Mittwoch, 4. November 2020

Der weite Himmel - Deutschsprachige Taschenbücher


Taschenbuch

»Der weite Himmel« 
 Der Wilde Westen im deutschsprachigen Taschenbuch 

 "Medicine Bow bestand aus neunundzwanzig Häusern, einem Kohlenhaufen, einem Wassertank, dem Stationsgebäude, einem Store, zwei Speisehäusern, einem Billardsaal, zwei Werkstätten und einem Mietstall. Manche Häuser hatten eine falsche Fassade, um den Eindruck zu erwecken, sie wären zwei Stockwerke hoch. Da standen sie nun mit ihrer bemitleidenswerten Fassade von einem Saum leerer Konservendosen umgeben, während dicht vor ihren Türen eine Welt von kristallklaren Licht begann, ein Land ohne Ende. In diese grenzenlose Weite hinein lief einsam eine Straße - über einen Hügel und hinab außer Sicht - und in der Ferne erneut einen Hang hinauf und hinunter in ein Tal - immer wieder hinauf und hinab bis in unermeßlichen Fernen."[1] 
 Owen Wister umriß 1902 in seinem berühmten Roman Der Virginier mit diesen Worten den Raum, in dem hinfort die meisten Western spielen sollten. Eine kleine unscheinbare Ansiedlung kontrastiert mit der Weite des Westens, einer Weite, die sich den in Europa vertrauten Dimensionen entzieht. In dieser Weite verstreut liegen die Arbeitsplätze der Cowboys - der Archetypen einer Vielzahl von Western. Die kleine Ansiedlung bildet einen Anlaufpunkt; hier kommen Menschen an, hier treffen sie sich, hier trennen sich ihre Schicksale aber auch wieder. 
Ein Billardsaal dient der Zerstreuung, im Store ist fast alles Lebensnotwendige zu kaufen und die Eisenbahn schafft die Verbindung zu anderen Orten. Das Erscheinen von Wisters Roman und auch die Veröffentlichung von Andy Adams The Log of a Cowboy (dt. Übersetzung: Das große Treiben)[2] nur ein Jahr später, führte im zwanzigsten Jahrhundert zur Publikation einer Vielzahl von Westernromanen unterschiedlichster Art. Mit Wisters und Adams Büchern verloren die Geschichten aus dem Wilden Westen einiges von ihrer Märchenhaftigkeit. Die "neuen" Western seit dieser Zeit bemühten sich - im Gegensatz zu den früheren Dime Novels - um Authentizität. Realistische Schilderungen rückten mit in den Vordergrund, wenn auch Romantik und Abenteuer nach wie vor sehr wichtig blieben. 
 Im deutschen Sprachraum erschienen neben zahlreichen Originalveröffentlichungen ab den 1920er Jahren eine Vielzahl von Übersetzungen aus dem Amerikanischen als Hardcover.[3] Romanhefte, Leihbücher für gewerbliche Leihbüchereien und vereinzelt ab den 1950er, verstärkt ab den 1960er Jahren als Taschenbücher. Dies unterstreicht, dass in den Nachkriegsjahren Tausende von Western in Deutschland geschrieben, verlegt, gekauft und gelesen wurden. 
 Im Folgenden seien die wichtigsten Taschenbuchreihen knapp vorgestellt.[4] Owen Wister eingangs zitierte Beschreibung stammt aus der Veröffentlichung seines Klassikers in der Reihe AWA Taschenbuch - Welt der Abenteuer, die ab Mitte der fünfziger Jahre im AWA-Verlag E.F.Flatau & Co. in München veröffentlicht wurde. Monatlich erschienen bis 1958 insgesamt 60 Bände, bei denen es sich zumeist um aus dem Amerikanischen übersetzte Westernromane handelte. Neben Wister waren Zane Grey, Max Brand, Ernest Haycox, Jack Schaefer, Clay Fisher, Louis L'Amour und andere bekannte Autoren vertreten. Abgesehen davon erschienen in der Reihe z.B. Science-Fiction-Romane von Hans Kneifel oder Isaac Asimov. 
