Samstag, 26. Dezember 2020

26. Dezember - Herbert Rittlinger

GEDENKTAGE - 26. Dezember 

Herbert Rittlinger
(* 26. Dezember 1909 in Leipzig; † 12. Juni 1978 in Oed am Rain) war ein deutscher Schriftsteller, Fotograf, Forschungsreisender und Pionier des Kanusports.
Herbert Rittlinger verfasste Reisebeschreibungen, Romane und Sachbücher. Mit seinen Erlebnisberichten aus entlegenen Gegenden erreichte er sechsstellige Auflagenzahlen und war in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren ein viel gelesener Schriftsteller. Besonders aufmerksame und nachhaltige Rezeption erfuhren seine Werke im Kreis der Kanusportler, da er auf vielen seiner Reisen mit dem Faltboot unterwegs war.
Sein erstes Buch „Faltboot stößt vor“ dokumentiert seine Einmann-Wildwasserfahrten (1932) in den Ostkarpaten auf der Goldenen Bistritz und in den Schluchten des Euphrat. Rittlinger besuchte auf der Rückreise von diesen Abenteuern Leo Trotzki in Istanbul. Danach war er zwei Jahre als Matrose, Koprapflanzer und Goldsucher unterwegs in Japan, der Südsee, Neuguinea und Australien. „Südseefahrt“ ist der Titel seines Buches aus dieser Zeit.
1936 befuhr er, wieder ohne Begleiter, den Amazonas von seinen Quellflüssen Marañón und Huallaga mit seinem 4,5 m langen LFB-Faltbooteiner „Nanuk-Rex“ aus 4100 Meter Höhe in den Anden bis Iquitos (ca. 1600 km) und setzte die Reise anschließend auf einem Flussdampfer bis zur Mündung fort. Seine Bücher „Ich kam die reißenden Flüsse herab“ und „Im Meer der Ströme und Wälder“ wurden später zu einem Band „Ganz allein zum Amazonas“ vereinigt. Es war das erfolgreichste Buch Rittlingers. Von sieben Auflagen wurden insgesamt 300.000 Stück verkauft.
Rittlinger war mit dem Leipziger Maler Max Schwimmer befreundet, der einige Zeichnungen zu seinen Büchern beisteuerte. Über ihn lernte er auch seine spätere Frau Marianne (1910–1993) kennen, die er 1938 heiratete. Marianne (in seinen Büchern als „das Aveckle“ verewigt) illustrierte viele seiner Publikationen mit ihren Zeichnungen. Die sommerlichen Faltbootfahrten in der Vorkriegszeit mit ihr und zwei Freundinnen auf dem Schwarzen Regen, auf der Drau, der Enns und im Salzkammergut waren der Stoff für das Buch „Das baldverlorene Paradies“, in dem er die Zerstörung von Wildflüssen durch Baumaßnahmen anprangerte.
Den Zweiten Weltkrieg erlebte Rittlinger zunächst als Soldat einer Propagandakompanie in Frankreich. Anschließend kam er zur deutschen Abwehr unter Wilhelm Canaris. Mit seiner Ehefrau Marianne, als harmloser Kaufmann getarnt, leitete Rittlinger ab 1942 in Istanbul die Residentur „Fremde Heere West“. Dort war er der Nachfolger von Paul Leverkuehn. In seinem späteren Buch („Geheimdienst mit beschränkter Haftung“) schilderte er unter anderem die Begegnung mit Rudolf von Sebottendorf, einem seiner Agenten, den er im Buch „Hakawaki“ den Märchenerzähler nannte. Nach dem Krieg wohnte Familie Rittlinger, nun mit Tochter Judith (* 1946), im Chiemgau (Obing – Seeon – Oed am Rain/Frasdorf). Es entstanden seine Bücher „Sieben Schiffe oder Die Große Sehnsucht“, „Die neue Schule des Kanusports“ und „Das Aktfoto“.
