Freitag, 31. März 2023

COSA23.089

COSA23.089 --- J. T. Edson -  englischer Westernautor














John Thomas Edson (17 February 1928 – 17 July 2014) was an English author of 137 Westerns, escapism adventure, and police-procedural novels. He lived near Melton Mowbray, Leicestershire, from the 1950s onwards, and retired from writing due to ill-health in 2005. {wikipedia}

Ab den späten 1960er Jahren erschienen Edson's Western bei Corgi, häufig in mehreren Auflagen. Die höchste mir bekannte Nummer dieser Taschenbuchreihe ist 110, erschienen zu Beginn der 1980er Jahre. Auch auf dem amerikanischen Markt waren Edson's Bücher erfolgreich, so dass es in englischer Sprache eine Vielzahl unterschiedlichster Ausgaben gibt. Häufig können die Romane bestimmten Serienfiguren zugeordnet werden. Deutsche Übersetzungen gab es bei Goldmann, Heyne und Kelter. Allerdings wurde nur ein kleinerer Teil des Gesamtwerks übersetzt.

Ich zeige hier einige Titelillustrationen früher Corgi-Ausgaben. 

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Donnerstag, 30. März 2023

COSA23.088

COSA23.088 --- SF & Fantasy Taschenbücher











Ab den 1960er Jahren gab es in den meisten größeren Taschenbuchverlagen genrespezifische Buchreihen. Neben Krimis und Western gehörten auch Science Fiction (der amerikanische Begriff wurde erst ab den 1960er Jahren hier allgemein gebräuchlich, zuvor sprach man von Zukunftsromanen) und später Fantasy dazu. Die ersten Fantasy-Romane in Taschenbuchform wurden zumeist innerhalb der SF-Reihen veröffentlicht, so z. B.  die deutschen Erstausgaben von Conan bei Heyne.
PoMeWe zeigt - wie eigentlich immer - eine ziemlich willkürliche Auswahl, die entsprechenden Einzeltitelaufnahmen sind auf dem BuchRegal zu finden.

Deutschsprachige Ausgaben (Auswahl) 
  • Isaac ASIMOV - Der Todeskanal
  • Edmund COOPER - Die Söhne des Alls
  • Daniel F. GALOUYE - Welt am Draht
  • Klaus FISCHER - Raumschiff der Generationen
  • Wolfgang E. HOHLBEIN - Die Rückkehr der Götter
  • Langdon JONES (Ed.) - Fischer Orbit. Neue SF - Band 2
  • Paul PREUSS - Codename: Sparta
  • Robert RANKIN - Der Antipapst
  • Pamela SARGENT - Die Bio-Bombe
  • Cordwainer SMITH - Sternträumer


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Mittwoch, 29. März 2023

COSA23.087

COSA23.087 --- Ein Dutzend Fragen an Katrin Ulbrich - Das Exklusiv-Interview

Ein Dutzend Fragen an Katrin Ulbrich - Das Exklusiv-Interview


Katrin Ulbrich [KU] (geb. 1973) - unter Pseudonymen als Verfasserin von Taschenbüchern, Ebooks und Romanheften aus unterschiedlichen Genres der unterhaltenden Literatur bekannt - hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, ein paar Fragen von Dr. Karl Jürgen Roth [kjr] zu beantworten. Das Exklusiv-Interview für PoMeWe wurde am 27. März 2023 geführt.

