Sonntag, 16. Dezember 2012

Wenn der Storch ...

... dem Wolf das Fell gerbt ...

kann es sich eigentlich nur um eine Fabel handeln.

Fabeln bieten im Rahmen ihrer kleinen Geschichten vielfach Lehrrreiches für Kinder und auch für Erwachsene. Bekannt sind sie seit antiken Zeiten. Immer wieder umgestaltet und neu erzählt haben sie sich bis in heutige Lesebücher der allgemeinbildenden Schulen gerettet.


DAS FABELBUCH
Eine Auswahl der schönsten Fabeln für die Jugend bearbeitet und mit Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung herausgegeben von Karl Becker
Mit sechs schwarze Textbildern von E. Hanetzog, sowie sechs farbigen Bildern von Ernst Zimmer
mit eingebunden: 100 Fabeln für Kinder von Wilhelm Hey. Nebst einem ernsthaften Anhange
Verlag Jugendhort (Walter Bloch Nachf.) | Berlin W. 35 [s.a.]
gebunden -- 128 u. 108 S., ill.
Ach so, der Hinweis "neue Rechtschreibung" bezieht sich natürlich nicht auf die jüngste Verunstaltung der Rechtschreibung sondern auf die Regelungen von 1901. Das Buch dürfte demzufolge vermutlich irgendwann im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts veröffentlicht worden sein.
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Auf der Lüneburger Heide ...

... In dem wunderschönen Land 
Ging ich auf und ging ich unter 
Allerlei am Weg ich fand ... 

Hermann Löns (1866-1914) fand in seiner Ideallandschaft nicht nur dieses Lied, dessen erste Strophe ich eben zitierte - er fand dort auch einen "Wehrwolf", der allerdings nichts mit dem 'Haustier' der Horror- und Gruselfans zu tun hat; bei dem Wehrwolf von Löns handelt es sich vielmehr um den Titel eines 1910 veröffentlichten Romans aus der Feder von Hermann Löns, der vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt ist. Das Buch wurde zu einem Bestseller. 
Später instrumentalisierten die Nationalsozialisten den Titel - wehrhaft wie die Bauern der Heide, so wollten sich die Deutschen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in einem neuen Wehrwolf gegen die Feinde von aussen wehren und diese wieder aus Deutschland herauswerfen. - Ergebnis war, dass der Roman von Löns indiziert wurde.

Heutzutage kann man den Roman als historischen Roman vor einem regionalen Hintergrund lesen, wenn man bereit ist, über manches Gefasel hinwegzusehen. Sätze wie
"Im Anfange war es wüst und leer in der Haide. [...] Da kamen eines Abends andere Menschen zugereist, die blanke Gesichter und gelbes Haar hatten; mit Pferd und Wagen, Kind und Kegel kamen sie an, und mit Hunden und Federvieh.
Es gefiel ihnen gut in der Haide, denn sie kamen daher, wo das Eis noch bis in den Mai auf den Pümpen stand und im Oktober schon wieder Schnee fiel.
Ein jeder suchte sich seinen Platz und baute sich darauf ein breites Haus mit spitzem Dach, das mit Reet und Plaggen hedeckt war und am Giebel ein paar bunte Pferdeköpfe aus Holz aufwies." (S. 1)
erinnern (wohl bewusst) an die biblische Schöpfungsgeschichte, sind aber zumindest für mich nur schwer erträglich.

Hermann LÖNS
Der Wehrwolf
Eine Bauernchronik
Eugen Diederichs | Jena 352. bis 361. Tausend 1930
Leinen mit geprägtem Deckelbild [von F.H. Ernst Schneidler] -- 242 S.
 Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlage!

Wer ruhig im Sessel reisen will, ...

... der nimmt ein Reisebuch zur Hand. So könnte man dieses Posting überschreiben.

Reiseliteratur ist ein altes Genres. Wir müssen nicht bis zu Odysseus oder Herodot zurückgehen, um dies zu belegen. Als die weissen Flecken auf den Landkarten Ende des 19. Jahrhunderts so langsam verschwanden, schwand auch die Möglichkeit über bislang völlig unbekannte Gegenden zu berichten.

Ferdinand Emmerich (1858-1930) gehörte zu den Autoren, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch über eigene Erlebnisse in fremden exotischen Ländern berichten konnten. Seit den 1880er Jahren hatte er viele entlegene Winkel der Erde durchstreift und schrieb dann später darüber. Die umfangreichste Fassung seiner "Weltreisen und Forscher-Abenteuer" erschien in den 1920er Jahren bei Fr. Seybold's Verlagsbuchhandlung in München und Leipzig in 12 Bänden.

Der hier gezeigte achte Band (die Sternchen am Buchrücken zeigen die Bandnummern) führt nach Südamerika, wo der Ich-Erzähler in zahlreiche Abenteuer verwickelt wird. Inwieweit das alles so authenisch war, wie Emmerich postuliert sei einmal dahingestellt. Seine Darstellungen bleiben allerdings immer spannend und kurzweilig, wenn sie gelegentlich auch den Vorurteilen der Zeit verhaftet sind.

Ferdinand EMMERICH
Durch die Pampas von Argentinien
Fr. Seybold's Verlagsbuchhandlung | München - Leipzig 1923
Leinen -- ca. 19 x 13 cm -- 256 S.
[= Ferdinand Emmerich Weltreisen und Forscher-Abenteuer, Band 8]
vermutlich Ausschnitt aus dem Schutzumschlag, wurde
von einem Vorbesitzer auf dem Schmutztitel eingeklebt.

Südamerika - genauer gesagt die unwirtlichen Gegend um Kap Horn - ist auch Schauplatz der 1946 veröffentlichten Ausgabe von KREUZFAHRTEN DES GRAUENS des Norwegers Erling Tambs (1888-1967).

Tambs wollte ab 1928 zusammen mit seiner Frau Julie um die Welt segeln. Hierüber schrieb er "packende Erlebnisberichte" (wikipedia), die in jerweils mehreren Ausgaben auch in deutscher Spache veröffentlicht wurden. So folgten auf den Titel HOCHZEITSWREISE - ABER WIE! (1934) die KREUZFAHRTEN DES GRAUENS (1939) ... ein Schelm der Übles dabei denkt ...

Erling TAMBS
Kreuzfahrten des Grauens
Mit 38 Abbildungen
Eberhard Brockhaus Verlag | Wiesbaden 1946
Halbleinen -- ca. 19,3 x 13 cm -- 240 S.
Trotz der exotischen Giraffen auf dem Einband hat Albrecht Erich Günthers 'TOTEM. Tier und Mensch im Lebenszusammenhang' NICHTS mit Reiseliteratur zu tun.
Günther lebte von 1893-1942, sein populärwissenschaftliche Sachbuch erschien in den 1920er Jahren ohne genaue Jahresangabe. (Die DNB verzeichnet das 9.-11. Tausend für [1927]). Der Autor setzt sich in den drei Hauptkapitel auseinander mit den Themen:
  • Tier und Mensch im Naturzusammenhang
  • Tier und Mensch im Kulturzusammenhang
  • Tier und Mensch im Rahmen der Zivilisation

Albrecht Erich GÜNTHER
Totem. Tier und Mensch im Lebenszusammenhang
Deutsche Hausbücherei | Hamburg [s.a.]
gebunden -- 294 S., einige Abbildungen auf Tafeln
  Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlagen!




Samstag, 8. Dezember 2012

"Fabuliergenie" Dumas

Vor langer, langer Zeit - als in Deutschlands Westen die 'kapitalistische' Bundesrepublik sich scharf von den 'sozialistischen Schwestern und Brüdern' in der DDR abgrenzte, wollte man auch im Osten nicht auf die abenteuerlichen Fantasien des "Fabuliergenies" Alexandre Dumas verzichten - also gab es einige DDR-Ausgaben seiner Abenteuerklassiker, die zumindest vom Einband her durchaus gefallen können. Auch die Textfassungen sind akzeptabel und das Nachwort zu den Musketieren ist informativ -- enttäuschend ist leider das schlechte für den Druck verwandte Papier.

PoMeWe zeigt hier Ausgaben der 1960er Jahre von Rütten & Loening




Alexandre DUMAS
Der Graf von Monte Christo
[Roman in zwei Bänden]

Rütten & Loening | Berlin 4. Auflage 1966
2 Bände Leinen mit SchU -- 462 u. 496 S.
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Preuß
[O: LE COMTE DE MONTE-CHRISTO {kein Übersetzer angegeben}]




Alexandre DUMAS
Die drei Musketiere
[Roman. Mit einem Nachwort von Christine Wolter]

Rütten &Loening | Berlin 3. Auflage 1966
Leinen mit SchU -- 660 S.
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Preuß
O: LES TROIS MOUSQUETAIRES , dt. v. Herbert Bräuning]



Alexandre DUMAS
Zwanzig Jahre später
[Roman]

Rütten & Loening | Berlin 3. Auflage 1973
Leinen mit SchU -- 644 S.
Schutzumschlagentwurf: Peter Muzeniek/Gerhard Kruschel
O: VINGT ANS APRES, dt. v. Christine Hoeppener]

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Vorzeit tief 'gebräunt'

Eine Werbeanzeige für zwei Jugendbücher der 1930er Jahre, die damals populäre Geschichtsklitterungen in einer jugendgemässen Form präsentierten.

Anzeige aus: MÜLLER-HENNIG, Abenteuer um Saratow (1936)
 

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage! 

Von der Wolga

Erika Müller-Hennig
Abenteuer um Saratow
Junge Generation Verlag | Berlin 1936 [16.-22. Tsd.]

Leinen -- 139 S., Einbend u. Ill. von K. J. Blisch-Berlin



Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage! 

Bilder aus der Heide

Hermann LÖNS
Mein braunes Buch
Heidbilder

Adolf Sponholtz Verlag G.m.b.H. | Hannover  © 1912 [143.-147. Tsd.]
Leinen -- 221 S.



Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Unterhaltungsroman der 1920er Jahre

Ludwig [Ernst] Wolff (geb. 1876) schrieb in den 1920er Jahren etliche erfolgreiche Unterhaltungsromane und betätigte sich auch als Filmregisseur. Später emigrierte er in die Vereinigten Staaten wo er wohl nach 1958 verstorben ist.

21.-25. Tsd. 1924
Ludwig WOLFF
Garragan

Im Verlag Ullstein | Berlin 1924 [21.-25. Tsd. 1924]
Halbleinen -- 319 S.

Die bislang letzte mir bekannte Ausgabe des Buches wurde 1966 bei Melchert in Hamburg veröffentlicht (D.L.V. Taschenbuch, Band 54)


Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage!

Ein Novellenzyklus von Gottfried Keller

Geschichten mit Indianern verbindet man geheimhin nicht mit dem Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller. In der Novelle DIE BERLOCKEN treten aber die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents dennoch auf.
Dies belegt neben dem Text selbst, Rudolf Linauers Illustration zu einer 1936 veröffentlichten Ausgabe des Textes.

Abbildung nach S. 254

Gottfried Keller
Das Sinngedicht
Eine Geschichte. Einmalige Ausgabe

Deutsche Hausbücherei | Hamburg
farbig ill. Pappe -- 289 S., ill. v. Rudolf Linauer -- Einbandentwurf von Bans Bohn
[= Band 4 der 17. Jahresreihe]

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Deutschtümelndes aus der Ostmark

Nachdem die Nationalsozialisten Österreich 1938 als 'Ostmark' "heim ins Reich" geholt hatten, erlebte auch dort Literatur mit nationalistischen Inhalten die wohlwollende Billigung der Regierenden.

