Montag, 14. Oktober 2024

Conan

Conan - Der dumme Barbar
-  Michael Sonntag -



 Ein tumber Wilder, der lieber mit den Muskeln als mit den Kampf denkt. Das ist zumindest das Bild, das viele haben, wenn sie an Conan von Cimmerien denken. Das macht ihn zu der wahrscheinlich missverstandensten Figur der Fantasyliteratur.

Natürlich, als nordischer Barbar ist er von eher einfacher Herkunft. Er steht der Zivilisation, der Technik und besonders der Magie mit ungläubigem Staunen und viel Misstrauen gegenüber. Doch das macht ihn nicht zu einem Narren. Er ist durchaus in der Lage, dazu zu lernen und sich anzupassen. Sobald er die Zivilisation kennen gelernt hat, ist er auch in der Lage, Intrigen und zusammenhänge zu erkennen und Rückschlüsse zu ziehen.


 In einer der ersten Geschichten soll er vor Gericht gegen einen Kampfgefährten aussagen. Er weigert sich und beruft sich auf den Ehrenkodex unter Kriegern. Als er dafür selbst hingerichtet werden soll, erklärt er den Richter für wahnsinnig. Er glaubt an einfache Werte, doch auch das macht ihn nicht zum Idioten. Er vertritt einfach das, womit er aufgewachsen ist.

Auch die Tatsache, dass er sehr schnell zum Schwert greift und schnelle Entscheidungen trifft, ist weniger mangelnder Intelligenz als vielmehr der Notwendigkeit zum schnellen Reagieren geschuldet.

Robert Erwin Howard (22.01. 1906 – 11.06. 1936) soll eher ein ruhiger, sensibler Mensch mit Hang zu Depression gewesen sein. So wäre Conan wohl ein Ideal, eine Fantasievorstellung, wie er selbst gern gewesen wäre. Wobei er Conan immer als seine realistischste Figur bezeichnete, weil er ihn nach Menschen, denen er begegnet ist, geformt hat. Howard schrieb nur eine Handvoll Geschichten um den Barbaren, doch die Figur wurde vielfach aufgegriffen und seine Abenteuer weiter erzählt, wobei auch seine Intelligenz immer wieder ein Thema war.

In der Geschichte „Das Rad von Leben und Tod“ in den Marvel-Comics erkennt er schon zu Beginn der Reise, dass seine Begleiter ihn um ein gesuchtes Artefakt betrügen wollen und fügt es so, dass er nicht gegen sie kämpfen muss, sondern sie sich selbst töten.

Obwohl er mit Intrigen und Ränken vertraut ist, bleibt er seinem Ehrgefühl verpflichtet und bevorzugt eine einfache, direkte Lösung. In „Wenn der Totengott erwacht“ weigert er sich, eine Gruppe Flüchtlinge an ihre Verfolger auszuliefern, obwohl im bei seiner eigentlichen Mission Unterstützung und Schutz und eine hohe Belohnung geboten wird. Wie er den Plan des Königs, den Staatsschatz in Sicherheit zu bringen, durchschaut, in der Art, wie er die Banditen ablenkt und in die Bereitschaft, die Magie zu nutzen, obwohl sie ihm widerstrebt, zeigt sich sein Verstand.


Auch in dem Film „Conan der Barbar“ von 1982 mit Arnold Schwarzenegger beweist er viel strategische Intelligenz. Als er von den Mördern Thulsa Dooms verfolgt wird, stellt er sich mit gerade mal zwei Gefährten der Übermacht. Doch zuvor hat er in dem Kampfplatz Fallen aufgestellt und Waffen so überlegt versteckt, dass er im richtigen Augenblick darauf zurück greifen kann.


In späteren Versionen wird er schließlich zum König und zeigt sich als weiser und gerechter Herrscher. Auch, wenn das bei Howard nie erwähnt wird und wahrscheinlich auch nicht von ihm vorgesehen war.

Vor allem in seiner Geradlinigkeit und Konsequenz erinnert er an die alten mythologischen Helden untersxhiedlicher Kulturen wie Gilgamesch, Herkules, Illja Muromez, Hamlet (die Sage, nicht Shakespeares Version), Parsifal oder Götterfiguren wie Thor. Vor allem die germanisch-nordische und die keltische Mythologie hatten einen großen Einfluss auf Howards Werk, doch er kannte wohl auch die slawische und verschiedene andere, die er mit verarbeitete.



Assyrisches Relief, das wahr-
scheinlich 
Gilgamesch zeigt

Herakles-Statue



Illja Muromez

 Alexander Skarsgárd in „The Northman“. Eine Verfilmung der Hamlet-Sage, die sich nicht auf Shakespeare bezieht. (oben u. unten)



Parzival. Von einfacher Herkunft lernt er nach und nach die Sitten des Hofes und lernt auch immer mehr an Heldenmut und Weisheit.





Die Barbaren-Brüder David und Peter Paul
Thor

Der Film „Die Barbaren“, der als Rip-Off den Erfolg von „Conan der Barbar“ mit Arnold Schwarzenegger wiederholen sollte, mit David und Peter Paul von 1987 erfüllte das Klischee vom dummen Barbaren, der sich nur auf Muskeln und Schwert verlässt und zogen damit auch das Bild von Conan mit herab.

Unterm Strich muss man Conan wohl vielschichtiger betrachten, als es in den meisten Kritiken der Fall ist.



Bei PoMeWe MAGAZIN stellen wir einzelne Medien oder Autoren in Form von bibliografischen Notizen, Miszellen oder kürzeren Essays vor. Gerne sind Gastbeiträge möglich.


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