KJR: Ich habe einige Ihrer Bücher und Romanhefte mit Interesse und Gewinn gelesen. Dabei entstand für mich die eine oder andere Frage. Der Schwerpunkt Ihrer schriftstellerischen Arbeit liegt im Bereich der unterhaltenden Belletristik und auch des Western. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum schreiben Sie u. a. Wildwestromane? Erzählen Sie doch bitte etwas über Ihren schriftstellerischen Werdegang?
KU: Man kann vermutlich nicht schreiben, ohne gern und viel zu lesen. So war es jedenfalls bei mir. Als Schülerin habe ich mein ganzes Taschengeld in Bücher investiert. Meine Oma hat bei Besuchen „drüben“ Heftromane über die Grenze zu uns in die DDR geschmuggelt. Die haben wir gelesen, bis sie fast auseinandergefallen sind. Oft waren es Westernhefte. Dazu sammelte mein Vater die Romane von Karl May und Liselotte Welskopf-Henrich und versorgte mich mit Vorbildern. Damals wurde meine Liebe zum Western gelegt.
Neben dem Lesen habe ich mir immer auch eigene Geschichten ausgedacht. Längere Texte und Romane wurden später an der Uni daraus. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und schickte einen Gruselroman an den Bastei Verlag. Die Reihe, in die er gepasst hätte, wurde damals leider gerade eingestellt, aber meine Art zu schreiben gefiel und ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, einen „Bergdoktor“-Roman zu verfassen. Ich konnte, wurde angenommen und bin seitdem dabei.
KJR: Neben Western haben Sie Texte geschrieben, die anderen Genres zuzuordnen ist. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier und wie sehen Ihre weiteren Pläne für abenteuerliche Geschichten oder unterhaltende Belletristik aus? Sind hier Überraschungen zu erwarten?
KU: Mein Herz hängt an den Heftromanen. Der Wechsel zwischen den Genres hält meine Fantasie auf Trab und bringt mich manchmal auch gehörig ins Schwitzen, aber ich würde es gar nicht anders haben wollen. Mein Schwerpunkt? Ich möchte unterhalten. Wenn mir das gelingt, habe ich mein Ziel erreicht. Pläne und Ideen warten viele in meinem Notizbuch. Welche davon das Licht der Welt erblicken, wird auch für mich eine Überraschung. Das wird die Zeit zeigen. Gern möchte ich einen Bergmann aus meiner Heimat, dem Erzgebirge, einmal ein Abenteuer im Wilden Westen erleben lassen. Auch eine Idee für den nächsten Weihnachtsroman mit „Lassiter“ wartet schon auf ihren Einsatz.
KJR: Western, speziell für die Romanheftreihe LASSITER, bilden einen gewissen Teil Ihrer Arbeit. Deren Handlungen sind einem bestimmten Serienkosmos zuzuordnen, arbeiten Sie dabei gezielt nach Exposés? Wo sehen Sie die Vorteile einer solchen Arbeitsweise und was hat Sie dazu getrieben, Ihre Western zu schreiben?
KU: Ein Redakteur hat einmal gesagt: „Exposees sind ein Geschenk.“ Da ist was dran, weil sie einen Fahrplan bieten und verhindern, dass man sich beim Schreiben selbst in eine Sackgasse manövriert. Vor jedem Roman verfasse ich ein zwei- bis dreiseitiges Exposee, in dem der gesamte Ablauf abgesteckt ist. Dazu gibt es für die Serien, an denen ich mitschreibe, Rahmenexposees, in denen der Handlungsort und die wichtigsten Personen festgelegt sind. Beim Bergdoktor zum Beispiel, dass er Anfang 50 ist und auch (erst mal) nicht älter wird. Der Glückliche. Solche Handreichungen sind sehr nützlich für die Orientierung.
Mein Weg zu „Lassiter“ war ein bisschen verschlungen. Ich hatte dem Verlag eine Idee für einen „Frauen-Western“ mit Serienpotential vorgeschlagen. Leider gab es dafür gerade keine freien Kapazitäten, aber die Romanidee kam gut an und da bei „Lassiter“ gerade Autoren gesucht wurden, durfte ich den Roman für diese Reihe schreiben. So entstand „Kein Job für eine Lady“.
Dem Western wird oft nachgesagt, er wäre ein sterbendes Genre, aber ich denke, Geschichten aus dem früheren, abenteuerlichen Amerika werden immer ihre Leser finden, weil sie etwas berühren, das auch jetzt noch aktuell ist. Sei es nun die Sehnsucht nach Freiheit, nach Abenteuern oder einfach die Genugtuung, dass der Schurke am Ende eins auf den Stetson bekommt.
KJR: Könnte man Ihre Western generell dem Adult Western zuordnen, wie er z. B. in verschiedenen englischsprachigen Taschenbuchserien gepflegt wurde. Solche Texte haben mit ihrer expliziten Betonung von Sex und Gewalt inzwischen auch schon eine längere Tradition und sie sind/waren durch Übersetzungen oder deutschsprachige Originalveröffentlichungen hierzulande auf dem Markt vertreten. Wie sind Sie dazu gekommen, selbst Wildwestromane zu schreiben, was fasziniert Sie an diesem Subgenre der spannungsreichen Unterhaltungsliteratur und wo liegen Ihre Vorbilder im Bereich des Western?
KU: Lassiter zählt mit seinen expliziten Szenen sicherlich zum Adult Western. Das gehört auch zu dem Spaß an den Geschichten. Lassiter ist stets mit vollem Einsatz bei der Sache - sei es bei der Jagd auf Banditen oder in der Liebe. Er ist ein Held, dem man gerne folgt, deshalb schreibe ich auch so gern über ihn. Ich lote aus, inwieweit man das klassische Abenteuer mit modernen Themen wie dem Naturschutz verbinden kann. Wildwestromane bieten ein weites Feld für Abenteuer in einer Natur, wie sie wilder und ursprünglicher kaum sein könnte. Dieses Flair hat G. F. Unger sehr gut eingefangen. Ich schätze auch sehr die Romane meiner Kollegen bei „Lassiter“. Schauen Sie sich nur einmal die Bösewichte von Tom Hogan an, die sind so vielschichtig und gekonnt beschrieben, dass sie nach dem Lesen unvergesslich bleiben.
KJR: Der traditionelle Western wird von Literaturwissenschaftlern auch als eine spezielle Manifestation des amerikanischen Gründungsmythos gesehen (z.B. Peter Bischoff), Ähnliches klingt auch schon bei Frederick Jackson Turner in seiner – inzwischen teils als überholt geltenden Konzeption der Frontier-Hypothese an. Wie stehen Sie zu solchen Äußerungen?
KU: Darum mache ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken. Ich erzähle, wovon ich hoffe, dass es beim Lesen unterhält, Vergnügen bereitet und vielleicht das eine oder andere historische Detail enthüllt.
KJR: Neben traditionellen Western finden wir auf dem Markt Western, die vor dem Hintergrund der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, Western mit Horrorelementen, Adult Western oder Southern (Western, die südlich des Rio Grande spielen), Northern (Handlungsorte: Kanada und Alaska) und selbst in Australien spielende Western. Was halten Sie von solchen Randerscheinungen des Genres und schreiben Sie selbst so etwas?
KU: Western sind und waren zum Glück immer ein weites Feld voller Möglichkeiten. Ich lese gern Genre-Mix-Western und mag auch entsprechende Filme. Wenn ein Cowboy mit Aliens konfrontiert wird … Warum nicht? Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, bei einer modernen Cowboy-Romance-Serie mitzuschreiben.
KJR: Immer wieder wird z.B. im Internet oder an anderer Stelle eine Krise des Western bzw. ein fehlendes Publikumsinteresse beklagt. Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage ein, und welche Ratschläge würden Sie einer/einem jungen Kollegin/Kollegen geben, der sich dem Schreiben von Western widmen möchte?
KU: In die Verkaufszahlen habe ich leider keinen Einblick. Als Leserin würde ich mir aber viel mehr neue Westernromane auf dem Markt wünschen. Wenn man sich in den Buchhandlungen umschaut, muss man neue Western ziemlich suchen. Erfolgreiche Reihen mit Cowboy-Romances oder Serien wie „Yellowstone“ beweisen, dass Western nach wie vor das Herz des Publikums erobern. Mein Rat wäre: Schreiben, wofür man brennt. Alles andere artet in Arbeit aus …
KJR: Ihre Western erscheinen zumeist als Paperbacks und Ebooks und Romanhefte. Für Sammler sind Ebooks einfach nur katastrophal, man erwirbt bloß ein Nutzungsrecht und darf diese Dateien nicht besitzen und erst recht nicht weiterverkaufen. Dieser unhaltbare Zustand sollte m. E. schnellstens beendet werden. Liebevoll gemachte Paperbacks oder Hardcover sind hier etwas ganz anderes. Das bringt mich zum Thema der Veröffentlichungsformen. Wo sehen Sie hier die besten Chancen? Welche Veröffentlichungsformen bevorzugen Sie?
KU: Als Leserin mag ich beides. Müsste ich mich zwischen Reader und Printausgabe entscheiden, würde aber die Papierform gewinnen, weil das Gefühl beim Lesen einfach ein ganz anderes ist. Für die Veröffentlichung ist das E-Book inzwischen jedoch nicht mehr wegzudenken. Für viele macht es einen großen Teil der Einkünfte aus. Oder der Verluste, wenn E-Books auf Piratenseiten angeboten werden. Hier sollte unbedingt mehr getan werden, um solche Räubereien zu unterbinden.
KJR: Stichwort Übersetzungen. Streben Sie Übersetzungen in andere Sprachen an? Sehen Sie gute Chance für solche Übertragungen? Hierbei würde mich vor allem der Aspekt‚ deutschsprachige Originale in englischsprachiger Fassung interessieren.
KU: Übersetzungen sind immer eine schöne Sache. Früher gab es von „Kinderschwester Angela“ Übersetzungen ins Tschechische. Die Belege hüte ich daheim. Ob deutschsprachige Originale auf dem englischsprachigen Markt erfolgreich wären, würde sicherlich stark vom Marketing abhängen. Aber warum nicht?
KJR: Hat Katrin Ulbrich Pseudonyme genutzt? Wenn ja, können Sie uns einige nennen und warum und wann haben Sie überhaupt Decknamen benutzt?
KU: O ja, Pseudonyme gibt es bei mir einige. Sowohl männliche als auch weibliche. Meist, weil der Verlag es so vorsieht. Das hängt mit Überlegungen zum „Gesamtpaket Romanheft“ zusammen, das in sich stimmig sein muss. Der „Bergdoktor“ erscheint unter Andreas Kufsteiner, einem Serien-Pseudonym. Ich war unter anderem schon Jack Slade, Caroline Thaneck und Verena Kufsteiner (beim „Bergdoktor“-Spin-Off: „Das Berghotel“). Mein echter Name würde sich nicht sehr klangvoll auf einem Titelbild ausmachen. Aus diesem Grund habe ich mich auch für Katja Martens entschieden, als ich vor einigen Jahren eine eigene Tierarzt-Serie gestartet habe.
KJR: Wie lebt eine Autorin unterhaltender Belletristik? Ein wenig Homestory interessiert immer.
KU: Home Office ist seit 21 Jahren mein Alltag. Ich stehe früh auf und fange spätestens 6 Uhr mit dem Schreiben an, wenn der Kopf noch frisch und ausgeruht ist. Bis Mittag wird geschrieben. Nachmittags wechselt es: noch ein paar Stunden schreiben, ein Exposee für einen neuen Roman verfassen oder die Recherche für einen neuen Roman. Je nachdem, was gerade ansteht. Oft sind dann auch neue Bücher auszupacken, die der Postbote gebracht hat. Unsere Katze findet es super, dass ich von zu Hause aus arbeite, und hält gern ein Schläfchen neben mir, während ich schreibe. Ansonsten stapft eine kleine Landschildkröte bei uns herum und knabbert alles an, was nicht bei drei in den Schrank geräumt ist.
KJR: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft – privat und als Autorin?
KU: Privat wünsche ich mir Gesundheit für meine Familie (einschließlich unserer Tiere). Als Autorin hoffe ich, weiter erzählen zu können, und kann es kaum erwarten, meine Helden in ihre nächsten Abenteuer zu stürzen.
Ich danke für die bereitwillige Beantwortung meiner teils indiskreten Fragen!

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Dienstag, 28. März 2023

COSA23.086

COSA23.086 --- Paperbacks von Lyon Sprague de Camp 






Lyon Sprague de Camp (* 27. November 1907 in New York, USA; † 6. November 2000 in Plano, Texas) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-, Fantasy- und Sachbuchautor und Herausgeber. De Camp, der zahlreiche Bücher und einige hundert Kurzgeschichten verfasste, ist vor allem durch seine Beiträge zu Science-Fiction und Fantasy bekannt. (wikipedia)

Obwohl seine Werke und Bearbeitungen nicht unumstritten sind, habe ich die Bücher eigentlich immer gerne und mit viel Vergnügen gelesen. Vieles ist auch ins Deutsche übertragen worden.

Einzeltitelaufnahmen bei: titel-cover-copertina
 
Englischsprachige Ausgaben (Auswahl) 
  • Conan the Freebooter (with Robert E. Howard)
  • Lest Darkness Fall
  • Swords & Sorcery (Anthology)
  • The Spell of Seven (Anthology)
  • The Tritonian Ring
  • Tower of Zanid


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Montag, 27. März 2023

COSA23.085

COSA23.085 --- Western-Paperbacks vergangener Jahrzehnte








Einige amerikanische Western-Paperbacks aus 1940er, 1950er und 1960er Jahren belegen die einstige Popularität des Genres in den Vereinigten Staaten. Die Namen ihrer Verfasser sind bekannt. Ihre Bücher gab es einst zum Teil auch in deutschen Übersetzungen. Worauf wir hierzulande leider vielfach verzichten mussten, waren die oft sehr guten Titelillustrationen, man bediente sich in Deutschland auch bei heimischen Illustratoren oder spanischen u. a. Zeichner, die zwar häufig auch Zufriedenstellendes lieferten aber zumeist leider nicht an Qualität ihrer amerikanischen Kollegen heranreichten.

Die hier präsentierten englischsprachigen Ausgaben als Einzeltitelaufnahmen auch auf dem WesternBuchregal

Titel 
  • Dee BROWN - Cavalry Scout
  • Walter Van Tilburg CLARK - The Ox-Bow Incident
  • Charles N. HECKELMANN - Two-Bit Rancher
  • Rod PATTERSON - A Shooting At Sundown
  • Frank O'ROURKE - Ride West
  • Gordon D. SHIRREFFS - Tumbleweed Trigger
  • Luke SHORT - The Rustlers



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Sonntag, 26. März 2023

COSA23.084

COSA23.084 --- Ein Dutzend Fragen an Anton SERKALOW - Das Exklusiv-Interview

 Ein Dutzend Fragen an ANTON SERKALOW


Anton Serkalow (Pseudonym)  [as] (geb. 1968) - als Verfasser von Taschenbüchern und Ebooks bekannt - hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, ein paar Fragen von Dr. Karl Jürgen Roth [kjr] zu beantworten. Das Exklusiv-Interview für PoMeWe wurde am 22. März 2023 geführt.


KJR: Ich habe einige Werke aus Ihrer Feder mit Interesse und Gewinn gelesen. Dabei entstand für mich die eine oder andere Frage. Der Schwerpunkt Ihrer schriftstellerischen Arbeit liegt im Bereich der unterhaltenden Belletristik darunter auch einige Western. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum schreiben Sie Wildwestromane? Erzählen doch bitte etwas über Ihren schriftstellerischen Werdegang?

AS: Ich fange mal spät an, da es Anton Serkalow als Autor erst seit knapp 2016 gibt. Vorher habe ich viele Jahre unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht, aber ganz andere Sachen. Zum Schreiben gekommen, bin ich aber ganz klassisch, weil ich bestimmte Sachen lesen wollte, die ich irgendwie nicht in die Finger bekam. Als Jugendlicher in der DDR wollte ich was mit Apachen lesen. Gab es nicht, also habe ich damals angefangen, mit dem Füllfederhalter mein erste eigene Wild-West-Geschichte in ein liniertes Schreibheft zu schreiben.

2016 als Anton Serkalow wollte ich nach der Lektüre von „Niceville“ von Carsten Stroud, wieder so einen abgedrehten Genremix aus Western, Horror, Twin Peaks etc. lesen. Gab es nicht, also habe ich die „Vakkerville Mysteries“ geschrieben und veröffentlicht. Später las ich, dass es von Robert McCammon (der mit seinen fantastischen, historischen Romanen um Matthew Corbett auch in Deutschland ganz erfolgreich ist) eine Geschichte „I travel at Night“ gibt. Über einen Gunslinger, der ein Vampir ist und so durch den Wilden Westen zieht. Nun reicht mein Englisch gerade mal für ein paar „Jonah Hex“ Hefte, wo Lansdale die Texte geschrieben hat, aber das Genre Western, bzw. Western gemixt mit anderen Elementen, wollte ich weiter lesen, also habe ich die „Nighthunter“ geschrieben und veröffentlicht.

KJR: Neben Western haben Sie Bücher geschrieben, die anderen Genres der unterhaltenden Literatur zuzuordnen ist. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier und wie sehen Ihre weiteren Pläne für abenteuerliche Geschichten oder unterhaltende Belletristik aus? Sind hier Überraschungen zu erwarten?

AS: Ich sehe da gar nicht mal so große Unterschiede. Der Oberbegriff der Geschichten ist „Fantasy“ oder „Fantastik“. Wobei ich da sowieso schon eine andere Sichtweise als fast alle Literaturtheoretiker*innen habe. Für mich ist im Grunde jeder Roman, jede erzählte Geschichte Fantastik. Auch die, die behaupten, authentisch zu sein. Wenn es keine Reportage, kein Interview, keine Dokumentation ist, ist es Fantastik. Eine erzählte Geschichte. Denn das tun wir Menschen. Wir erzählen uns eine Geschichte. Selbst das Paar, das vor dem Architekten sitzt, der ihr Eigenheim planen soll und ihm erzählen, wie sie sich das Kinderzimmer, für das noch nicht gezeugte Kind vorstellen … sie erzählen eine Geschichte. Fantasie. Vorstellung. Träume.

Der Schwerpunkt der Geschichten, die ich erzähle, liegt aber immer darin, dass ich in meinen Settings das Übernatürliche, als gegeben hinnehme. Was streng genommen, die Umschreibung für das Genre „Horror“ ist. Ich denke bei „übernatürlich“ aber nicht unbedingt nur an Monster und Dämonen. Sondern auch an Traumwanderer, Magie, Vorhersehung, Seelenverwandschaft etc. Insofern sind keine Überraschungen zu erwarten, da ich jetzt erst einmal für den BLITZ Verlag eine Serie nach „Lovecraft Motiven“ konzipiere, die im heutigen Deutschland spielt, also den „Wilden Westen“ zunächst verlasse aber dem Fantastischen treu bleibe.

KJR: Western bilden einen gewissen Schwerpunkt Ihrer Arbeit. In jüngerer Zeit schrieben Sie häufiger Romane, deren Handlung thematisch bestimmten Schwerpunkten zugeordnet werden kann. Wo sehen Sie die Vorteile und was hat Sie dazu getrieben, Western zu schreiben?

AS: Am Western reizen mich als Geschichtenerzähler mehrere Dinge: Vorab muss ich erklären, dass ich den den Begriff „Western“ bzw. „Wilder Westen“ übrigens sehr eng fasse: Also so von ca. knapp vor Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges, bis knapp an den Anfang des 20sten Jahrhunderts. Sagen wir mal, als Geronimo sich mit dem Auto fotografieren ließ, war es vorbei. Auf dieser Grundlage, stellt sich mir der „Wilde Westen“ als eine Episode in unserer Geschichte dar, in der auf relativ geringem Raum (global betrachtet) und innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne (erdgeschichtlich betrachtet), so viele extrem unterschiedliche Lebensweisen, Ansichten, Entwicklungsstand, Religionen und und und aufeinandergeprallt sind. Ich sage nur: Beginnendes industrielles Zeitalter trifft auf steinzeitliche Jäger- und Sammlerkultur. Menschen sind aus dem fortschrittlichen, teilweise demokratischen Europa ausgewandert und haben da drüben teilweise feudalistische Zustände geschaffen usw. Viele sind wahrscheinlich wirklich mit hehren Absichten rüber gegangen aber … das Land hat ihr Innerstes aus ihnen herausgeholt und das war leider nicht immer das positivste am Menschen.

Das bietet unendliches Konfliktpotential. Und Konflikte, innere wie Äußere und die Auseinandersetzung mit beiden, sind die Motoren spannender Erzählungen.

Das nächste ist, dass der „Western“ als Erzählung für mich so herrlich archaisch und damit auch ursprünglich ist. Der Western ist Shakespeare in Reinform. Ach, was sage ich? Im Grunde ist der „Western“ganz nah an der griechischen Tragödie, die wiederum zusammen mit der Komödie, die Grundlage aller Erzählweisen ist, derer wir uns noch heute bedienen. Ja, sagen wir statt „Archetypen“ „Klischees“, na und? Beides dient im erzählerischen nur der Vereinfachung. Statt stundenlangem Rumgelabber, kann ich schnell auf den Punkt kommen. Show don’t tell ist eine der wichtigsten Schreibregeln, die im „Western“ sehr gut angewandt werden kann. Und andererseits kann man mit diesen Klischees eben auch herrlich spielen. Sie brechen.

Was mich noch am „Western“ fasziniert ist, die Tatsache, dass der Mythos des „Western“ schon erzählt wurde, als der „Wilde Westen“ noch existierte. Es gab Dimenovels über Wild Bill Hickok, in denen erzählt wurde, dass er X-hundert Leute erschossen hat. Dabei waren es „nur“ sieben. Und Hickok hat noch gelebt. Ich meine, die Leute hätten sich ohne weiteres über die Wirklichkeit informieren können, doch sie haben lieber das geglaubt, was ihnen Buffalo Bill in seinen Shows gezeigt und diverse Autoren in den Dimenovels erzählt haben. Da sind wir doch ganz nah dran an „Fake News“ und sog. „alternativen Fakten“. Genau unter diesem Gesichtspunkt finde ich den Western hochaktuell. Aber grundsätzlich reizt mich als Autor dieses Spiel mit der Realität und den Legenden immer. Denn, wie ich schon oben schrieb, jede Erzählung, jede Geschichte ist letztendlich nur das. Eine Geschichte. Niemals ein Abbild der Wirklichkeit und schon gar nicht diese selbst.

KJR: ‚Weird Western‘ – dazu gibt es eine umfangreiche englischsprachige Enzyklopädie von Don Green – sind mir in deutscher Sprache erstmals mit Romanen wie Thomas Mayne Reids „Der Reiter ohne Kopf“ (The Headless Horseman) bzw. der schönen Geschichte Will Henrys „Der Geisterwolf vom Thunder Mountain“ begegnet. Später gab es dann im Bereich der Romanhefte Grusel- und Geister-Western. Wie sind Sie dazu gekommen, selbst ‚Weird Western‘ zu schreiben, was fasziniert Sie an diesem Subgenre und wo liegen Ihre Vorbilder im Bereich des Western?

AS: Als ich die „Nighthunter“ Serie damals konzeptionierte, war dies zunächst tatsächlich so etwas wie Faulheit. Ich wollte Fantasy schreiben, aber nichts, was mit Mittelalter, Elfen, Orks und ähnlichem zu tun hat. Weil mich das als Leser langweilte, dass es da tausendjährige Reiche gibt, in denen aber kein technischer Fortschritt stattfindet. Brandon Sanderson war der erste Autor, den ich las, der genau das kritisierte und eine seiner Stories in einem Setting ansiedelte, dass eine Mischung aus Wild West und beginnender Industrialisierung, mit Gewerkschaften etc. darstellte.

Mit dem „Wilden Westen“ bot sich mir eine ziemlich exakt dokumentierte Welt, in der ich an einem Punkt eine kleine Änderung vorgenommen habe. Ich setze in meiner Serie voraus, dass es das „Übernatürliche“ gibt. Die ausgewanderten ehemaligen Europäer haben es längst verloren, die Kirche, die Inquisition hat es ihnen „ausgetrieben“. Und auf der anderen Seite stehen die Stämme, deren Medizinfrauen und Männer tatsächlich Magie beherrschen. Es gibt all die guten und bösen Geister und Dämonen aus den Mythen der Natives. Es gibt unverwundbare Krieger und Donnervögel … so habe ich für meine Serie ein Ausgangsszenario geschaffen, in dem all die historisch verbürgten Konflikte zwar vorhanden sind, aber gerade ein sehr fragiles Gleichgewicht existiert.

Die Idee dazu habe ich aus der Comicserie „East of West“, eine postapokalyptische Wild-West-Story mit Fantasy - und Horrorelementen, in denen der sog. „ewige Stamm“ eine Mischung aus Magie und Mikroelektronik, Cyberspace und Cyberwaffen beherrscht, was ihn sehr mächtig macht. Das erinnerte mich an „Wakanda“ aus dem Marveluniversum und ich finde einfach, dass den Natives langsam mal eine andere Rolle zugedacht werden sollte, als bisher. Auch wenn das arrogant erscheinen mag, weil da jetzt der unbedeutende Anton Serkalow aus Deutschland daherkommt und ...

KJR: Der traditionelle Western wird von Literaturwissenschaftlern auch als eine spezielle Manifestation des amerikanischen Gründungsmythos gesehen (z.B. Peter Bischoff). Ähnliches klingt auch schon bei Frederick Jackson Turner in seiner – inzwischen teils als überholt geltenden Konzeption der Frontier-Hypothese an. Wie stehen Sie zu solchen Äußerungen?

AS: Ich würde schon sagen, dass es das voll auf den Punkt bringt. Der Western als solcher hat ja den Gründungsmythos überhaupt erst möglich gemacht. Durch die Shows von Buffalo Bill, die ja Grundlage der späteren Hollywoodwestern waren und all der Dime Novels, gelang es meiner Meinung nach überhaupt, das Schreckliche zu ertragen, das Gewissen reinzuwaschen. Ich denke, dass auch damals viele Menschen gelebt haben, die irgendwie gespürt haben, dass es nicht richtig ist, was sie tun. Und die Mythen, die sie sich damals schon erzählten, dass die „Indianer“ eben keine Menschen sind, dass man Schwarze überhaupt nicht vorkommen lässt, dass „gottgegebene Recht“ dieses Land zu besiedeln usw., dass die es eben mit möglich machten, den Völkermord und die Unrechtmäßigkeit der Sklaverei neben vielen anderen Verbrechen, zu verdrängen, zu rechtfertigen. Sich schön zu reden.

Ich kenne das aus Namibia, zu dem ich mehr Bezug als zu den USA habe. Noch heute erzählen sich viele weiße, deutschsprachige Leute dort eine Geschichte von dem „Krieg“ mit den Nama und den Herero, die soweit weg von der Realität ist und reden lieber darüber, dass ja die Deutschen mit ihrer Ingenieurskunst erst Brunnen gebaut und Diamanten abgebaut haben … So erzählt der Western halt von den Pionieren, die das Land besiedelt haben, die Zivilisation aufgebaut haben und verschweigt, bzw. färbt den Genozid, die Sklaverei, die Menschenrechtsverletzungen, die feudalistischen Auswüchse und und und … schön.

Ich habe das Gefühl, dass der Western da tatsächlich ein Paradebeispiel an „alternativen Fakten“ ist. Nehmen wir doch nur mal die Tatsache, dass wir heute wissen, dass mindestens zwei Drittel der Cowboys nicht weißer Hautfarbe waren. In wie vielen Western wurde das denn bisher so dargestellt? Insofern, ja. Der Western ist wichtig für den amerikanischen Gründungsmythos.

In meinen Augen gibt es z.B. unter anderem auch deswegen keinen „historischen“ Western. Denn die Quellen auf die wir zugreifen können, sind bereits durch den Blick der Autoren, die zum größten Teil eben wirklich weiß und männlich waren (im wahrsten Sinne des Wortes) eingefärbt. Der Anspruch historisch authentisch zu schreiben ist in meinen Augen eine Illusion. Darum finde ich es reizvoller mit eben den Mythen zu spielen, sie zu zerstören, neu anzuordnen. Wir sollten heute den Western von all diesen Lügen „reinigen“, bzw. wenigstens als Autor*innen mit ihnen spielen, statt sie weiterhin ungefiltert nachzukauen. Der Western ist ein Märchen für Erwachsene. Nicht mehr und nicht weniger. (Das stammt nicht von mir, aber ich bin mir nicht sicher, von wem es ist. Sergio Leone?) Bei den von den Gebrüdern Grimm gesammelten und veröffentlichten Märchen kommt doch auch niemand auf die Idee, zu behaupten, er hätte die historischen Wahrheiten gefunden und schreibt deswegen jetzt eine historisch-korrekte Version von z.B. „Rotkäppchen“, oder?

KJR: Neben traditionellen Western finden wir auf dem Markt Western, die vor dem Hintergrund der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, Western mit Horrorelementen, Adult Western oder Southern (Western, die südlich des Rio Grande spielen), Northern (Handlungsorte: Kanada und Alaska) und selbst in Australien spielende Western. Was halten Sie von solchen Randerscheinungen des Genres und schreiben Sie selbst so etwas?

AS: Na ja. Allein dadurch, dass ich mich ja dem „Weird Western“, also Western mit Horrorelementen verschrieben habe … grundsätzlich bin ich sehr für Genremischungen, Grenzsprenungen und das Verlassen von Schubladen. Ja, ich weiß, ich habe oben gesagt, dass ich den Western sehr eng definiere. Darum bin ich der Meinung, wenigstens ein paar Elemente sollten bleiben. Landschaft z.B., die meiner Meinung nach extrem wichtig für das Storytelling eines Western ist. Darum mag ich z.B. nicht von „Südwestern“ sprechen, wenn ich Stories lese, die im damaligen sog. „Deutsch Südwest Afrika“, also dem heutigen Namibia spielen. Dort lagen ganz andere Voraussetzungen vor, die eben meiner Meinung nach für den Western aber wesentlich wären. (Siehe wieder meine Aussage oben.)

KJR: Immer wieder wird z.B. im Internet oder an anderer Stelle eine Krise des Western bzw. ein fehlendes Publikumsinteresse beklagt. Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage ein, und welche Ratschläge würden Sie einer/einem jungen Kollegin/Kollegen geben, der sich dem Schreiben von Western widmen möchte?

AS: Puh. Das ist schwer. Also … ich habe mittlerweile auch Kontakt zu amerikanischen Westernautoren und weiß, dass das Genre auch in seinem Herkunftsland nur noch ein Nischengenre ist. Was sich da aber immer noch rechnet, da der englischsprachige-amerikanische Markt eben um so viel größer ist, als der deutschsprachige. Für hier, also für Deutschland sehe ich das schon so: Der „Western“ ist nicht das Gerne, dass in Deutschland den meisten Umsatz bringt. Nicht als Buch, nicht als Comic und auch nicht als TV-Serie oder Film, da wir da ja eh so gut wie keine Eigenproduktionen haben.

Er ist noch da, ja, aber er dümpelt irgendwo am Rande herum. Vielleicht ist er nicht tot, aber viel Leben ist in seinem Kadaver nicht mehr. Aber er ist zäh.

Und das ist nicht die Schuld der bösen großen Verlage, die sich nichts trauen. Das liegt einfach daran, dass es den größten Teil der Leser*innen im deutschen Sprachraum wirklich nicht mehr interessiert. Ich meine, schauen wir uns doch mal an, wer sich an der unseligen „Winnetou – Debatte“ letzten Sommer beteiligt hat? Das waren doch tatsächlich nur so „alte“ Leute, wie ich selbst einer bin, als „alter, weißer cis Mann“.

Und große Verlage sind nun einmal in erster Linie Wirtschaftsunternehmen. Darum machen die einfach keine Western mehr. Lohnt sich nicht.
Ja, es gibt dann ab und zu mal so erfolgreiche Sachen wie „Deadwood“, „Yellowstone“, „Godless“ usw. Aber hey, das sind Filme, bzw. TV-Serien! Das ist tatsächlich ein völlig anderer Markt, als der Buchmarkt. Und vor allem sind diese Produktionen in den USA weitaus erfolgreicher, als hier. So erfolgreich, dass wir hier in Deutschland Glück haben, dass die Fernsehsender uns eine Synchronisierung spendieren.

Aber im Großen und Ganzen schätze ich das schon so ein, dass der „klassische Western“ als Genre im deutschsprachigen Raum eher ein „Nerdding“ ist. Woran er (bzw. die Autor*innen und Verlage) vielleicht sogar selbst Schuld ist, da er leider wirklich oft sehr konservativ bis reaktionär wirkt.

Dennoch findet er seine Leser*innen.

Denn genau darum kümmern, sich kleinere Verlage, bzw. Selfpublisher. Die können so eine Nische bedienen und dennoch auf einen gewissen „grünen Zweig“ kommen kann. Einfach, weil sie viel geringere Kosten als ein Unternehmen wie „Random House“ haben.

Die großen Erfolge sollte man allerdings nicht mehr erwarten. Ich meine, ich habe mal gelesen, was U.H. Wilken einst für seine Manuskripte bekommen hat. Wissen Sie, was der Basteiverlag heute für ein Skript zahlt? Da wird man schnell um etliche Illusionen ärmer.

Aber die Motive des Westerns findet man noch überall, was meiner Meinung nach eben mit der klassischen Erzählung und den Archetypen zu tun hat. Insofern, kein Grund, die Finger davon zu lassen. Man muss eben nur schauen, wie man es erzählt und was man erwartet. Erfolg? Ruhm? Reichtum? Oder doch nur ein paar tausend Leser*innen?

1000 sind für einen Selfpublisher schon viel. Bei den Amazontantiemen für’s Ebook ist das ein gutes Taschengeld. Für einen sog. „großen“ Verlag ist das absolut nichts. Die fangen erst bei über 50000 an, von Erfolg zu reden. Zwischen 10000 und 50000 ist man sog. „Midlistautor“. Darunter fliegt man gleich raus. Und ich bin mir sicher, das bringt kein Western heute mehr in Deutschland. Bastei hat selbst „Three Oaks“ eingestellt und das war ein wirklich richtig guter, geschriebener Western. Aber eben auch nicht unbedingt der klassische Western. Und die Xte Wiederauflage eines alten Heftromanwesterns, ich bin mir sicher, dass eben auch das nur ein Nischenprodukt ist.

Aber was ich als Tipp allen Autor*innen mit geben mag ist: Lerne auf jeden Fall schreiben. Du musst das Handwerk beherrschen. Wenn dir gute Schreibworkshops zu teuer sind, lies wenigstens James N. Frey, Sol Stein und Stephan Waldscheidt. Dann schreibe, das was du lesen willst! Dann lass es lektorieren und mit einem vernünftigen, markttauglichen Cover (das muss nicht unbedingt das sein, was dir gefällt) versehen und veröffentliche es. Aber auch erst dann! Jede gute Geschichte findet ihre Leser*innen. Ob du dann bei einem kleinen Verlag unterkommst, der eine Nische bedient, oder als Selfpublisher dir ein Taschengeld dazu verdienst, das wird sich dann finden. Vielleicht hast du ja auch Glück und du schreibst den einen Western, der plötzlich das große Revival einläutet und wirst reich, berühmt … ich gönne es dir!

KJR: Ihre Western erscheinen zumeist als Paperbacks und Ebooks. Für Sammler sind Ebooks einfach nur katastrophal, man erwirbt bloß ein Nutzungsrecht und darf diese Dateien nicht besitzen und erst recht nicht weiterverkaufen. Dieser unhaltbare Zustand sollte m. E. Schnellstens beendet werden. Liebevoll gemachte Paperbacks oder Hardcover sind hier etwas ganz anderes. Das bringt mich zum Thema der Veröffentlichungsformen. Wo sehen Sie hier die besten Chancen? Welche Veröffentlichungsformen bevorzugen Sie?

AS: Ich selbst lese seit Anfang 2013 nur noch (außer bei Comics) Ebooks. Habe da also schon eine andere Sichtweise. Für mich kann ich z.B. sagen, dass ich seitdem ich den Kindle habe, wieder viel mehr lese. Mittlerweile nutze ich ihn auch als Arbeitswerkzeug für meine eigenen Skripte. Auf der anderen Seite habe ich mein Calibre aber auch so programmiert, dass es wie ein Bücherregal aussieht und lege sehr großen Wert darauf, dass die Ebooks vernünftige Cover haben. Das mit dem Nutzungsrecht wird ja zum Glück mittlerweile etwas aufgebrochen. Viele Verlage verzichten schon offiziell auf den Kopierschutz und somit erwirbt man wirklich eine Kopie der Datei, die einem dann auch niemand mehr wegnehmen kann.

Als ich 2016 anfing wieder zu veröffentlichen, habe ich mich zunächst ausschließlich auf Ebooks und dort auf Amazon konzentriert. Im Kindle-Unlimited sah und sehe ich z.B. sehr große Chancen, um als Autor überhaupt erst einmal bekannt zu werden. Mittlerweile schreibe ich auch für BLITZ und da ist das Konzept von Jörg ja bisher gewesen, sich mehr auf die Taschenbücher, die es auch nie im „richtigen“ Buchhandel gibt, zu konzentrieren. Etwas, was mich wiederum an mich, als Selfpublisher erinnerte. Ich hatte nie den Anspruch oder die Illusion im Buchhandel im Regal zu stehen.