So gabs im Deutschen Verlag für Jugend und Volk aus Wien eine 'Junge Ostmarkreihe' von der wir heute den 7. Band präsentieren können. Als Verfasser wird der 1899 geborene Anton Haasbauer genannt, der auch als Beauftragter für die kulturellen Fragen in Österreich tätig war.


Anton HAASBAUER -- Der Ruf der Heimat
Deutscher Verlag für Jugend und Volk Gesellschaft m.b.H. | Wien 1941
Hln. m. SchU. (Hans Hofmann) -- ca. 17,7 x 12,8 cm -- 171 S., ill. v. L. Nicoladoni
[= Die junge Ostmarkreihe, Band 7]
{Es handelt sich um eine Anthologie mit Texten verschiedner Autoren.}


Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!




Altsteinzeitliches

1878 erschien die erste Ausgabe dieses klassischen Jugendromans von David Friedrich Weinland (1829-1915). Der Autor verarbeitete hier damals aktuelle Forschungserkenntnis zum Paläolithikum in einer spannenden abenteuerlichen Geschichte mit 'wissenschaftlichen' Anmerkungen, die zahlreiche Auflagen erlebte.


Dr.  D[avid] F[riedrich] Weinland
Rulaman
Erzählung aus der Zeit des Höhlenmenschen und des Höhlenbären. Der Jugend und ihren Freunden gewidmet
Otto Spamer | Leipzig - Sechste durchgesehene Auflage mit vermehrten Anmerkungen 1906
farbig geprägtes Leinen -- ca. 21,8 x 15 cm --280 S., mit 48 Textabbildungen nach Zeichnungen von H. Leutemann

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Samstag, 24. November 2012

Kolportage aus dem Hause Weichert

Dr. Alberti-Nerk:
Zerosta oder das Geheimniß der Zigeunerin. 
Historisch romantische Vaterlands-Erzählung 
Berlin, A. Weichert o. J. (um 1880). 1296 S. 8°. HLn. d. Zt. [Kosch/Nagl 1479 (hier wohl irrtümlich unter dem Titel Zorosta)]. -
27 (von 28) Lieferungen in einem Band; der Gesamtumfang des Werks betrug 1344 S.
Schmuckloser Halbleinenband der Zeit. Maße: 21 x 13,5 cm.


Der Roman war unter dem Titel Das Geheimniß der Zigeunerin oder Der Geheimschreiber des Burggrafen von Nürnberg anscheinend ungefähr zeitgleich auch in einem anderen (nicht genannten) Verlag erschienen (vgl. Kosch/Nagl 390). Bei Kosch/Nagl ist unter Nr. 1405 außerdem noch ein weiteres Werk von Alberti Nerk, Die Waise von Paris, verzeichnet. (Text zum Internetangebot)

Kolportage aus dem Hause Münchmeyer

Chr. Jansen

Käthchen Schneider die Geliebte des Fabrikanten 
oder Ein echtes Weib aus dem Volke 
Großer Sensationsroman von Chr. Jansen Mit Bilderbeilagen

Erster Band Münchmeyer Verlag 1890
Seite 1-1200
[Kosch Nagel Nr.689]


Kolportage aus den frühen 1930er Jahren

Ein spätes Beispiel für einen Kolportageroman. Die DNB nennt allerdings nur das 1. Heft. Weitere Hefte waren wohl geplant, ob sie aber erschienen sind, muss offen bleiben.


[anonym]
Heisses Blut. Die Tochter des Farmers.
Ein Liebesroman unter südlicher Sonne, Heft 1
Adolf Ander | Dresden 1933 [© 1932]
Heft -- ca. 20,5 x 14 cm -- 32 S. -- 20 Pf.

Probeseiten 12 + 13


Aus der Hölle der Fremdenlegion [00004]

Die Légion étrangère oder die Fremdenlegion war zur Zeit der Weimarer Republik sogar Thema eines Sonderheftes der SÜDDEUTSCHEN MONATSHEFTE, dessen Titelbild gekonnt übliche Klischeevorstellungen wiederspiegelt.


