erweckende Eingeborene (Zeichner: Rudolf L. Klein (?)). Der Schutzumschlag des 1947 veröffentlichten Originals AGAINST THE GOLDEN GODS ist deutlich dramatischer gestaltet. Ein junger, weisser AbenteuRer hangelt sich an einer gerade einstürzenden Hängebrücke nach oben - Hängebrücken stürzen übrigens immer dann ein oder werden von irgendwelchen üblen Subjekten abgeschnitten, wenn sich gerade die Protagonisten der Abenteuergeschichten auf ihnen befinden. - Oben stehen seine Gefährten und (Hinweis auf Exotik) ein Eingeborener ...
Beide Einbandzeichnungen versprechen ABENTEUER.


(deutsche Ausgabe, 1949)
(Originalausgabe, 1947)
David GAMMON
Gegen die goldenen Götter
Verlag Matthias I. Wilkens | Rendsburg 1949
dt. v. Dorothea Strauch und Kurt Kuchlenz
Halbleinen -- ca. 14,5 x 21 cm -- 179 S.

Die Originalausgabe AGAINST THE GOLDEN GODS erschien 1947 bei Lutterworth Press | London and Redhill.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage der deutschen Ausgabe!