Mittwoch, 29. September 2021

29. September - Hans Habe

GEDENKTAGE - 29. September 

Hans Habe
(geboren am 12. Februar 1911 in Budapest, Österreich-Ungarn, als János Békessy; gestorben 29. September 1977 in Locarno) war ein österreichisch-US-amerikanischer Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor. Als Schriftsteller benutzte er die Pseudonyme Antonio Corte, Frank Richard, Frederick Gert, Georg Herwegh, John Richler, Peter Stone und Hans Wolfgang.
Bereits in Ungarn hatte Habe durch seine Mutter, die Lehrerin Bianca Marton, und seine Gouvernante Adele Bienert Deutsch gelernt. Er blieb mit seiner Mutter in Wien und besuchte von 1921 bis 1929 das Gymnasium Stubenbastei. Nach der Matura (Abitur) versuchte Habe in Heidelberg, Jura und Germanistik zu studieren. Obwohl er evangelisch getauft war, bekam er Schwierigkeiten wegen seiner jüdischen Herkunft, sodass er nach Wien zurückkehrte.
In diese Zeit fallen Habes erste literarische Versuche. Er änderte zudem seinen Namen. 
Ab 1930 war Habe als Journalist bei der 'Wiener Sonn- und Montagspost' tätig. Dort veröffentlichte er in einem Artikel den bisherigen Werdegang Adolf Hitlers. 1931 wechselte Habe als Chefredakteur zur 'Österreichischen Abendzeitung' und wurde damit einer der jüngsten Chefredakteure Europas. 1932 heiratete er seine erste Ehefrau Margit Bloch. Die Ehe wurde geschieden, bald nachdem Habe seine zweite Ehefrau kennengelernt hatte. Er heiratete im Juni 1934 Erika Levy, geschiedene Mosse, Tochter von Walter Levy, Eigentümer der Tungsram-Glühbirnenfabriken. Erikas erster Ehemann war der Arzt und Schriftsteller Erich Mosse, Neffe des Berliner Pressezaren Rudolf Mosse.
Anfang 1934 wechselte Habe zum 'Wiener Morgen' und war auch (wenn auch nur einige Wochen) für den Pressedienst der faschistischen 'Heimwehr' von Ernst Rüdiger Starhemberg tätig. Als Habe gewahr wurde, dass Benito Mussolini einer der größten Finanziers der 'Heimwehr' war, kündigte er sofort. In den Jahren 1935 bis 1939 war Habe beim 'Prager Tagblatt' angestellt. Für diese Zeitung ging er als Korrespondent nach Genf zum Völkerbund. Nebenbei konnte Habe 1936 mit seinem Roman 'Drei über die Grenze' als Schriftsteller debütieren.
Als einer der Ersten wurde Habe 1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ausgebürgert, seine Bücher wurden verboten. Deshalb ging Habe mit seiner Ehefrau ins Exil nach Frankreich. Dort meldete er sich im darauffolgenden Jahr als Freiwilliger und kämpfte mit dem 21è Régiment de Marche de Volontaires Etrangers gegen die Deutschen. Am 21. Juni 1940 wurde er gefangen genommen und kam ins Dulag Dieuze in der Nähe von Nancy. Mit Hilfe französischer Freunde konnte er von dort fliehen. Zusammen mit seiner Frau rettete er sich durch Frankreich und Spanien nach Portugal. Dieses „Abenteuer“ thematisierte sein Freund Erich Maria Remarque in seinem Buch 'Die Nacht von Lissabon'.
Dort erlangte das Ehepaar Habe Visa und konnte Ende 1940 in die USA emigrieren. Bei seiner Einbürgerung lernte Habe Eleanor Close kennen, geschiedene Rand, geborene Hutton. Ihre Mutter war Marjorie Merriweather Post. Sie war demnach die Enkelin und Erbin von Charles W. Post, dem Gründer von General Foods Inc. Hans Habe heiratete sie im April 1942. Habe war als Schriftsteller auch im Exil erfolgreich, besonders in den USA. Seine politischen Romane 'Tödlicher Friede' bzw. 'Zu Spät', zuerst 1939 in Zürich und dann in englischer Sprache unter dem Titel 'Sixteen Days' 1940 in New York erschienen, und der Roman 'A Thousand Shall Fall' aus dem Jahre 1941, in Deutschland unter dem Titel 'Ob Tausend fallen – Ein Bericht' 1947 bei Rowohlt erschienen, und andere Bücher erzielten hohe Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt.
Habe meldete sich freiwillig zum Kampf gegen NS-Deutschland und wurde 1942 in die US Army eingezogen. Dort wurde er Mitglied des militärischen Geheimdienstes. Im „Military Intelligence Training Center“ in Camp Ritchie, Maryland, wurde er in psychologischer Kriegsführung ausgebildet. Mit der Propaganda-Einheit 1st Mobile Radio Broadcasting Company der Ritchie Boys ging Habe im März 1943 nach Nordafrika und nahm auch an der Invasion in Italien teil. 1944 wurde er Ausbilder in psychologischer Kriegführung in Camp Sharpe bei Gettysburg, Pennsylvania, zuletzt war er im Dienstgrad eines Majors. Im Herbst 1944 übernahm Habe eine Abteilung innerhalb der Stabsgruppe für Propaganda und psychologische Kriegführung (P&PW Detachment) der 12. Armeegruppe, die deutsche Zeitungen herausgeben sollte. Habe suchte sich für seine Abteilung u. a. folgende Mitarbeiter aus: Stefan Heym (Schriftsteller), Conny Kellen (Ex-Sekretär von