 Während in der Welt der Abenteuer nur amerikanische Western veröffentlicht wurden, griff der Erich Pabel Verlag in Rastatt in seiner nur vierbändigen Taschenbuchausgabe Flying Jack schon 1951 und 1952 auf Texte des deutschen Autors Kurt Selter zurück. Parallel dazu erschienen eine Romanheftserie und eine Leihbuchreihe gleichen Namens. Kurt Selter war ein bekannter deutscher Unterhaltungsautor, der auch unter mindestens acht verschiedenen Pseudonymen Abenteuer-, Kriminal- und Westernromane verfaßte. 
 Western-Taschenbücher blieben in den fünfziger Jahren insgesamt selten - der Markt war von Romanheften und Leihbüchern beherrscht.[5] Leihbücher wurden von speziellen Leihbuchverlagen vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren für gewerbliche Leihbüchereien hergestellt.Auf dickem holzhaltigem Papier gedruckt, hatten sie zumeist einen Umfang von etwa 15 Druckbögen und farbige, oftmals plakative Titelbilder unter einem Suppronylbezug, der die Bände vor Verschmutzung schützen sollte. Sie konnten in gewerblichen Leihbüchereien, die sich selbst in kleinen Gemeinden fanden, gegen eine Gebühr von 25 bis 50 Pfennig ausgeliehen. Häufig waren diese Leihbüchereien an Zeitschriften- und Tabakläden angeschlossen. Ab den 1960er Jahren verschlechterte sich die Lage der Leihbüchereien.[6] Neue Medien wie das Fernsehen und auch das Taschenbuch rückten immer stärker in den Vordergrund. Dies gilt auch für den Western. 
1960 erschien Gordon D. Shirreffs Roman Der letzte Zug von Gun Hill als Band 43 in der Allgemeinen Reihe der Heyne Taschenbücher in deutscher Übersetzung. Der Veröffentlichung dieses amerikanischen Westerns folgten bis heute Hunderte von weiteren Übersetzungen in verschiedenen Reihen des Münchener Verlages.[7] Fast immer handelte es sich dabei um Übertragungen aus dem Englischen. 
 Den noch vereinzelten Westerntiteln in der Allgemeinen Taschenbuchreihe bei Heyne folgte ab 1962 eine eigenständige Westernreihe. Ihr erster Band war Der letzte Mann von Clay Fisher mit der Nummer 2007. Bei den nachträglich ausgelieferten Bandnummern 2004-2006 handelte es sich um Neuausgaben von Westerntiteln aus der Allgemeinen Reihe. Als letzter Roman der Reihe wurde 1989 mit Bandnummer 2781 von Louis L'Amour Auch Sacketts müssen sterben abgedruckt, ein Buch, daß schon zehn Jahre zuvor (Bandnummer 2536) einmal veröffentlicht worden war. Wichtigste Autoren der Reihe waren Max Brand (d.i. Frederick Schiller Faust), Zane Grey, Ernest Haycox, Henry Allen (Pseudonyme: Clay Fisher/Will Henry), Elmer Kelton, Louis L'Amour, Wayne D. Overholser, Lewis Byford Patten, Gordon D. Shirreffs, Luke Short, Owen Wister, Andy Adams, James Warner Bellah, Benjamin Capps, Frank Gruber, Clarence Buddington Kelland, Frederic Remington, Conrad Richter und Walter van Tilburg Clark. 
 Die Reihe der Heyne Western Taschenbücher war aufgrund ihrer langen Laufzeit und ihrer weitgehenden Beschränkung auf die Übersetzung amerikanischer Originale die umfangreichste und qualitativ wertvollste Western-Taschenbuchreihe auf dem deutschen Buchmarkt. Verändertes Leseverhalten und starke Rückgänge der Verkaufszahlen veranlaßten den Verlag, die Reihe 1989 einzustellen. 
 Es sei noch ein kurzer Blick auf Westernromane in den anderen Reihen des Heyne Verlages gestattet. In der Heyne Nostalgie Bibliothek erschien 1974 Friedrich Gerstäckers klassischer Romans Gold. Zwischen 1976 und 1978 veröffentlichte der Heyne Verlag dann dreizehn Bände mit Werken Karl May. Sieben dieser Romane spielen im amerikanischen Westen. Im Jahr 1981 startete die Reihe Gunn von Jory Sherman, die jedoch nach der Indizierung des sechsten Bandes aufgrund seiner als pornographisch eingestuften Szenen eingestellt wurde. Die wichtigste Nebenreihe Western Classics erschien jedoch schon in den späten 1960er Jahren mit neunzehn Bänden. 
 Im Jahr 1963 veröffentlichte der Erich Pabel Verlag in Rastatt mit James Warner Bellahs Der Mann, der Liberty Valance erschoß das erste mir bekannte Taschenbuch in seiner Reihe Pabel-Taschenbücher. In dieser seit 1960 erscheinenden Reihe wurden abgesehen von Western auch Bücher aus anderen Genres der Unterhaltungsliteratur gedruckt. Vier Jahre später erschien mit der Bandnummer 296 Les Savages Nebelreiter vom Yellowstone (Shadow Riders of the Yellowstone) als letzter bekannter Band der Reihe. Vorwiegend handelte sich auch hier um Übersetzungen aus dem Amerikanischen. Wichtige Autoren der Reihe waren Will C. Brown, Llewellyn Perry Holmes, Les Savage, Gordon Donald Shireffs und H.J.Stammel, dessen Texte unter dem Pseudonym Robert Ullman erschienen. 
Ab 1972 folgte dann im gleichen Verlag die vierzehntäglich erscheinende Reihe Colt-Western-Taschenbuch - Die Reihe amerikanischer und deutscher Spitzenautoren in der bis 1975 mindestens 74 Bände veröffentlicht wurden. Die ersten elf Titel wurden von Robert Ullman und G.F. Unger, den wohl wichtigsten deutschen Westernautoren der Zeit nach 1945 geschrieben. Später kamen dann vermehrt Übersetzungen aus dem Amerikanischen hinzu. Namen wie Willis Todhunter Ballard, Louis L'Amour, Wayne D. Overholser oder Frank O'Rourke zeigen, daß sich die Redakteure bei Pabel vielfach um Übersetzungen bekannter Autoren bemühten. 
 Ab Februar 1973 publizierte der Erich Pabel Verlag parallel zur vorgenannten Reihe das Star-Western-Taschenbuch - Die Reihe amerikanischer Spitzenautoren. Bis 1980 erschienen hier mindestens 91 Taschenbücher, die teilweise auch von deutschsprachigen Autoren geschrieben wurden. Generell gesehen waren die Verfasser dieser Bücher - leider wurden nicht immer die Originaltitel angegeben - unbekannter als ihre Kollegen in den zuvor genannten Reihen des Pabel Verlages. Die ab August [?] 1977 veröffentlichten Taschenbücher FARGO - Der Revolvermann unterschieden sich von den Vorgängerserien dadurch, dass sie einen Serienhelden hatten, der in allen Romanen auftrat. Als Autor der fast immer aus dem Amerikanischen übersetzten Bücher wurde zumeist John Benteen genannt. 
Ähnlich konzipiert waren die ab September 1977 veröffentlichten Titel der Reihe Lobo - Der Einzelgänger. Lobo, die Hauptfigur, trat 1976 erstmals in einer gleichnamigen Romanheftserie auf. Die Texte stammten von deutschen Autoren, die durchgängig amerikanisch klingende Pseudonyme benutzten. 
Ebenfalls 1977 begann eine dritte Taschenbuchreihe Sundance, in der genau wie in den beiden anderen seit diesem Jahr herausgegebenen Reihen die Abenteuer einer Hauptfigur beschildert wurden. Bis 1980 wurden mindestens 35 Texte veröffentlicht. Neben Übersetzungen erschienen hier Texte deutscher Autoren. 
Im Jahr 1985 folgten schließlich Die besten Western mit insgesamt 40 Bänden in der neugebildeten Verlagsunion Pabel-Moewig-Semrau (PMS-Verlag) in Rastatt. Bei den veröffentlichten Texten handelte es sich um Übersetzungen aus dem Amerikanischen, die zumeist schon zuvor in anderen deutschen Taschenbuchreihen erschienen waren. 