Der erste Teil der „Amphibischen Reise“ ist eine Faltbootreise (1956) auf der Grande Leyre in den Landes in Südwestfrankreich. Rittlinger mit Frau und Tochter und zwei weiteren Begleiterinnen werden auf dem kleinen Fluss, der sich durch einen Urwald umgestürzter Bäume windet, selbst zu amphibischen Wesen. In acht Tagen legen sie, ihre Boote über, unter und durch Bäume paddelnd, schwimmend, kletternd, ziehend und schiebend nur 36 Kilometer zurück. Im zweiten Teil der „Amphibischen Reise“ sind Rittlinger und sein „Aveckle“ im Wattenmeer von der Emsmündung bis Sylt mit ihren Klepper-Faltbooten unterwegs (1950). Auf einem Teil der Faltbootfahrt begleitete sie auch der Bremer Gymnasiallehrer Hajo Ortil. Während des Krieges hatte Rittlinger ihn in Wien kennengelernt.
Egon G. Schleinitz bezeichnete in der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ Rittlinger anlässlich seines Romans „Sieben Schiffe oder Die Große Sehnsucht“ 1950 als den „Dichter im Paddelboot“. Der Roman ist die Summe aus 14 Jahren Weltreise. Unter der Überschrift „Weltreise – Auch Goethe weinte“ nahm „Der Spiegel“ das Erscheinen dieses Buchs zum Anlass, ganzseitig über Rittlinger zu berichten.[2] Die erste große Auslandsfahrt war 1954 wieder möglich. Das Ehepaar Rittlinger paddelte zunächst im Roten Meer, danach auf dem Tanasee, dem Ursprung des Blauen Nils. Die Weiterfahrt mit Faltbooten auf dem Blauen Nil („Abai“ von den Einheimischen genannt) musste später wegen ständiger Angriffe riesiger Krokodile abgebrochen werden. Die Erlebnisse dieser Reise veröffentlichte Rittlinger in seinen Büchern „Schwarzes Abenteuer“ und „Das Geheimnis des Abai“. Reiseteilnehmer bei den Faltbootfahrten auf dem Tanasee war u. a. auch Gerhard Ludwig (Rittlinger: „Der berühmteste Bahnhofsbuchhändler Deutschlands“). Rittlingers Hörfolgebericht über seine Nil-Expedition mit dem Titel „Canon der reißenden Krokodile“ strahlte der Hessische Rundfunk am 15. September 1954 aus. Im Deutschen Fernsehen berichteten Rittlinger und andere Schriftsteller am 14. Dezember 1955 in der NWDR-Sendung „Kleine Liebe zur großen Welt“ über ihre Reisen und ihre Bücher.
Rittlingers Faltbootfahrten auf der Rhone, der Ardèche und im Mittelmeer, in der jugoslawischen Inselwelt und in Oberitalien erschienen in den FKK-Verlagen Danehl's und Zitzmann als „Sonnenfahrt in die Provence“, „Dalmatinischer Sommer“ und „Wir zogen nach Friaul“. Die Rittlinger-Expedition „Ins Land der Lacandonen“ führte 1957 zu einem bis dahin unbekannten Stamm der letzten Maya nach Mexiko und war seine letzte große Auslandsreise.
1965 erschien Rittlingers Buch „Von hier bis Babylon“, ein Roman mit autobiographischen Zügen. Ebenfalls in den sechziger Jahren entstanden die Bücher „Weitgereister Herr mit Linse“, „Fotos, aber wie“ und „Jedenfalls bessere Bilder“. Der ORF (Österreichische Rundfunk) verfilmte in dieser Zeit „Das baldverlorene Paradies“. In dem Film wirkten Herbert Rittlinger mit Frau Marianne und Tochter Judith als Darsteller mit. Aus den Dreharbeiten entstand sein Buch „Urlaub nach Drehbuch“. {wikipedia, modifiziert}




Die Rubrik GEDENKTAGE mit Beiträgen zu verstorbenen Schrftstellern gibt es seit dem 26.12.2019. Ab dem 26.12.2020 wird das Spektrum erweitert. Berücksichtigt werden nun auch lebende Personen sowie über die schreibende Zunft hinausgehend auch Musiker, Schauspieler und Regisseure, die im Bereich der populären Medien tätig waren bzw. sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen