Dienstag, 9. November 2021

9. November - Hedy Lamarr

GEDENKTAGE - 9. November

Hedy Lamarr
, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler (* 9. November 1914 in Wien, Österreich-Ungarn; † 19. Jänner 2000 in Altamonte Springs, Florida), war eine österreichisch-amerikanische Filmschauspielerin und Erfinderin.
Nach Beginn ihrer Filmkarriere in Österreich wurde sie ab Ende der 1930er Jahre zum Hollywood-Star. Für ihre Erfindung, eine Funkfernsteuerung für Torpedos, die sie im Zweiten Weltkrieg im Dienste der US Navy und der Alliierten zu entwickeln begann, wurde sie im Jahr 2014 in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
Frühe Jahre Hedwig „Hedy“ Lamarr stammte aus einer jüdischen Familie. Ihr aus Lemberg gebürtiger Vater Emil Kiesler war Bankdirektor des Creditanstalt-Bankvereins, die Mutter Gertrud Lichtwitz kam aus Budapest und war ausgebildete Konzertpianistin. Sie besuchte eine Privatschule, erhielt Klavier-, Ballett- und Sprachunterricht. Schon in ihrem vierten Film 'Man braucht kein Geld' (1931) mit Heinz Rühmann und Hans Moser hatte Lamarr eine Hauptrolle. Der tschechoslowakisch-österreichische Film 'Symphonie der Liebe' (besser bekannt unter dem Titel 'Ekstase') von 1933 war aufgrund seiner Nacktszenen ein Skandal. Aber nicht nur die zehnminütige Nacktszene – ein Bad in einem See und der anschließende Gang nackt durch einen Wald – sorgte für Aufsehen, sondern vor allem eine Liebesszene, in der lediglich ihr erregtes Gesicht zu sehen war – sie spielte einen Orgasmus. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde der Film deshalb verboten. Erst 1935, nach Kürzungen durch die Nazis, wurde der Film unter Tumulten in einigen wenigen deutschen Kinos gezeigt, versehen mit der Warnung: „Dieser Film ist jugendverderbend.“
Lamarr heiratete am 10. August 1933 den reichen Wiener Industriellen Fritz Mandl; sie verließ ihn 1937 und ging nach Paris, später nach London. Hedy Lamarr, die sich als Gegnerin des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg auf die Seite der Alliierten stellte, entwickelte 1940 ein Patent für die Funkfernsteuerung von Torpedos. Diese sollte durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und weitgehend störungssicher sein. Zu der Erfindung kam es, als sie und der Komponist George Antheil für sein Ballet 'Mécanique' 16 Pianolas untereinander und mit einem Film zu synchronisieren hatten, was über gleichzeitig ablaufende Klavierrollen (Lochstreifen) gelang. Das Problem bei der Funkfernsteuerung lösten sie mittels identischer Lochstreifen in Sender und Empfänger. Dadurch waren die gleichzeitigen Frequenzwechsel möglich. Lamarr soll als Frau des Waffenherstellers Fritz Mandl Zugang zu geheimen Informationen auch im Bereich der Funktechnik gehabt haben.
Lamarr und Antheil arbeiteten einige Monate lang an ihrer Idee, bevor sie diese im Dezember 1940 dem nationalen Erfinderrat (National Inventors Council) präsentierten. Vorsitzender des Rates war Charles Kettering, Forschungsdirektor von General Motors. Kettering schlug Lamarr und Antheil vor, die Idee patentieren zu lassen. Mit Unterstützung eines Professors für Elektrotechnik am California Institute of Technology bereiteten sie das Patent zur Anmeldung vor. Am 11. August 1942 wurde es vom Patentamt erteilt.
Das Patent von Lamarr und Antheil wurde aus unterschiedlichen Gründen nicht für die vor feindlichen Störsignalen geschützte Fernsteuerung von Torpedos genutzt. Zunächst war der Einsatz von Papierrollen, also praktisch der Lochkartentechnik aus dem 19. Jahrhundert, 1941 veraltet und die Papierrollen-Steuerung für die automatische Synchronisation von Klavieren hatte nichts mit geheimer Kommunikation oder der Steuerung von Lenkwaffen zu tun. Das Patent blieb außerdem eher vage bei der Frage, wie die Verbindung zwischen den synchron laufenden Lochkarten und der Fernsteuerung tatsächlich realisiert werden soll. Des Weiteren gab es bereits seit den 1920er Jahren mehrere geheim gehaltene US-Patente, die der Idee von Lamarr und Antheil ähnelten. Natürlich konnten die beiden diese nicht kennen, aber die älteren Patente waren von Leuten mit Fachwissen erprobt worden, waren wesentlich ausgereifter und enthielten ganz konkrete technische Anleitungen. In den USA war auch schon 1930 klar, dass eine Steuerung von Torpedos per Funk nicht möglich ist. Somit sind alle technischen Inhalte im Patent von Lamarr/Antheil irrelevant und hatten keinen Einfluss auf den weiteren Fortgang des Seekrieges. Die Idee des Frequenzsprungverfahrens ist aber durchaus interessant und gewissermaßen zeitlos, sie stammt aber nicht von Hedy Lamarr, sondern ist um einiges älter. Dass Hedy Lamarr trotzdem als Erfinderin störungssicherer Steuerung von Torpedos gilt und das Patent als „red hot“ eingestuft wurde, liegt daran, dass sie als damals berühmte Schauspielerin als Teil der US-Kriegspropaganda instrumentalisiert worden war.
1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version der Technik. Der gleichzeitige Frequenzwechsel, genannt Frequenzsprungverfahren (englisch frequency-hopping) wird in der Kommunikationstechnik zum Beispiel bei Bluetooth verwendet.
Für ihre Erfindung erhielt Lamarr 1997 den Electronic Frontier Foundation Pioneer Award. 2014 wurde Lamarr posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
In London wurde Lamarr von Louis B. Mayer für MGM unter Vertrag genommen. Gleichzeitig gab er ihr den Künstlernamen Hedy Lamarr, wobei er sich direkt auf den berühmten Stummfilmstar Barbara La Marr bezog, die seinerzeit unter dem Titel The Girl Who Was Too Beautiful bekannt war. MGM vermarktete sie als „schönste Frau der Welt“.
Trotzdem schaffte sie durch die Mitwirkung in dem Streifen 'Algiers' im Jahr 1938 an der Seite von Charles Boyer eine Sensation. Viele Schauspielerinnen kopierten ihre Mittelscheitel-Frisur, und die brünette Haarfarbe wurde zur Modefarbe der späten 1930er Jahre. Joan Bennett trieb die Mimikry so weit, dass sie für den Streifen 'Trade Winds' ihre bislang blonden Haare à la Lamarr färbte und für den Rest ihrer Karriere nicht änderte. Gleichzeitig war Lamarr für eine Renaissance des Hutes als Accessoire für Schauspielerinnen Vorbild. Als Kopfbedeckung trug sie Turbane, Schals, Schleier und sogar an Pagoden erinnernde mehrstöckige Kreationen. Louis B. Mayer wollte aus Hedy Lamarr den größten Star des Studios machen und betraute damit zunächst Josef von Sternberg, der bei ihrem MGM-Debüt, dem Film 'I Take This Woman', Regie führen sollte. Zahlreiche Pannen begleiteten von Beginn an diese Produktion, die über 18 Monate dauerte, bei der sich drei Regisseure abwechselten und während der fast die komplette Besetzung ausgewechselt wurde. Am Ende bezeichneten manche den Film scherzhaft als I Retake This Woman, und das Ergebnis war ein Flop. Lamarr selbst wirkte nebenbei noch neben Robert Taylor in dem Film 'Lady of the Tropics mit', der schließlich sogar noch früher in den Verleih kam.
Sie spielte gelegentlich gute Rollen, doch meistens war sie als „dekoratives Beiwerk“ in eher eindimensional gestalteten weiblichen Hauptrollen zu sehen. Dies gilt insbesondere für ihren größten kommerziellen Erfolg, den Film 'Samson und Delilah', bei dem Cecil B. DeMille Regie führte. Als ihre wichtigste Rolle bezeichnete Lamarr 1947 ihren Auftritt als moderne und unabhängige Frau in der Geschäftswelt in 'H.M. Pulham, Esq.' von King Vidor[, für diesen Auftritt wurde sie auch von vielen Kritikern gelobt. Lamarr behauptete in späteren Jahren oft, sie habe viele gute Rollen abgelehnt, so in 'Casablanca' und 'Das Haus der Lady Alquist'. Im Jahr 1958 drehte sie ihren letzten Film. {wikipedia, modifiziert}




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