Die französische Fremdenlegion [aussen: Die Fremdenlegion]
Süddeutsche Monatshefte. September 1926. Heft 12,
23. Jahrgang. München: Südd. Monatshefte 1926. Groß-8° (24,5x16cm). VII, S. 384-462, XVI Seiten. Original-Broschur.
[Das Themenheft "Fremdenlegion" enthält auf 42 Seiten 8 detaillierte Beiträge verschiedener Offiziere Angaben laut Internetangebot]

Aus der Hölle der Fremdenlegion [00003]

Auch in Vorträgen machte man in den 1950er Jahren Propaganda gegen den Dienst in der Légion Étrangère - zugleich betrieb man aber auch Propaganda für die eigenen schriftstellerischen Werke.

Albert Verbeet signierte sein Buch: "In Erinnerung an meinen Vortrag 'Fremdenlegion und Indochina' in der 'Engelbert-Heimstatt', W'tal-Elberfeld, den 1.12.1953. Alb. Verbeet". Vom signierte Werk wird in der DNB auch noch eine 3. Auflage [1954] verzeichnet, ausserdem erwähnt die DNB die Einbandvarianten broschiert, Halbleinen sowie Leinen. - Verbeet hat bis 1967 mindestens drei weitere Bücher mit ähnlichen Inhalten veröffentlicht, die teils auch als 'Jugendschriften' gekennzeichnet wurden.

Albert VERBEET
Freiwillige in den Tod. 
Ein Deutscher in der Dschungelhölle von Indochina
[Selbstverlag] Verbeet | Oberhausen-Sterkrade [1953 oder früher]
Halbleinen -- 136 S. mit Abb.

Aus der Hölle der Fremdenlegion [00002]


Faber du Faur, Otto von (1828 in Ludwigsburg - 1901 in München):
Fremdenlegionär 
originale Bleistiftzeichnung auf Büttenpapier ca. 36x23cm;
unterhalb der Darstellung mit Stempelmonogramm und handschriftlich datiert "8.Jan.(18)85"

Aus der Hölle der Fremdenlegion [00001]

Nach verlorenen Kriegen besassen die Werbeversprechungen der französischen Fremdenlegion durchaus eine gewisse Attraktivität für ehemalige Soldaten oder abenteuerlustige junge Männer. Man versprach einen spannenden Aufenthalt in exotischen Ländern, ein gutes Leben in der Legion und/oder ordentlichen Sold - gegen die Verpflichtung Frankreich irgendwo in der Welt als 'Kanonenfutter' zu dienen. Allerdings erwiesen sich die Versprechungen oft als übertrieben oder falsch. Harter Dienst, Schikanen und Langeweile in täglichen Dienst in den oftmals einsamen Garnisonen waren vielfach an der Tagesordnung - was nicht zuletzt dazu führte, dass manche Legionäre mit Desertationsgedanken spielten ... und diese Desertationen auch durchführten.

Hierzu entstand eine reiche Erinnerungsliteratur. Sei es wie - im präsentierten Buch - in Form einer Briefdokumentation, sei es in direkten Erinnerungen ehemaliger Legionäre oder in belletristischer Form, z.B. in Romanheften, gebundenen Büchern bzw. - nach 1945 - auch in Leihbüchern und Taschenbüchern.

In Deutschland spielten in der Rezeptionsgeschichte dieser Literatur Fakten, wie eine gefühlte Antipathie gegen Frankreich durchaus eine Rolle für den kommerziellen Erfolg solcher Werke. Hier konnte man über die damals vielfach ungeliebten westlichen Nachbarn, genau das lesen, was man eigentlich eh schon dachte; zusätzlich gewürzt mit einigen Prisen Abenteuer, Exotik und Nervenkitzel, was den 'Unterhaltungswert' der Titel durchaus steigerte. - Die eigentlich intendierte Warnung vor dem Dienst unter 'Frankreichs fremden Söhnen' dürfte dagegen vielfach ungehört verpufft sein.


Fred WESTPHAL (Hrsg.)
Gemarterten-Schreie in die Kulturwelt
Briefe deutscher Söhne aus der Hölle der Fremdenlegion
Geleitwort von General a.d. Hermann v. Kuhl
Mit acht Abbildungen und vier Brief-Faksimiles

Robert Lutz Nachfolger Otto Schramm | Stuttgart 1931
engl. brosch. (oben) Leinen (unten) -- ca. 19,5 x 13,3 cm -- 159 S.


Der im Buch vorhandene Hinweis: "Für Jugendliche unter 18 Jahren ist diese Schrift nicht bestimmt." dürfte sich vbermutlich verkaufsfördern ausgewirkt haben.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlage der broschierten Ausgabe!

Afrika + Luffahrt

Vier Jugendbücher von Rolf Italiaander aus dem Zeitraum zwischen 1934 und 1953 spiegeln durchaus das Interessenspektrum des Autors. Sie behandeln Themen aus den Bereichen Luftfahrt und Afrika - beides zugleich Bereiche, die abenteuerinteressierte Jungen - für die diese Titel ja bestimmt waren - durchaus ansprachen. Dies belegt indirekt auch die Widmung für einen 11-jährigen Klaus zum Geburtstag in DER ÜBERFALL AUF DIE SAHARA-SCHULE.


Rolf ITALIAANDER
Wüstenfüchse. Eine Jungensgeschichte aus Nordafrika
Gustav Weise Verlag | Berlin © 1934 (20.-30. Tsd.)
Halbleinen -- ca. 19 x 13 cm -- 128 S., mit Titelbild u. Innenill. von Hans Hähnel


Rolf ITALIAANDER
Lennart und Faber, zwei Flieger
Gustav Weise Verlag | Berlin © 1935 (11.-15. Tsd.)
Halbleinen -- ca. 19 x 13 cm -- 92 S., mit Titelbild u. Innenill. von Karl Stratil


Rolf ITALIAANDER
Wolf Hirth erzählt. Die Erlebnisse unseres erfolgreichen Meister-FliegersMit einem Vorwort von Elly-Beinhorn-Rosemeyer

Neue, wesentlich erweiterte Ausgabe mit 43 Bildern
Gustav Weise Verlag | Berlin © 1935 (10.-16. Tsd.)
Leinen -- ca. 22,3 x 15,5 cm -- 215 S., ill.


Rolf ITALIAANDER
Der Überfall auf die Sahara-Schule. Ein Roman für junge Leute
Union Deutsche Verlagsgesellschaft  Stuttgart 1953 (1.-5. Tsd.)
Halbleinen m. SchU -- ca. 20,5 x 12,5 cm -- 186 S., mit Titelbild u. Innenill. von Richard Sapper

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Indienfahrt

1916 - in Europa tobte der Erste Weltkrieg - erschien von Waldemar Bonsels (1880-1952) ein Buch mit dem verheissungsvollen Titel INDIENFAHRT. Exotische Ferne, Reisen, Abenteuer sind Begriffe, die sofort einfallen - solche Sehnsüchte bediente der Autor hier.
Bonsels INDIENFAHRT gehörte neben der BIENE MAJA und HIMMELSVOLK zu den erfolgreichsten Büchern des Schriftstellers.

Waldemar BONSELS -- Indienfahrt
Verlag der Literarischen Anstalt Rütten & Loening | Frankfurt a. M. 113.-123. Tausend 1920
Pappe -- ca. 21,5 x 14 cm -- 258 S.

Auszüge aus zeitegnössischen Besprechungen (aus der Ausgabe von 1920)
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Auswanderergeschichte

Einst erfolgreich - heute weitgehend vergessen ... so könnte man Johannes Gilhoffs (1861-1930) im Jahr 1917 veröffentlichten Roman JÜRNJAKOB SWEHN DER AMERIKAFAHRER kurz charakterisieren. Gillhoffs Werk in den 1920er und 1930er Jahren sehr populäres Werk beruhte auf  Briefen, die ein mecklenburgischer Auswanderer einst an Gillhoffs Vater geschrieben hatte. Die hier vorliegende Ausgabe (201.-210. Tsd) wurde laut Vermerk auf dem Schmutztitel zum Weihnachtsfest 1927 verschenkt.