Der Bastei Verlag in Bergisch-Gladbach, in dem wie auch im Erich Pabel Verlag, seit den 1950er Jahren zahlreiche Western-Romanheftreihen veröffentlicht wurden, publizierte ab 1965 gleichfalls eine Taschenbuchreihe mit Western. Die Bastei-Western-Taschenbücher erschienen bis etwa 1978. Bei den mehr als 150 Titeln handelte es sich zunächst fast immer um Romane deutscher Autoren, die auch für die Romanheftreihen des Verlages schrieben. Genannt seien Rex Hayes (d.i. Günther Rexhaus), Uwe Hans Wilken, Robert S. Field (d.i. H.J.Stammel), G.F. Unger, und Robert Ullman (d.i. H.J.Stammel). Übersetzungen aus dem Amerikanischen waren anfangs selten, kamen aber in den siebziger Jahren häufiger vor. Neben vereinzelten Texten von Louis L'Amour oder Zane Grey wurden etliche Romane von Frank Gruber und Lewis B. Patten publiziert. 
Ab 1970 gab der Verlag die Taschenbuchreihe Lassiter heraus. Zunächst handelte es sich um Übersetzungen aus dem Amerikanischen. Als Verfasser wurde Jack Slade angegeben, später verfaßten verschiedene deutsche Autoren unter diesem Verlagspseudonym weitere Texte für die Taschenbuchreihe und die parallel dazu erscheinenden gleichnamigen Heftreihen, die bis heute in insgesamt drei Auflagen gedruckt werden. Die erste Auflage der Romanheftreihe hat inzwischen einen Umfang von mehr als 1100 Heften á 64 Seiten; als Taschenbücher sind bislang 279 Bände erschienen. In den Taschenbüchern und Romanheften werden die oftmals "märchenhaften" Abenteuer des bei Frauen sehr erfolgreichen Lassiter erzählt, die vor dem Hintergrund eines ahistorischen mythischen Wilden Westens spielen. Lassiter gehört zu den wenigen Taschenbuchreihen, die auch heute noch veröffentlicht werden. Im zweimonatlichen Turnus erscheinen neue Bände. 
Von 1971 bis 1973 erschien in deutscher Übersetzung die Anfang der 1960er Jahre in den Vereinigten Staaten herausgegebene Reihe McAllister von Matt Chisholm in insgesamt 24 Taschenbüchern. Ähnlich wie Lassiter und einige Reihen des Erich Pabel Verlages hatte McAllister einen Serienhelden, der in allen Taschenbüchern auftrat. 
G.F. Unger, einem der wichtigsten und produktivsten deutschsprachigen Westernautoren, widmete der Bastei Verlag ab 1972 die Reihe der G.-F.-Unger Taschenbücher. Monatlich erscheint noch heute ein Band, inzwischen handelt es sich um rund 300 Taschenbücher. Unger ist schon seit den fünfziger Jahren zunächst als Autor von Heftromanen und Leihbüchern tätig, die oftmals neu aufgelegt wurden. Mit mehr als 600 Heften und Büchern gehört er noch heute zu den beliebtesten Autoren von Western.[8] In seinen spannungsreichen Romanen muß sich oftmals ein einsamer Held gegen zahlreiche Widrigkeiten durchsetzen, bevor es zu einem verdienten zumeist glücklichen Ende kommt. 
 Ab 1980 erschien unter dem Titel G.F.Unger - Neuer Roman eine zweite Taschenbuchreihe, in der ebenfalls nur Romane Ungers veröffentlicht werden. Hierbei handelte es sich um neugeschriebene Texte, während in der anderen Reihe ältere Romane erneut herausgegeben wurden. Auch diese Taschenbuchreihe (bislang knapp 180 Bände) erscheint noch heute. 