Thomas Mann), Hanus Burger (Regisseur), Joseph Wechsberg (Journalist), Otto Brandstätter (Rechtsanwalt), Max Kraus (Student), Walter Kohner (Schauspieler), Benno Frank (ehemaliger Schauspieler aus Mainz) und Ernst Cramer, später Vorsitzender der Axel-Springer-Stiftung. In der Folge kamen noch der Schriftsteller Klaus Mann, Oskar Seidlin und Hans Wallenberg, Sohn des ehemaligen B.Z. am Mittag-Chefredakteurs, hinzu. Bis zum November 1945 gründete Habe in der amerikanischen Besatzungszone deutschsprachige Zeitungen, zuerst den 'Kölnischen Kurier', ferner die 'Frankfurter Presse', die 'Münchner Zeitung', den 'Bayerischen Tag' in Bamberg, den 'Weser Boten' (Bremen), die 'Ruhr Zeitung' (Essen), die 'Hessische Post' (Kassel), die 'Stuttgarter Stimme', den 'Braunschweiger Boten', die 'Allgemeine Zeitung' in Berlin. Waren diese Blätter der sogenannten „Heeresgruppen-Presse“ ursprünglich als eine Art Amtsblätter der amerikanischen Besatzungsbehörde gedacht, so entwickelten sie sich unter der Führung Hans Habes schon zu eigenständigen Zeitungen; denn Habe scheute sich nicht, die Vorgaben der amerikanischen Behörden zu ignorieren oder sehr eigenwillig zu interpretieren, und wurde deswegen wiederholte Male zum Rapport bestellt. Schon die Titel der Blätter standen in der Tradition deutscher Zeitungsnamen.[Einige Blätter bestanden nur kurze Zeit, von der 'Stuttgarter Stimme' etwa erschienen im August und September 1945 nur sieben Ausgaben; teilweise gingen die Zeitungen in den neuen, von den Besatzungsbehörden lizenzierten Zeitungsgründungen auf. Für die deutschen Kriegsgefangenen in der amerikanischen Besatzungszone regte Habe ein eigenes Organ an, die Wochenzeitung 'Rat und Tat' wurde geschaffen.
Als wichtigstes Zeitungsprojekt wurde seitens der amerikanischen Besatzungsmacht die Gründung der 'Neuen Zeitung' in München aufgefasst. Sie war bewusst als große, überregionale Zeitung geplant. Habe fungierte als Chefredakteur, der Schriftsteller Erich Kästner war für das Feuilleton zuständig, und Stefan Heym kümmerte sich um die Außenpolitik. Mit einer Auflage von bis zu 2,5 Millionen Exemplaren (und drei Millionen weiteren Abonnementwünschen, die wegen Papiermangels nicht bedient werden konnten) war Die 'Neue Zeitung' zeitweise die nach dem 'Daily Mirror' auflagenstärkste Zeitung Europas.
Im Dezember 1946 ließ sich Habe von Eleanor scheiden und heiratete im selben Monat die sechs Jahre ältere Schauspielerin Ali Ghito, die er schon 1938 kennengelernt, nach dem Krieg gesucht und wiedergefunden hatte. Fast gleichzeitig begann er ein Verhältnis mit der Filmschauspielerin Eloise Hardt, was zu einem Ehekrieg zwischen Ali Ghito und Hans Habe führte. Habe ließ sich 1948 in Mexiko scheiden und heiratete einen Tag später Eloise Hardt, bevor die Scheidung rechtskräftig wurde. Deswegen klagte ihn Ali Ghito der Bigamie an und lieferte dem 'Stern' pikantes Material für einen Artikel, der Anfang Juni 1952 erschien. Rechtskräftig wurde die Ehe mit Ali Ghito erst 1953 geschieden.
1949 wurde Habe Chefredakteur der 'Münchner Illustrierten' und 1951 des 'Echos der Woche'. Nebenbei verfasste und redigierte Habe in den Jahren 1946 bis 1953 auch Drehbücher für verschiedene Firmen in Hollywood. In den Jahren 1952 bis 1953 schrieb Habe für die 'Los Angeles Daily News' jeden zweiten Tag die Kolumne 'Outside America'.
1952 ging Habe als Kolumnist für die 'Los Angeles Daily News' wieder in die USA, kehrte aber im September 1953 als Chefkorrespondent dieser Zeitung nach Europa zurück. 1953 lernte er in München auch seine sechste und letzte Ehefrau, die ungarische Schauspielerin und Sängerin Licci Balla, kennen; die Vermählung fand 1955 in Salzburg statt. In der Folge lebte er unter anderem in St. Wolfgang am Wolfgangsee. Er schrieb weiterhin kommentierende Kolumnen zur allgemeinen Politik aus konservativer Sicht, u. a. für die 'Kölnische Rundschau'. 1960 ließ er sich in Ascona, Schweiz, nieder.
Habes literarisches Werk ist dem traditionellen Erzählstil verbunden. Er setzte sich zwar sehr kritisch mit der Nachkriegsliteratur auseinander, konnte jedoch z. B. mit der Gruppe 47 nichts anfangen. Seine Romane behandelten oft aktuelle, auch politische Themen und basierten nicht selten auf autobiografischen Erfahrungen. Einige seiner Romane wurden verfilmt, so u. a. 1943 'The Cross of Lorraine' ('A Thousand Shall Fall') von Tay Garnett, 1962 'Im Namen des Teufels' von John Paddy Carstairs, 1975 'Das Netz' von Manfred Purzer und 1988 'Mission nach Evian' von Erika Szanto. 1976 gründete Hans Habe die Vierteljahreszeitschrift 'Epoche'. {wikipedia, modifiziert}




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