Meiner Meinung nach, wird die Buchbranche eine ähnliche Entwicklung nehmen, wie die Musikbranche. Es wird Streamingdienste mit Flatrates (Kindle Unlimited) geben, es wird live auftretende Autor*innen geben, die bei Poetryslams und Lesebühnen T-Shirts und Kaffeetassen verkaufen. Es wird Ebooks, also das Äquivalent zu mp3 und wav Dateien, geben. Es wird aber auch weiterhin Paperbacks und hochwertige Hardcover geben, so wie es eben immer noch CDs, ja sogar Vinyl gibt.

KJR: Stichwort Übersetzungen. Streben Sie Übersetzungen in andere Sprachen an?. Sehen Sie gute Chance für solche Übertragungen? Hierbei würde mich vor allem der Aspekt ‚deutschsprachige Originale in englischsprachiger Fassung‘ interessieren.

AS: Oh, ich habe mal meine Fühler in die Richtung ausgestreckt und bin ganz schnell davon abgekommen. Denn es ist nicht mit einer Übersetzung und einer Publikation via Amazon.com getan. Die Übersetzung allein hätte mich aber schon derart viel gekostet. Also eine wirklich gute Übersetzung, die es schafft, meine „Weird Western“ in einen „Lansdale Tonfall“ zu übersetzen. Nein. Um in den USA Fuß zu fassen, bedarf es außerdem noch viel Zeit und Energie, oder jemanden drüben vor Ort, der das für mich erledigt und der muss bezahlt werden. Social Media spielt für die Leser*innen - Gewinnung da drüben noch mal eine ganz andere, viel bedeutendere Rolle als hier. Dazu hab ich gar keinen Nerv. Es gab mal einen sehr guten Artikel von Joshua Three, einem erfolgreichen Selfpublisher im Science Fiction, der darüber geschrieben hat, wie er es in den USA geschafft hat und da konnte ich nur sagen: „Nein. Danke. Dafür mag ich nicht auch noch Energie und Geld verwenden.“

KJR: Hat Anton Serkalow Pseudonyme genutzt? Wenn ja, können Sie uns einige nennen und warum und wann haben Sie überhaupt Decknamen benutzt?

AS: Anton Serkalow ist das einzige Pseudonym, das ich nutze und es ist ein geschlossenes Pseudonym. Als ich damit startete, diente es mir als Schutz (aus psychischen Gründen) und, da ich damals offiziell noch bei einem Verlag mit der sog. „Optionsklausel“ unter Vertrag war. Mittlerweile habe ich mich damit aber so gut eingerichtet, dass ich es beibehalte. Allein deswegen, weil das, was ich 13 Jahre lang unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht habe, absolut nichts mit dem zu tun hat, was jetzt Anton Serkalow schreibt, so dass die „Lüftung des Geheimnisses“ echt niemanden etwas nützen würde.

KJR: Wie lebt ein Autor unterhaltender Belletristik? Ein wenig Homestory interessiert immer.

AS: Ich sage es immer gerne so. Meine Frau und ich, wir haben die klassische Rollenverteilung, nur eben, dass sie die typische Männerrolle innehat. Sie ist selbstständige Dipl. Psychologin mit eigener Praxis, verdient das Geld. Ich kümmere mich um Haus, Hunde, Hof, Garten, Hausarbeit etc. und damit mir in meiner Freizeit nicht allzu langweilig wird, veranstalte ich „Tupperwareparties“ bzw. betreibe einen „Schönheitssalon“ im Keller, der keinerlei Einnahmen bringt. Nur, dass es eben Bücher schreiben ist. Aber im Schreiben habe ich einen sehr hohen professionellen Anspruch an mich. Ich habe einen geregelten Tagesablauf aus Joggen, Hausarbeit, Hundezeit, Schreiben usw. und ein Tagesziel (Anzahl Anschläge), dass ich mir selbst setze. Meist schreibe ich an drei, bis vier Sachen gleichzeitig, abwechselnd, um jede Form von Schreibblockade zu vermeiden. Ich habe mal gelernt, dass Schreibblockade nichts anderes, als eine Form von „Betriebsblindheit“ ist und durch eben solche festen Abläufe und Regeln verhindert werden kann.

KJR: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft – privat und als Autor?

AS: Privat? Das alles so bleibt wie es ist! Vielleicht würde ich gerne irgendwann mal mehr, bzw. öfter, z.B. jedes Jahr für ein paar Monate nach Namibia. Mich interessiert die gemeinsame Geschichte und fasziniert das Land und die Menschen an sich. Aber das ist auch schon wieder etwas für meine Autorenzukunft, denn natürlich würde ich darüber schreiben.

Aber sonst, als Autor? Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, noch mehr zu schreiben und zu veröffentlichen. Jetzt, wo ich mit Hörspielskripten angefangen habe, hat sich da noch mal einiges an Potential aufgetan und wer weiß: Vielleicht schaffe ich es ja dann doch, mit der Mischung aus Selfpublishing, Autor für kleinere Verlage und Hörspielskripten, ja vielleicht sogar noch ein paar Sachen für Bastei Romanhefte usw. ein kleines Taschengeld oben drauf zu verdienen. Den Traum, davon allein leben zu können, habe ich mir abgeschminkt. Aber auch deswegen, weil es mir wirklich zu stressig wäre. Ich weiß, was ein mir bekannter Autor für seine Skripte bei Bastei bekommt und damit weiß ich auch, wie viel er im Monat abliefern muss, um als Selbstständiger über die Runden zu kommen. Da finde ich es für mich dann doch schöner, dass ich in der glücklichen Situation bin, nicht vom Schreiben leben zu müssen und mir lieber „den Bauch pinseln lasse“, in dem ich von den Verlagen, Hörspielproduktionsfirmen ein Festhonorar bei Abnahme des Skriptes und als Selfpublisher meine 70% Tantiemen für die Ebooks bei Amazon bekommen. Das muss sich ja irgendwann mal auszahlen.

Hach, ich würde jetzt nur noch was von Frieden, Liebe und Gesundheit schreiben, aber das nimmt mir keiner ab, oder?

KJR: Ich danke für die bereitwillige Beantwortung meiner teils indiskreten Fragen!

AS: Ich danke, für die Chance, meine Gedanken zu teilen und indiskret … da wurde ich aber schon ganz andere Sachen gefragt.:-)


Bei COSA##.### stellen wir einzelne Medien vor. Die Auswahl folgt einem Zufallsprinzip. Gerne sind Gastbeiträge möglich.

Samstag, 25. März 2023

COSA23.083

COSA23.083 --- Alte Paperbacks und ihre Titelillustrationen





Wie allgemein bekannt, können mich die Titelillustrationen älterer Paperbacks immer wieder begeistern. An erster Stelle stehen hier gezeichnete bzw. gemalte Cover doch auch die gleichfalls häufigen Fotocover können so manchen Sammler überzeugen.
Bei den heute gezeigten Beispielen aus Großbritannien und den USA stammen die 'Signets' von James Avati und Barye Phillips, die zu den besten amerikanischen Illustratoren der vergangenen Jahrzehnte gehörten. Bemekenswert sind auch die PAN-Ausgaben der klassischen Richard-Hannay-Romane von John Buchan..

Die Paperbacks auch unter: titel-cover-copertina. the art of book illustratione


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Freitag, 24. März 2023

COSA23.082

COSA23.082 --- Ein Dutzend Fragen an Mario Ulbrich - Das Exklusiv-Interview

 Ein Dutzend Fragen an Mario Ulbrich

Mario Ulbrich [mu] (geb. 1964) - als Verfasser von Romanen und Kurzgeschichten aus unterschiedlichen Genres der unterhaltenden Literatur bekannt - hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, ein paar Fragen von Dr. Karl Jürgen Roth [kjr] zu beantworten. Das Exklusiv-Interview für PoMeWe wurde am 21. März 2023 geführt.

KJR: Ich habe einige Ihrer Bücher mit Interesse und Gewinn gelesen. Dabei entstand für mich die eine oder andere Frage. Der Schwerpunkt Ihrer schriftstellerischen Arbeit liegt im Bereich der unterhaltenden Belletristik, der Actionthriller und auch des Western. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum schreiben Sie u. a. Wildwestromane? Erzählen Sie doch bitte etwas über Ihren schriftstellerischen Werdegang?
MU: In meiner Schulzeit habe ich angefangen, Comics zu zeichnen – obwohl ich zum Malen wirklich kein Talent habe. Deshalb habe ich mich sehr bald auf Geschriebenes verlegt, das ich meinen Schulkameraden in der Pause vorlas. Meine Serie um die sogenannte Mühlgrabengang mit mir und meinen Freunden in den Hauptrollen war damals legendär, zumindest in unserer Schulklasse. Die Romantitel in der Vorschau diverser Westheftchen haben mich dann dazu inspiriert, es auch mal mit ‚Schundkrimis‘ und Western zu probieren. Dazu müssen Sie wissen, dass ich in der DDR aufgewachsen bin. Geschmuggelte Romanhefte waren selten und begehrt, und die Titellisten am Ende eröffneten mir eine Welt der noch zu erzählenden Abenteuer.
So habe ich mir meinen eigenen Parker zusammenfantasiert, der bei mir kein Butler, sondern Privatdetektiv war. Die Krimis waren so lang wie ein Schulheft dick war und trugen geklaute Titel wie „Parker und die Mädchenkiller“ oder „Parker lässt die Fetzen fliegen“.
Tja und Western. Welcher Junge mochte die damals nicht? Ich habe einen Brief an den Bastei-Verlag geschrieben: „Lieber Verlag! Falls Sie Western-Manuskripte benötigen, bitte melden Sie sich bei mir.“ Ich nehme an, der Brief wurde von der Stasi kassiert, jedenfalls habe ich nie eine Antwort erhalten. Was aber auch gut war, denn meine ersten Westernschreibversuche sind nie über die Rotaseite hinausgekommen, auf der ich stets die Bewaffnung meines Helden beschrieben habe. Zwei Colts, natürlich! Am meisten geprägt hatten mich die Romane „Der schwarze Larry“ von Geo Barring und „Matlock räumt auf“ von H.C. Nagel, die ich mehrfach gelesen, ja regelrecht studiert habe. Viele andere hatte meine Oma allerdings auch nicht. Ich wusste nicht das Geringste über die Romanheftprodutkion, war aber schwer beeindruckt, von dem, was echte Profis zu Papier gebracht hatten. Und heute weiß ich, dass ich damals unbewusst echte Romanheftproduktion nachgeahmt habe: Die komische Mode, nicht den Titel nach der Story zu wählen, sondern die Story an einen vorgegebenen Titel anzupassen.
KJR: Neben Western haben Sie Texte geschrieben, die anderen Genres zuzuordnen ist. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier und wie sehen Ihre weiteren Pläne für abenteuerliche Geschichten oder unterhaltende Belletristik aus? - Sind hier Überraschungen zu erwarten?
MU: Meine Wild-Hunters-Actionserie um den Bogenjäger Erik Maurer ist bei vier veröffentlichten Romanen angekommen (plus eine Novelle). Nummer fünf folgt in diesem Jahr. Sieben sollen es werden, vielleicht neun, mal sehen. In dieser Serie geht es um Aliengeheimnisse, Kryptozoologie und grenzwissenschaftliche Themen. Das ist zurzeit mein Hauptwerk und macht eine Menge Arbeit, weil alles miteinander verzahnt ist und die vorkommenden Theorien nicht erfunden sind. Das heißt, es könnte alles wahr sein. Zumindest werden Leser, die sich mit Grenzwissenschaften befassen, sagen können: Das stimmt! Davon habe ich schon mal gelesen.
Seit ungefähr 15 Jahren schiebe ich den Start einer harten Krimireihe um einen ehemaligen DDR-Fallschirmjäger vor mir her. Ob ich dafür jemals die Zeit finde? Denn da ist auch noch ein dreiteiliges Zeitreise-Abenteuer, das in einem DDR-Tagebau beginnt und etwas mit der mysteriösen Nazi-Glocke zu tun hat.
Nicht zu vergessen soll meine Mountain-Men-Serie im BLITZ-Verlag mindestens noch Teil 10 bekommen, aber eigentlich noch einige mehr. Wenn ich bloß nicht ständig auf Arbeit gehen müsste.
KJR: Western bilden einen gewissen Teil Ihrer Arbeit. Sind deren Handlungen einem bestimmten Serienkosmos zuzuordnen oder arbeiten Sie gezielt nach Exposés?. Wo sehen Sie die Vorteile einer solchen Arbeitsweise und was hat Sie dazu getrieben, Ihre Western zu schreiben? Einige Ihrer in Nordamerika spielenden Geschichten beschäftigen sich mit den frühen Mountain Men. Warum haben Sie gerade diese Epoche als Hintergrund für Ihre Western gewählt?
MU: Meine Mountain-Men-Romane gehören zusammen. Sie bauen chronologisch aufeinander auf, neben den Serienhelden Jed und Mel gibt es etliche wiederkehrende Nebenfiguren. Ich arbeite nach ausführlichen Exposés, die ich zwar recht formlos schreibe, da ich sie anders als Romanheftautoren nirgendwo vorlegen muss, aber darin ist konkret festgelegt, was der Reihe nach passiert. Im Laufe der Jahre sind meine „Drehbücher“ immer umfassender geworden, denn diese Arbeitsweise hat sich bewährt. Handlungsteile miteinander zu verzahnen, gelingt mir so wesentlich besser als das beim Aus-dem-Bauch-heraus-schreiben möglich wäre. Auch hilft es, wenn man wie ich größere Pausen beim Schreiben einlegen muss. Wenn ich aufgrund meiner Arbeit oft tagelang nicht dazukomme, an einem Roman weiterzuarbeiten, verliere ich trotzdem nie den Faden. Alles, was wichtig ist, steht ja im „Drehbuch“. Meine Western spielen übrigens alle in der kurzen Ära der Mountain Men. Andere habe ich noch nicht geschrieben. Ich liebe diese Zeit einfach. Sie ist Abenteuer pur. Nach 1840 wird es mir langweilig im Westen und ein Western, der um 1900 spielt, ist für mich fast schon SF. 😊
KJR: Könnte man Ihre Western dem klassischen amerikanischen formelhaften Western zuordnen, wie er z. B. In den Pulp Magazines gepflegt wurde? Solche Texte haben inzwischen auch schon eine lange Tradition und sie sind durch Übersetzungen oder auch deutschsprachige Originalveröffentlichungen hierzulande weit verbreitet. Wie sind Sie dazu gekommen, selbst Wildwestromane zu schreiben, was fasziniert Sie an diesem Subgenre der spannungsreichen Unterhaltungsliteratur und wo liegen Ihre Vorbilder im Bereich des Western?
MU: Ich sehe meine Western in erster Linie als actionreiche Abenteuerromane an. Letztlich ist der Western ja nichts anderes als ein Abenteuerroman, der halt zufällig im amerikanischen Westen in einem bestimmten Zeitraum spielt. Western gelesen habe ich unzählige, aber mein Vorbild ist nicht im Western zu suchen, sondern bei den Sharpe-Romanen von Bernard Cornwell. Meine Mountain Men sind mehr Sharpe im Westen als Nachahmer von Lederstrumpf oder Louis L’Amour. Nicht zufällig taucht immer wieder mal eine Baker-Rifle auf und wenn meine Schlachten hier und da etwas größer ausfallen als man das erwarten würde, kennen Sie jetzt den Grund dafür. Allerdings bemühe ich mich um größtmögliche Authentizität. Bloß Kämpfe kann es eben nie genug geben.
KJR: Der traditionelle Western wird von Literaturwissenschaftlern auch als eine spezielle Manifestation des amerikanischen Gründungsmythos gesehen (z.B. Peter Bischoff), Ähnliches klingt auch schon bei Frederick Jackson Turner in seiner – inzwischen teils als überholt geltenden Konzeption der Frontier-Hypothese an. Wie stehen Sie zu solchen Äußerungen?
MU: Die sind mir herzlich egal. Ein Western ist für mich gute Unterhaltung. Da sollte man nicht groß etwas hineininterpretieren.
KJR: Neben traditionellen Western finden wir auf dem Markt Western, die vor dem Hintergrund der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, Western mit Horrorelementen, Adult Western oder Southern (Western, die südlich des Rio Grande spielen), Northern (Handlungsorte: Kanada und Alaska) und selbst in Australien spielende Western. Was halten Sie von solchen Randerscheinungen des Genres und schreiben Sie selbst so etwas?