 Zwischen 1978 und 1980 gaben die Western-Redakteure des Bastei Verlages zudem eine dreiundzwanzig Titel umfassende Reihe von Romanen des Amerikaners Lewis B. Patten heraus (Lewis B. Patten - Amerikas großer Erfolgs-Autor). Teilweise übernahm man hier ältere Übersetzungen, zum anderen Teil handelte es sich um Neuübersetzungen. Ähnlich konzipiert war auch die Louis L'Amour-Taschenbuchreihe, die in 14 Bänden von 1980 bis 1981 erschien. Die von 1979-1982 veröffentlichten Neuen Western aus Amerika wurden von verschiedenen zumeist nicht besonders bekannten Autoren verfaßt. Genannt seien John McLaglen, Joe Millard, Walter J. Cobb, Charles H. Preece und Tabor Evans.  Eine weitere Westerntaschenbuchreihe war ab 1981 dem Autor H. J. Stammel gewidmet, der auch als Verfasser von Sachbüchern über den Wilden Westen hervorgetreten war. Stammels Texte erschienen unter dem Pseudonym Robert Ullman; dieser Deckname wurde allerdings auch von anderen Westernautoren verwandt. In der Reihe Robert Ullman erschienen bis 1985 mindestens 35 Titel. 
Abgesehen von diesen speziellen Westernreihen veröffentlichte der Bastei-Verlag auch in seiner Allgemeinen Taschenbuchreihe etliche Bücher, die dem Western zuzurechnen sind. Mehrfach handelte es sich hierbei um Romane zu Filmen bzw. um Romane nach denen Filme gedreht wurden. Erwähnenswert ist eine Anthologie mit Westerngeschichten des Bestsellerautors John Jakes, die 1994 veröffentlicht wurde.[9] 
Mitte der 1960er Jahre begann auch der Münchener Arthur Moewig Verlag mit der Herausgabe einer Westerntaschenbuchreihe. Als Moewig-Taschenbücher - Western erschienen zunächst vorwiegend Übersetzungen aus dem Amerikanischen, z.B. einige Werke von Elmer Kelton oder zwei Bände mit Romanen zu der damals im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Bonanza-Serie. Hinzu kamen zahlreiche Bücher von deutschen Autoren wie Robert Ullman, G .F. Unger, H .C. Hollister (d.i. Herbert Christian Nagel), H. S.Sharon (d.i. Heinz Squarra) oder U. H. Wilken. 
Als weiterer Romanheftverlag stieg der Rastatter Zauberkreis-Verlag ab Mitte der 1960er Jahre ins Geschäft mit umfangreicheren Texten ein. Als Z-exklusiv erschien ab ungefähr 1965 eine Reihe von 128-seitigen Bändchen, die ab 1969 als Taschenbücher fortgeführt wurden. Zunächst druckte man hier neben Western, Kriminal-, Science-Fiction- und Liebesromane. In späteren Jahren veröffentlichte der Verlag in der Reihe vorwiegend Western deutscher Autoren. Als ihr wichtigster sei erneut G. F. Unger genannt. 
Im Jahr 1966 publizierte der Deutsche Literatur-Verlag in Hamburg sechs Bände der D.L.V-Western; diese Reihe wurde ab 1967 als Kelter Taschenbücher - Western im Hamburger Martin Kelter Verlag fortgeführt. Bis 1974 erschienen hier rund 100 Bände aus den Federn deutscher Autoren. G.F. Unger - hier vielfach unter dem Pseudonym G. F. Bucket, Peter Kann unter den Pseudonymen Frank Laramy und William Mark, H. J. Stammel, der die Decknamen Robert S.Field und Robert Ullman verwandte, Albert Konrad Burmester, der als Axel Berger schrieb und H. C. Nagel, dessen Texte außer unter seinem wirklichen Namen auch mit der Verfasserangabe H. C. Hollister gedruckt wurden, waren die wichtigsten Autoren dieser Reihe. 
Um 1980 gab der Verlag in seiner Reihe Kelter Taschenbuch dann zahlreiche weitere Westernromane heraus, die ebenfalls fast immer von deutschen Schriftstellern stammten. In dieser Reihe erschienen allerdings neben den Western andere Unterhaltungsromane. 
Auch der Münchener Wilhelm Goldmann Verlag veröffentlichte in der zweiten Hälfte der 1960 eine Taschenbuchreihe in der mehr als die Hälfte Western abgedruckt wurden. Als Abenteuer-Taschenbücher erschienen u.a. Romane von Will Henry, Clifton Adams, Carter Travis Young, William Olivier Turner, Theodore V. Olsen und Lewis P. Patten. Abgesehen davon publizierte der Verlag in der Reihe einige Abenteuer- und Spannungsromane. Erst 1977 erschien dann eine reine Westernreihe. Die Goldmann Western von denen ungefähr 25 weitere Bände gedruckt wurden, waren Übersetzungen aus dem Amerikanischen. 
Als weiterer bekannter Taschenbuch-Verlag veröffentlichte der Ullstein-Verlag in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre eine Reihe von Western. Nachdem schon 1970 und 1971 insgesamt vier Anthologien (jeweils unter dem Titel Western-Stories) mit amerikanischen Westernkurzgeschichten erschienen waren, gab Walter Spiegl nun Romane mit Übersetzungen aus dem Amerikanischen heraus. Erwähnt seien Schüsse am Brazos (Trouble on the Brazos) von Will C.Brown, Texas-Colt (The Fighting Texan) von Will Cook, Und lautlos stirbt das Tal (The Big Pasture) von Clay Fisher und Weg der Vergeltung (The Drifters) von Allan R. Bosworth. 
Neben diesen umfangreicheren Reihen mit Westerntaschenbüchern finden sich in den Programmen verschiedener Verlagen immer wieder einmal Einzeltitel. Beim Xenos-Verlag in Hamburg wurde z.B. 1978 mit der Verlagsnummer 3001 ein Doppelband mit zwei Romanen von Gordon D. Shirreffs gedruckt und der Williams Verlag veröffentlichte in den 1970er Jahren einige Westerntaschenbücher, die aus dem Dänischen übersetzt wurden. Auch bei anderen Verlagen, wie z.B. bei dtv oder bei Fischer erschienen und erscheinen gelegentlich Texte, die man aufgrund ihrer Handlung als Westernromane bezeichnen kann. Die Abgrenzung, ob es sich bei einem Buch um einen Western handelt oder nicht ist nicht immer einfach. Sind z.B. die deutschen, französischen oder englischen Amerikaromane des vorigen Jahrhunderts Western oder nicht? Wie verhält es sich mit den Lederstrumpferzählungen von James Fenimore Cooper? Zahlreiche dieser Titel sind auch als Taschenbücher in den unterschiedlichsten Buchreihen erschienen; hier wurde jedoch weitgehend auf ihre Berücksichtigung verzichtet, um den Rahmen des Beitrages nicht zu sprengen. Unberücksichtigt blieben zudem die für jugendliche Leser bestimmten Western in Jugendtaschenbuchreihen. Somit kann der vorstehende Überblick nicht vollständig lösen, es bleiben immer einige bibliographische Lücken. 
 Festzuhalten ist, daß vor allem in den 1960er und 1970er Jahren Western in Taschenbuchform eine hohe Verbreitung fanden. Viele Verlage, vor allem diejenigen, die wie Bastei, Pabel, Moewig, Zauberkreis und Kelter auch Romanhefte mit Western veröffentlichten, haben dazu beigetragen. In ihnen erschienen insgesamt mehr als 2700 Taschenbücher,[10] die die wichtigsten amerikanischen Autoren in Übersetzungen dem deutschen Publikum näher brachten und zudem deutschen Schriftstellern ein Forum boten, ihre Ideen vom Wilden Westen zu artikulieren. Die Qualität der Übersetzungen war oft nicht besonders hoch, zudem wurden die Texte leider vielfach gekürzt und auch der literarische Wert zahlreicher Taschenbücher ist eher als niedrig einzuschätzen. Dennoch, und dies sei hier explizit betont, kommt den Taschenbüchern eine sehr wichtige Rolle zu. Ihre verhältnismäßig hohen Auflagen erreichten ein weitaus breiteres Publikum als die zuvor erschienenen Hardcover und die Leihbücher der 1950er Jahre. Sie waren - wie auch Romanheftserien, Filme und Fernsehserien - dafür verantwortlich, daß der Western und damit ein bestimmtes Bild der amerikanischen Pionierzeit auch in Deutschland zu einem populären Mythos wurden. 

 (Der Beitrag erschien erstmals in Studies in the Western, 1995; für die Online-Fassung wurde nur das Layout angepasst.) 
 
 [1] WISTER, Owen: Der Virginier. München 1956, S. 12 f. 
 [2] ADAMS, Andy: Das große Treiben. München 1977 
 [3] Eine Publikations- und Rezeptionsgeschichte des Westernromans in Deutschland ist ein Desiderat der Forschung. Generell ist vor allem die bibliographische Erforschung dieses Genres der Unterhaltungsliteratur unzureichend. Nur zu wenigen Autoren liegen bislang umfangreichere Beiträge vor (z.B. SCHMITT, Günter: Zane Grey. Biographie/ Bibliographie. - In: Friedrich Schegk (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, 24. Ergänzungslieferung. Meitingen 1994; oder: ROTH, Karl Jürgen: Max Brand. Biographie/ Bibliographie. - In: Friedrich Schegk (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, 25. Ergänzungslieferung. Meitingen 1994. Für die Jahre zwischen 1900 und 1945 bietet Peter WANJEK Titelverzeichnisse der Romanhefte in seiner verdienstvollen Bibliographie Der deutsche Heftroman. Ein Handbuch der zwischen 1900 und 1945 im Deutschen Reich erschienen[en] Romanhefte. [Wilfersdorf 1993]. Jens-Ulrich DAVIDS: Das Wildwest-Romanheft in der Bundesrepublik Deutschland. Tübingen 2. erw. Aufl. 1975 (= Untersuchungen aus dem Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen Bd. 24) stellt knapp die Ursprünge des Genres dar und untersucht seine Strukturen, bietet aber kaum bibliographisch verwertbare Informationen. Auch Heinz J. GALLE nennt in Klassische Indianererzählungen in Heftreihen im deutschsprachigen Raum nach 1945 ( - In: Friedrich Schegk (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, 27. Ergänzungslieferung. Meitingen 1995) nur kursorisch die Titel der Reihen und verzichtet auf die Angabe der einzelnen Hefttitel. Ähnliches gilt für die bibliographischen Hinweise in Matthias SCHALOW (Hrsg.): Allgemeiner Deutscher Roman-Preiskatalog 1994-1995. Berlin 1993. Hier werden allerdings zudem zahlreiche Titel von Leihbüchern angegeben. 
[4] Vgl. dazu auch Anhang 1 und Anhang 2 (hier nicht berücksichtigt)
 [5] Knappe Überblicke zu Romanheften und Leihbüchern sind für die folgenden Ausgaben der Studies in the Western geplant. 
[6] Zum Leihbuch siehe: WEIGAND, Jörg: Träume auf dickem Papier. Das Leihbuch nach 1945 - ein Stück Buchgeschichte. Baden-Baden 1995  
[7] Eine Bibliographie der Western-Taschenbücher im Münchener Wilhelm Heyne-Verlag erscheint noch in diesem Jahr (ROTH, Karl Jürgen: Heyne Western [u.a.]. - In: Friedrich Schegk (Hrsg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, 29. Ergänzungslieferung. Meitingen 1995). Ihr werden sich an gleicher Stelle weitere Bibliographien zu den in anderen Verlagen erschienenen Reihen anschließen. 
[8] Eine kleine Episode unterstreicht dies. Bei einem Flohmarktbesuch Mitte September 1995 fragte ein junger Mann von etwa 30 Jahren an zahlreichen Ständen, ob unter den zum Kauf angebotenen Heften und Büchern Titel von "Unger" seien. Der Name "Unger" diente ihm als Qualitätsmerkmal für die Western, die er lesen wollte! 
 [9] JAKES, John: Gewaltig ist das Land. Geschichten aus Amerikas wildester Zeit. Hrsg. von Bill Pronzini und H. Greenberg. Bergisch-Gladbach 1994 [10] Hier sind auch Mehrfachveröffentlichungen der gleichen Titel bei Verlagen und in Reihen gezählt. Nicht berücksichtigt bleiben Neu- bzw. Nachauflagen in der gleichen Reihe mit gleichbleibender Verlagsnummer. 

Karl Jürgen Roth

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