Johannes GILLHOFF
Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer
Dom-Verlag | Berlin 201.210. Tsd. 1926
Halbleinen -- ca. 21 x13,5 cm -- 310 S.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen! 

Maritimes [00014]

Wenn national gesinnte Autoren wie Helmut Lorenz die Selbstversenkung der eigenen 'Dickschiffe' im Jahr 1919 zu einem Ruhmestag der deutschen Marine hochstilisieren, so erscheint dies schon ziemlich seltsam.

Da gibt ein Admiral nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Auslieferung  der meisten modernen deutschen Kriegsschiffe an die Siegermächte den Selbstversenkungsbefehl, um der Ehre willen - was damit auch immer gemeint sein mag. Bei Lorenz liest sich das dann so:
"'Gestern hat Admiral von Reuter die ganze deutsche Flotte in Scapa Flow mit wehenden Fahnen versenkt!!'
Da brausen Hurras ... immer wieder ... Kord Roewer aber ruft voll Stolz:
'Leewer Ehr ohn' Schepp as Schepp ohn' Ehr!'--" (S. 383)


Helmut LORENZ
Die versunkene Flotte. Ein Roman
Martin Warneck | Berlin 1926 [1.-5. Tsd.]
Leinen -- ca. 19,6 x 14 cm -- 386 S.

Hier noch ein Gedicht, welches Lorenz als Vorspruch des Romans verwendet:
Es raunen die Wogen, es rauschet die See,
Dumpf braust in der Brandung Grollen
Jahraus, jahrein das Lied voll Weh:
Versunken - verloren - verschollen.

Was heult der Sturm in der deutschen Bucht?
Wie wimmert er dir in die Ohren!
Er peitscht die See, er sucht und sucht:
Versunken - verschollen - verloren.

Nicht klagen, frisch wagen! Wir strecken den Kiel!
Wir wissen, was wir besessen.
Mit neuen Schiffen zum alten Ziel!
Versunken, - doch nimmer vergessen.
Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Maritimes [00013]

Preiswerte, abenteuerliche Geschichten - häufig vor einem exotischen Hintergrund - waren durchaus auch Werbemittel für eine stark deutsche Marine und für Kolonien auf fremden Kontinenten. Dieses 'Bedürfnis' förderten Veröffentlichungen wie die DEUTSCHE MARINE- UND KOLONIALBIBLIOTHEK.

Eine erste unter dem Titel AUF WEITER FAHRT von Julius Lohmeyer herausgegebene Sammlung  mit "Selbsterlebnissen zur See und zu Lande" erschien 1901 Leipzig bei Dieterich (VII, 303 S., mit 12 Vollbildern)

Das Titelbild des 1. Bändchens der hier präsentierten Volksausgabe zeigt einen Kreuzer vor einer mit Palmen gesäumten Küste. Diese Volksausgabe erschien ab 1913 bei Thalacker in Berlin. Die DNB nennt neun Bändchen gibt aber - wild durcheinander - Erscheinungsjahre zwischen 1906 und 1913 an. Ich vermutte, dass alle Bändchen ab 1913 veröffentlicht wurden!


LOHMEYER-WISLICENUS
Auf weiter Fahrt
Selbsterlebniss zur See und zu Lande
Deutsche Marine- und Kolonialbibliothek. Volksausgabe, bearbeitet von G. Gramberg
I. Bändchen, mit 5 Vollbildern (Fotos)
Bernhard Thalacker | Berlin [1913] 14.-18. Tsd.
Halbleinen -- ca. 21,5 x 14,5 cm -- 82 S., ill

Inhalt:
- Dr. Graf von Pfeil, Joachim -- Jagderlebnisse im Kaffernland
- Weidmann, Konrad -- Ein interessanter ostafrikanischer Küstenmarsch
- von Liebert, Generalleutnant z.D., E. -- Eine Reise zum Kilimandscharo
- Graf von Arnim, Leutnant -- Patrouillenritte im Hereroland
- Schwabe, Hauptmann Kurd -- Ein Jagdritt in Deutsch-Südwestafrika

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!

Jensen - Der Gletscher

Der Roman Bræen des dänischen Schriftsteller Johannes V[ilhelm] Jensen (1873-1950) erschien 1908. Drei Jahre folgte eine erste deutsche Übertragung. Im Jahr 1944 wurde Jensen für sein literarisches Werk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. - Die hier gezeigte Sonderausgabe von DER GLETSCHER erschien 1932 und wurde von Julia Koppel aus dem Dänischen übersetzt.

Johannes V. JENSEN - Der Gletscher. Ein neuer Mythos vom ersten menschen
mit einer Vorgeschichte: Das verlorene Land

S. Fischer Verlag / Berlin - Sonderausgabe 1932 (1.-25. Auflage)
Leinen 445  S.

Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlagen!

Freitag, 23. November 2012

Baaskääls + Feldblömkes

Mundartliteratur hat was ihre Rezeption anbetrifft immer einen Vorteil, der zugleich aber auch ihr Nachteil ist: Sie wird nur in einer bestimmte Region richtig verstanden, allerdings muss sie auch überwiegend dort ihre Käufer finden - Menschen aus anderen Gegenden verstehen die Texte und insbesondere die Feinheiten der Dialekte in der Regel nicht.

Bei den unter dem Pseudonym J. L. Gemarker veröffenlichten Texten aus dem bergischen Raum trifft dies zu - ich wohne nur etwas 100 km entfernt und verstehe Vieles einfach nicht ... Der Autor hiess eigentlich Karl Julius Leithäuser (1861-1945 {oder 1948, lt. anderer Quelle}) und war laut der DNB Schriftsteller, Oberlehrer, Germanist und Volkskundler. Schriftstellerisch tätig war er zwischen 1891 und etwa 1940.

Die beiden hier gezeigten Bändchen sind hübsch gestaltet. Den älteren Band ziert der gekrönte rote Löwe - das historische Wappen der Region, während wir auf dem jüngeren Band eine holzschnittartige Darstellung einer Kleinstadt aus dieser Gegend finden.



J. L. Gemarker
BAASKÄÄLS
A. Martini & Grüttesien G.m.b.H. | Elberfeld 2. Auflage 1912
gebunden (Leinen) -- ca. 18,3 x 12,5 cm -- 110 S.
[= Bergische Erzähler - Fünfter Band]

J. L. Gemarker
FELDBLÖMKES
Ledsches on Rimkes
A. Martini & Grüttesien G.m.b.H. | Wuppertal-Elberfeld 1940
gebunden (Halbleinen) -- ca. 18,3 x 12,5 cm -- 109 S.

Ich danke Herbert KALBITZ für die Scanvorlagen!


Eine ideale Familie

... umrahmt von farbig dargestellten Heilkräutern ziert den Jugendstileinband des ansonsten nicht bemerkenswerten Ratgeberbändchens aus dem Carl Bretschneider Verlag in Hamburg.

Vater und Mutter kümmern sich liebevoll um ein Kleinkind, welches die Mutter im Arm hält. Die Kleidung der Personen ist bürgerlich, der Mann mit Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart trägt eine gestreifte Hose, Fliege, Weste und Jacke, die Frau ein hochgeschlossenes Kleid.


Dr. M. Lang (Hg.) - Der vollständige Hausdoktor. 
640 bewährte Hausarzneimittel gegen die meist vorkommenden Krankheiten der Menschen
Verlag Carl Bretschneider | Hamburg [s.a.]
[Beim abgebildeten Buch dürfte es sich um ein später neu gebundenes Exemplar handeln.]

Ich danke Herbert Kalbitz für die Scanvorlage des Bucheinbandes!