Donnerstag, 2. Dezember 2021

2. Dezember - Jan Potocki

GEDENKTAGE - 2. Dezember 

Jan Graf Potocki
(* 8. März 1761 in Pików, Podolien, Polen; † 2. Dezember 1815 in Uładówka, Podolien, Russisches Kaiserreich) war ein polnischer Forschungsreisender, Historiker, Romancier und Diplomat.
Jan Potocki entstammte der alten Adels- und Magnatenfamilie Potocki. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder wurde er 1774 in der Schweiz in Genf erzogen. Als 17-Jähriger wurde er für kurze Zeit in Wien Soldat in der österreichischen Armee. Danach machte er ausgiebige Reisen im Mittelmeerraum. 1784 besuchte er Ägypten. Goethe und Herder lernte er in Deutschland kennen. Seit 1785 lebte er in Paris. 1788 schloss er sich kurze Zeit der polnischen Armee an. Zur Zeit der Französischen Revolution lebte Potocki in Paris. Er war maßgeblich beteiligt an der polnischen Konstitution vom 3. Mai 1791. Ab 1794 forschte er in deutschen Bibliotheken zur Vor- und Frühgeschichte des Slawentums, hatte Kontakt mit Klopstock und war Gast bei Heinrich von Preußen auf Schloss Rheinsberg, wo er mit der Niederschrift seines Romans 'Die Handschrift von Saragossa' begann. Bei der Krönung Zar Pauls I. 1797 in Moskau war er als inzwischen russischer Untertan pflichtgemäß zugegen und machte anschließend eine ausgiebige Forschungsreise an die untere Wolga und in den Kaukasus. Im Zarenreich fungierte er als Berater Zar Alexanders I. in St. Petersburg, wurde 1806 Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften und nahm an einer Expedition nach Sibirien, der Mongolei und China teil, die abgebrochen wurde. 
Potocki war zweimal verheiratet. Seiner ersten Ehe mit Julia Lubomirska (1764–1794) entstammten zwei Kinder, Alfred Wojciech Potocki und Artur Potocki. Aus der zweiten Ehe mit Konstancja Potocka (1781–1852) gingen die drei Kinder Bernard Potocki, Irena Potocka und Teresa Potocka hervor.
In seinen letzten Lebensjahren zog sich der unter Depressionen leidende Graf auf seine Landgüter in Podolien und Wolhynien zurück. Sein Lebensende ist bizarr genug, um aus seinem eigenen Roman zu stammen: Potocki starb durch Selbsttötung, indem er sich mit einer silbernen Kugel erschoss, welche die Bekrönung seines Samowars gebildet hatte und die er in tagelanger Arbeit immer kleiner gefeilt hatte, bis sie genau in den Lauf seiner Pistole passte. (Andere Quellen nennen statt des Samowars eine silberne Zuckerdose, die Potocki von einem Geistlichen geschenkt worden war.)
Potocki zählte zu den bedeutenden Historikern und Ethnographen des 18./19. Jahrhunderts und untersuchte als einer der ersten Wissenschaftler die Vor- und Frühgeschichte der slawischen Völker. So war er seinen Zeitgenossen vor allem als Forschungsreisender bekannt, der entlegene Gegenden Europas, Asiens und Afrikas besuchte und in einer Reihe stets französisch abgefasster Bücher akkurat beschrieb.
'Die Handschrift von Saragossa' bzw. 'Die Abenteuer in der Sierra Morena' (im französischen Original 'Manuscrit trouvé à Saragosse'): Der Titel erklärt sich daraus, dass sich das Werk in einem kurzen Vorwort des „Herausgebers“ als ein altes Manuskript ausgibt, das letzterer während der Napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel in einem verfallenen Gebäude nahe der spanischen Stadt Saragossa gefunden haben will.
Die Publikationsgeschichte ist selbst romanhaft: Zu Potockis Lebzeiten erschienen ab 1805 Vorabdrucke bzw. Privatdrucke in Kleinstauflagen mit Teilen des französischen Textes. Nach Potockis Freitod ging das von ihm zur Drucklegung nach Paris geschickte vollständige Manuskript verloren und konnte trotz der von Puschkin angeregten Nachforschungen nicht wieder aufgefunden werden. Dafür erschienen mehrere Raubdrucke, so dass Potockis Urheberschaft erst durch einen Gerichtsprozess wieder bekannt wurde. Eine vollständige, aber unzuverlässige polnische Übersetzung des Romans erschien 1847. Obwohl inzwischen weitere Textteile in Potockis „Handschrift“ aufgetaucht sind, bleibt die Wiederherstellung des Textes eine Rekonstruktionsarbeit: Noch in der aktuellen französischen Ausgabe von 1989 mussten ca. 15 % des Textes aus der polnischen Übertragung rückübersetzt werden, während der Rest mehr oder minder sicher im französischen Original überliefert ist.
Nach dem Vorbild der Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht sowie Erzählzyklen der Renaissance (Giovanni Boccaccios Decamerone, Margarete von Navarras Heptaméron) besteht 'Die Handschrift von Saragossa# aus einer Rahmenerzählung, in die zahlreiche Geschichten eingebettet sind. Der jugendliche (und teils etwas naive) Held, Alphonse (bzw. Alfonso) van Worden, muss die unwirtliche Sierra Morena im Hochland von Spanien durchqueren, gerät dabei in zahlreiche Abenteuer, insbesondere (scheinbare) Spuk- und Gespenstergeschichten, und begegnet zahlreichen teils obskuren, teils faszinierenden Personen, welche die eingebetteten Geschichten erzählen. {wikipedia, modifiziert}




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