MU: Wenn sie interessant gemacht sind, warum nicht? Alle diese Spielarten haben ihre Berechtigung, finde ich. Ich selbst mag Adult-Western nicht unbedingt, dafür gibt es ja Pornos. Andererseits: Die besten Pornos waren aufwendige Kostümschinken, warum also nicht auch im Wilden Westen? Oder: Ich mag Western, die im amerikanischen Südwesten spielen, nur sehr bedingt und alles ab Mexico überhaupt nicht. Zu warm. Doch ich bin ja nicht der Gradmesser. Andere Leser lieben den amerikanischen Südwesten und das ist vollkommen in Ordnung. Mein Ding ist eben der Norden. Montana, Wyoming – und lieber Kanada als New Mexico. Aber das wohl nur, weil ich dorthin lieber in den Urlaub fahren würde.
KJR: Immer wieder wird z.B. im Internet oder an anderer Stelle eine Krise des Western bzw. ein fehlendes Publikumsinteresse beklagt. Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage ein, und welche Ratschläge würden Sie einer/einem jungen Kollegin/Kollegen geben, der sich dem Schreiben von Western widmen möchte?
MU: Ja, das Publikumsinteresse ist beim weitem nicht mehr das, was es mal war. Das trifft aber auch auf andere Genres zu, etwa den Mantel- und Degen- oder den Sandalenfilm und ihre Entsprechungen im Roman. Ab und zu ein aufwendig produzierter Film dieser Genres findet immer sein Publikum und hier und da auch mal ein Roman, aber die großen Zeiten des Western sind vorbei, zumindest in Deutschland. Kommen sie mal wieder? Keine Ahnung, zu wünschen wäre es. Meine Actionthriller verkaufen sich Pi mal Daumen zehnmal so gut wie meine Western und das liegt garantiert nicht daran, dass die Western keine schöne Aufmachung hätten. Das große Publikumsinteresse fehlt. Daher hinke ich mit meinen Plänen für die Mountain-Men-Serie auch hinter meiner eigenen Planung her. Die Wild Hunters gehen einfach vor. Ich muss zwar nicht vom Schreiben leben, aber auch das Taschengeld sollte halbwegs stimmen.
Jungen Autoren kann ich nicht zum Western raten, aber auch nicht davon abraten. Mein Rat ist: Schreibt, worauf ihr Lust habt, und wenn das ein Western sein soll – nur zu! „Wind River Gold“, meinen ersten Mountain-Men-Roman, habe ich geschrieben, weil ich das wollte, nicht weil ich mir Reichtum ausgemalt habe, und ich weiß noch, dass ich mir damals gesagt habe, wenn ich 100 Leser finde, bin ich glücklich. Inzwischen (10 Jahre später) sind um die 2000 Exemplare weggegangen.
KJR: Ihre Western erscheinen zumeist als Paperbacks und Ebooks. Für Sammler sind Ebooks einfach nur katastrophal, man erwirbt bloß ein Nutzungsrecht und darf diese Dateien nicht besitzen und erst recht nicht weiterverkaufen. Dieser unhaltbare Zustand sollte m. E. schnellstens beendet werden. Liebevoll gemachte Paperbacks oder Hardcover sind hier etwas ganz anderes. Das bringt mich zum Thema der Veröffentlichungsformen. Wo sehen Sie hier die besten Chancen? Welche Veröffentlichungsformen bevorzugen Sie?
MU: Ich besitze selbst einen eReader, und zwar einen teuren (Kindle Voyage) und ich habe da eine Zeitlang auch drauf gelesen. Aber letztlich bin ich zum gedruckten Buch zurückgekehrt. Damit bin ich aufgewachsen und das liebe ich über alles. Nichts geht über ein hübsch gestaltetes Buch auf Papier. Aber okay, das ist Oldschool. Die tatsächlichen Verhältnisse sind so, dass knapp 80 Prozent meiner verkauften Exemplare eBooks sind, knapp die Hälfte davon geliehene eBooks über Amazon Unlimited, also über eine Flatrate, bei der die Leser die Dateien nicht mal ansatzweise besitzen möchten, geschweige denn, sich ein gedrucktes Buch kaufen.
KJR: Stichwort Übersetzungen. Streben Sie Übersetzungen in andere Sprachen an? Sehen Sie gute Chance für solche Übertragungen? Hierbei würde mich vor allem der Aspekt ‚deutschsprachige Originale in englischsprachiger Fassung‘ interessieren.
MU: Über Übersetzungen würde ich mich freuen, welcher Autor würde das nicht? Aber ich glaube nicht, dass da etwas kommt. Der Redrum-Verlag, bei dem meine Action-Thriller erschienen sind, hat versucht, auf dem englischsprachigen Markt Fuß zu fassen, die Übertragungen nach den ersten Titeln aber wieder aufgegeben.
KJR: Hat Mario Ulbrich Pseudonyme genutzt? Wenn ja, können Sie uns einige nennen und warum und wann haben Sie überhaupt Decknamen benutzt?
MU: Früher habe ich humoristische Sachen unter meinem Klarnamen veröffentlicht, auch meine ersten Kriminal- und Horrorgeschichten sind so veröffentlicht worden. Bis ich mehr Ernsthaftes schrieb und mir dachte, dass mein Name ein Stimmungskiller für Western oder Thriller ist. Würden Sie ein Mountain-Men-Abenteuer von einem Typen namens Mario Ulbrich lesen? Ich nicht. Meine Western sind daher alle unter John F. Cooper erschienen, wobei das vor allem mit dem Schriftbild zu tun hatte und mir erst hinterher klarwurde, dass ich unterbewusst ein Pseudonym gewählt hatte, das sehr gut zur Zeit der Vorderlader und Lederritter passt. Meine Thriller erscheinen unter U.L.Brich, was ein wenig augenzwinkernd ist, aber härter klingt als mein Allerweltsname.
KJR: Wie lebt ein Autor unterhaltender Belletristik? Ein wenig Homestory interessiert immer.
MU: Zuallererst geht er mal auf Arbeit und am Abend hat er keinen Bock mehr darauf, irgendetwas zu schreiben, weil er den ganzen Tag nichts anderes getan hat. Telefonieren, herumfahren und schreiben. Ich bin Reporter bei einer großen Tageszeitung in Sachsen, damit verdiene ich mir seit 35 Jahren meine Brötchen, obwohl der Journalismus nur ein Abfallprodukt meines Hobbys, der Geschichtenschreiberei, ist. Das wird sich bis zu meiner Rente auch nicht mehr ändern, weil ich nicht bereit bin, die Geschichten zu schreiben, nach denen die Verlage gerade gieren. Ich will das schreiben, worauf ich Lust habe. Wie gut, dass die Schriftstellerei ein Hobby geblieben ist (obwohl ich manchmal schon damit hadere).
Immerhin habe ich seit drei Jahren eine Teilzeitregelung, das heißt, ich habe jeden Monat eine Woche frei, in der ich mich meinen Schreibprojekten widmen kann. Dann fange ich nach dem Frühstück, während dem ich ein Buch lese, so gegen 9 Uhr mit der Schreiberei an. Ich nehme mir immer einen bestimmten Handlungsabschnitt aus meinem „Drehbuch“ vor. Das können mal drei Seiten werden, mal zehn. Im Schnitt sind es fünf bis sieben. Danach ist Zeit für ergänzende Recherchen und das nochmalige Durchlesen des Geschriebenen. Überarbeitungen gibt es bei mir kaum. Ich schreibe langsam, aber ein Absatz, der steht, steht.
Nachmittags, wenn meine liebe Frau ihr (ungleich größeres) Pensum für Lassiter, den Bergdoktor oder Dr. Stefan Frank bewältigt hat, gehen wir eine Runde in den Wald, um den Kopf auszulüften und am Wochenende sind wir gerne in der Wildnis unterwegs. Mountain-Men-Feeling. Aber bitte mit Dusche am Abend! Man muss es ja nicht übertreiben.
KJR: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft – privat und als Autor?
MU: Ich wünsche mir, dass unser Leben so schön bleibt, wie es ist. Wir haben uns gesucht und gefunden. Darüber hinaus wäre allerdings ein großer Lottogewinn optimal, denn dann könnte ich zu Hause bleiben und nur noch Geschichten schreiben. Und meine Frau käme endlich mal dazu, eins ihrer Wunschprojekte umzusetzen, die derzeit hinter der Heftchenschreiberei zurücktreten müssen.
KJR: Ich danke für die bereitwillige Beantwortung meiner teils indiskreten Fragen! 

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