Die Weite der Prärie.
Owen Wisters Roman "The Virginian"
Owen Wisters Roman "The Virginian"
The Virginian (englische Ausg. 1998) |
"Medicine Bow bestand aus neunundzwanzig Häusern, einem Kohlenhaufen, einem Wassertank,
dem Stationsgebäude, einem Store, zwei Speisehäusern, einem Billardsaal, zwei Werkstätten
und einem Mietstall. Manche Häuser hatten eine falsche Fassade, um den Eindruck zu
erwecken, sie wären zwei Stockwerke hoch. Da standen sie nun mit ihrer bemitleidenswerten
Fassade von einem Saum leerer Konservendosen umgeben, während dicht vor ihren Türen eine
Welt von kristallklarem Licht begann, ein Land ohne Ende. In diese grenzenlose Weite
hinein lief einsam eine Straße - Über einen Hügel und hinab außer Sicht - und in der
Ferne erneut einen Hang hinauf und hinunter in ein Tal - immer wieder hinauf und hinab
bis in unermeßlichen Fernen." (WISTER, Owen: Der Virginier. München 1956, S. 12 f.)
Owen Wister (1860-1938) umriß 1902 - vor heute einhundert Jahren - in seinem berühmten Roman Der Virginier (Originaltitel: The Virginian. A Horseman of the Plains) mit diesen Worten den Raum, in dem hinfort die meisten Western spielen sollten. Eine kleine unscheinbare Ansiedlung kontrastiert mit der Weite des Westens, einer Weite, die sich den in Europa vertrauten Dimensionen entzieht. In dieser Weite verstreut liegen die Arbeitsplätze der Cowboys - der Archetypen einer Vielzahl von Western. Die kleine Ansiedlung bildet einen Anlaufpunkt; hier kommen Menschen an, hier treffen sie sich, hier trennen sich ihre Schicksale aber auch wieder. Ein Billardsaal dient der Zerstreuung, im Store ist fast alles Lebensnotwendige zu kaufen und die Eisenbahn schafft die Verbindung zu anderen Orten.
Owen Wister (1860-1938) umriß 1902 - vor heute einhundert Jahren - in seinem berühmten Roman Der Virginier (Originaltitel: The Virginian. A Horseman of the Plains) mit diesen Worten den Raum, in dem hinfort die meisten Western spielen sollten. Eine kleine unscheinbare Ansiedlung kontrastiert mit der Weite des Westens, einer Weite, die sich den in Europa vertrauten Dimensionen entzieht. In dieser Weite verstreut liegen die Arbeitsplätze der Cowboys - der Archetypen einer Vielzahl von Western. Die kleine Ansiedlung bildet einen Anlaufpunkt; hier kommen Menschen an, hier treffen sie sich, hier trennen sich ihre Schicksale aber auch wieder. Ein Billardsaal dient der Zerstreuung, im Store ist fast alles Lebensnotwendige zu kaufen und die Eisenbahn schafft die Verbindung zu anderen Orten.
Der Virginier (deutsche Übersetzung 1970 |
Die deutschen Leser mußten allerdings bis 1955 warten, ehe sie Wisters Klassiker in einer Übersetzung lesen konnten. In diesem Jahr erschien innerhalb der Reihe Lockender Westen des Münchener Awa-Verlages die erste deutsche Ausgabe des Romans zum Verkaufspreis von 10,80 DM. Die Fachzeitschriften für den Leihbuchhandel waren sich der Bedeutung des Buches - wohl nicht zuletzt auch aufgrund der rührigen Verlagswerbung - bewußt, und gingen in ausführlichen Besprechungen auf das Werk ein.
Die in Wiesbaden erscheinende Zeitschrift Der Leihbuchhändler schrieb 1955: "Eine fremde Welt zauberhafter Romantik erschließt sich dem Leser dieses Romans - eine Welt des lockenden Abenteuers, erfüllt von dem Atem einer noch kaum berührten Natur, wo der Mensch frei von den Fesseln einer überzüchteten Zivilisation und ungebändigt von der starren Ordnung ausgeklügelter Rechtsverhältnisse sein Leben noch ganz aus der Entscheidung seines Gewissens gestaltet und aus eigener Kraft allen Widrigkeiten der Natur trotzen muß: die Welt der Pioniere und Siedler in dem damals noch unerschlossenen Amerika. Noch kurz vor der Jahrhundertwende war die Gestaltung eines solchen Romanthemas selbst in Amerika ein Wagnis; die literarische Welt betrachtete den Westen der Pioniere und Cowboys als ein Land primitiver Hinterwäldler oder Glücksritter, die nicht als literaturfähig galten. Erst der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt, der im Westen selbst Rancher gewesen war, öffnete mit seinem Werk "The Winning of the West" der Öffentlichkeit die Augen über diese Welt, aus der die lebendigen Kraftquellen einer ganzen Nation strömten. Als dann im Jahre 1902 der Roman seines Freundes Owen Wister erschien, fand er ein überraschend aufnahmebereites und aufgeschlossenes Publikum; sechs Jahre lang gehörte das Buch ununterbrochen zu den meistverkauften Büchern des Landes, was vorher nur selten einem anderen Roman gelungen war. Trotz der seitdem vergangenen Zeit und ungeachtet der vielen blassen Nachahmungen hat sich der Roman bis heute seinen Platz als ein literarischer Meilenstein (Literary History of the United States) mit seinem ursprünglichen Reiz und seiner Frische bewahrt; die fast versunkene Welt des Cowboys blüht unter der Feder eines zeitgenössischen Augenzeugen zu neuem Leben auf und fasziniert den Leser im Zeitalter der Technik immer wieder durch den Abglanz einer dramatisch bewegten Zeit der Vergangenheit. Durch Owen Wisters "klassische Geschichte aus dem Cowboyleben" (The cambridge History of American Literature) tritt der schlichte Cowboy des Westens dem Indianer Coopers, dem Goldsucher Bret Hartes und dem Mississippi-Flußschiffer Mark Twains würdig an die Seite." (S. 63)
In Die Leihbücherei fand sich ein ähnliches Lob und eine warme Empfehlung für den Roman:
The Virginien (1946) - (Videocover |
The Virginian (1930) - Plakat |
Ein Jahr später legte der AWA-Verlag den Roman erneut als Band 15 seiner Taschenbuchreihe Welt der Abenteuer auf, in der vorwiegend Westernromane erschienen, die zuvor innerhalb der Leihbuchreihe Lockender Westen veröffentlicht worden waren. Der Virginier erschien in den folgenden Jahren noch einige Male in deutscher Sprache, zuletzt als Heyne-Western-Taschenbuch 2222 im Jahr 1970.
The Virginian (1946) - Lobbycard |
The Virginian (2000) |
James Drury als "The Virginian" in der TV-Serie. |
Zuvor waren schon
zwei Stummfilmversionen nach der Romanvorlage gedreht worden: 1914 von Cecil B. De Mille
und eine weitere Fassung im Jahre 1923. Die bislang jüngste Verfilmung des Stoffes wurde
2000 von Bill Pullman für den Fernsehsender TNT gedreht. Pullman übernahnm auch die
Hauptrolle; neben ihm spielten Diane Lane, John Savage und Dennis Weaver.
Bekannter als diese Filmversionen wurde
zumindest in Deutschland die Fernsehwesternserie The Virginian, die die Zuschauer
unter dem Titel Die Leute von der Shiloh Ranch ab 1970 im ZDF sehen konnten.
Insgesamt liefen bis 1973 149 Folgen, die später in anderen Programmen wiederholt wurden.
In den Vereinigten Staaten gab es zwischen 1962 und 1971 mehr als 200 Folgen der Serie,
die ab 1970 unter dem Titel The Men from Shiloh gezeigt wurden. Die Hauptrollen
in der Fernsehserie spielten James Drury als Virginian und Doug McClure als Trampas.
(Der Beitrag wurde ursprünglich 1995 veröffentlicht.
Für die WEB-Fassung 2002 wurde er behutsam aktualisiert; zudem wurden Abbildungen hinzugefügt. Eine weitere Aktualisierung für die Veröffentlichung im TRIVIALITAS MAGAZINES fand nicht statt. {9.2.2019})
- Ein Episodenguide zu der Fernsehserie unter The Classic TV Archive. Western Page
- Der komplette englischsprachige Text von The Virginian bei: http://members.fortunecity.com/wendover/western.html.
Karl Jürgen Roth
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