Mittwoch, 4. Juni 2025

Feindbilder James Bond und Batman (Sonntag)

Feindbilder James Bond und Batman



1967-01
Neben dem „Magazin“ war Neues Leben eines der beliebtesten Magazine der DDR. Zweiteres richtete sich eher an junge Leser und wurde halb im Scherz als die „Bravo der DDR“ bezeichnet. 
In beiden Publikationen wurde an der Figur des James Bond kein gutes Haar gelassen. Als Agent eines westlichen Geheimdienstes entsprach er natürlich dem Feindbild des Arbeiter- und Bauernstaates. Noch dazu, als dass er mit seinem Auftreten, dem Macho-Image und seinen Verbindungen zur „High Society“ genau dem Bild des Kapitalismus entsprach, das als Schreckgespenst gezeichnet wurde. Das gleiche gilt für Superhelden wie Batman, auch sie werden in Artikeln dieser Publikationen als symptomatische  Auswüchse des fiesen westlichen Systems gesehen.

1967-09
Gerade mit seinen vielen Rip Offs, die in den 70ern und 80ern auftauchten (Einen kleinen 
Einblick gibt der von mir verehrte Oliver Kalkofe in der SchleFaZ-Folge „Mister Dynamit“) verkörperte auch die Vermarktung des Agenten den bösen Kapitalismus. Schließlich setzte das Fernsehen der DDR mit der Serie „Das unsichtbare Visier“ eine eigne Agentenserie dagegen, man hatte den eigenen, politisch systemgerechten James Bond.

Umgekehrt provozierten die Macher der Bond-Filme natürlich auch den Ostblock. Der Kalte Krieg war auch in den Unterhaltungsmedien angekommen.
„Bei der Ihnen eigenen Menschenverachtung arbeiten Sie wahrscheinlich für den Osten“, äußert der charmante Agent schon im ersten (Kino)Film gegenüber Doctor No. Alles, was jenseits des Eisernen Vorhangs war, war beängstigend, das bildete sich natürlich auch auf dem Bildschirm, der Leinwand und den Printmedien ab.

Man könnte viele Beispiele finden, wie das politische Geschehen sich in den populären Unterhaltungsmedien widerspiegelt und das Fazit wäre ähnlich. Der Artikel „James Bond, der Supermensch, hat abgewirtschaftet“ von Gerhard Janc aus „Neues Leben“ 09 von 1967 ist aber ein schönes Beispiel dafür.

Michael Sonntag



Der von Michael erwähnte Mister Dynamit, eigentlich Bob Urban; war Hauptfigur einer ab 1965 veröffentlichten Agententaschenbuchserie des westdeutschen Erich Pabel Verlages. (KJR) 

Bei PoMeWe MAGAZIN stellen wir einzelne Medien oder Autoren in Form von bibliografischen Notizen, Miszellen oder kürzeren Essays vor. Gerne sind Gastbeiträge möglich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen